Ramon Gehrmann vom SGV Freiberg

„Die Stuttgarter Kickers werden nicht zu halten sein“

Ramon Gehrmann startet am Dienstag mit dem SGV Freiberg in die Vorbereitung auf die neue Regionalligasaison. Der Trainer spricht über die Kaderplanung, mögliche Neuzugänge von den Stuttgarter Kickers wie Mo Baroudi und die Perspektive seines Ex-Clubs.

Trainer Ramon Gehrmann (li.), Sportdirektor Christian Werner: Es gibt noch viel zu tun beim SGV Freiberg.

© Baumann/Hansjürgen Britsch

Trainer Ramon Gehrmann (li.), Sportdirektor Christian Werner: Es gibt noch viel zu tun beim SGV Freiberg.

Von Jürgen Frey

Ramon Gehrmann (47) hat den SGV Freiberg im Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Ex-Club Stuttgarter Kickers in die Regionalliga geführt. Wie schätzt der 47-jährige Fußball-Lehrer die Chancen für beide Teams in der neuen Runde ein?

Herr Gehrmann, an diesem Samstag kürt der Württembergische Fußballverband (WFV) beim Landesfinale um den Meister-Cup in Kirchheim- Jesingen den Meister der Meister. Mit welchem Team wird Oberliga-Titelträger SGV Freiberg am Ball sein?

Das Problem ist, dass wir elf Abgänge zu verzeichnen haben, meine Spieler zudem in alle Himmelsrichtungen verstreut sind. Also nach aktuellen Stand wird unsere U19 den SGV vertreten, mal schauen, vielleicht kommt noch der eine oder andere aus der ersten Mannschaft dazu. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, würde ich unserem A-Jugend-Trainer natürlich auch das Coaching überlassen.

Wie haben Sie denn das entscheidende Aufstiegsspiel Ihres Ex-Clubs Stuttgarter Kickers in Trier verfolgt?

Auf meinem Tablet am Pool in einem Club in Marokko, gemeinsam übrigens mit Thomas Leberer, dem Trainer des SV Linx, der ebenfalls dort Urlaub machte. Bis zum Trierer Treffer zum 1:0 durch Robin Garnier war ich mir eigentlich sicher, die Kickers gewinnen das Spiel. Sie waren auch die bessere Mannschaft. Schade, dass es nicht gereicht hat. Ich habe den Blauen die Daumen gedrückt. Ich hoffe, sie schaffen es in der neuen Saison.

Wie stehen da die Chancen aus Ihrer Sicht?

Bei Absteiger SG Sonnenhof Großaspach gibt es viele Personalwechsel, sie werden ihre Anlaufschwierigkeiten haben. Die anderen Teams werden nicht stark genug sein, die Kickers zu gefährden. Auch wenn der FC 08 Villingen aufrüstet, der 1. CfR Pforzheim eine sehr gute Mannschaft haben wird und sich der 1. Göppinger SV mit Mijo Tunjic sehr intelligent verstärkt hat. Er passt als Strafraumstürmer überragend in die Spielphilosophie von Trainer Gianni Coveli, da er durch das flügelbetonte System mit Flanken gefüttert wird. Ich bin mir aber sicher, die Kickers werden nicht zu halten sein.

Führungsspieler wie Ruben Reisig und Niklas Kolbe sollen das Interesse bei höherklassigen Clubs geweckt haben.

Vor allem wie ich Niklas kenne, legt er seine Priorität auf sein zweites Standbein, sein Studium. Wenn es anders wäre, hätte er auch vor drei oder vier Jahren weiter hoch wechseln können.

Ihr Ziehsohn Denis Zagaria wird vom ambitionierten, gut betuchten Landesligisten Türkspor Neckarsulm umworben.

Dabei heißt es doch immer ich hole ihn nach Freiberg (lacht). Im Ernst: Auch bei ihm kann ich mir keinen Wechsel vorstellen. Er hat bei den Kickers die Stabilität für sich und sein Leben gefunden, er arbeitet nebenbei bei einem Sponsor und genießt zudem viel Anerkennung bei den Blauen.

Bisher elf Abgänge

Kommen wir zum SGV. Elf Abgänge, darunter beide Torhüter, Abwehrstratege Lukas Hoffmann und Top-Torjäger Marco Grüttner. Es muss sich noch einiges tun in Freiberg.

Stimmt schon und wir sind natürlich auch dran an potenziellen Neuzugängen. Auf der anderen Seite haben wir schon einen absolut regionalligatauglichen Stamm mit Spielern wie Marco Kehl-Gomez, Christian Mauersberger, Yannick Thermann, Angelo Rinaldi, Christian Mistl, Azur Velagic, und Marcel Sökler. Dazu muss noch der eine oder andere Qualitätsspieler kommen, der den Unterschied ausmacht und fünf oder sechs Perspektivspieler.

Zumal in der Regionalliga fünf U-21-Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen müssen.

Unabhängig davon wollten wir den Kader verjüngen. Das war schon immer der Plan und dafür wurde ich auch verpflichtet.

Deshalb sind auch Ihre ehemaligen Spieler aus Kickers-Zeiten, Konrad Riehle und vor allem Mohamed Baroudi, auch in Freiberg im Gespräch. Wie groß ist Ihr Interesse?

Beides sind tolle Spieler die sich super entwickelt haben – das macht sie natürlich für jeden Club interessant.

Warum tut sich der SGV so schwer, neue Spieler zu bekommen?

Unser Aufstieg liegt erst zwei Wochen zurück. In dieser Zeit haben wir bereits sehr viele Gespräche geführt und werden zeitnah die Verpflichtung einiger Spieler bekannt geben können.

Kann auch das geringe Zuschauerinteresse, die wenig ausgeprägte Fan-Kultur ein Argument gegen Freiberg sein?

Das kann schon sein, aber zum einen geht die Transferperiode noch bis zum 31. August, und es war schon immer klar, dass wir einen langen Atem benötigen werden. Weniger Zuschauer bedeutet aber auch weniger Druck. Bei uns können sich junge Spieler unter professionellen Bedingungen super entwickeln. Durch den Aufstieg haben wir uns eine Art Monopolstellung in der Region erarbeitet.

Doppelrolle für Werner?

Ihr Sportdirektor Christian Werner ist nach wie vor als Leiter der Scouting-Abteilung bei Waldhof Mannheim im Gespräch. Jetzt heißt es, er könne trotzdem dem SGV erhalten bleiben. Ist das denkbar?

Ich arbeite mit ihm, was die Kaderplanung betrifft, eng zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er dem SGV erhalten bleibt, wie auch immer die Position genau aussieht.

Wäre das nicht ein Interessenskonflikt?

Also den SV Waldhof zieht es in die zweite Liga, wir wollen in der Regionalliga bleiben. Da würde ich keinen Interessenskonflikt sehen, ganz im Gegenteil.

SGV-Vorbereitungsprogramm

Termine 25. Juni in Kirchheim-Jesingen: Erdinger Meister-Cup. 28. Juni (14 Uhr): Trainingsstart. 3. Juli (11 Uhr), Testspiel: SGV Freiberg – VfR Heilbronn. 6. Juli (18 Uhr) in Mönsheim, Testspiel: 1. CfR Pforzheim – SGV Freiberg. 9. Juli (12 Uhr), Testspiel: TSG Tübingen – SGV. 16. Juli (14 Uhr): FC Nöttingen – SGV. 19. Juli (18 Uhr), Testspiel: FSV Hollenbach – SGV. 23. Juli, erste WFV-Pokal-Runde. 30. Juli, zweite WFV-Pokal-Runde. 6. August: Erster Regionalliga-Spieltag. (jüf)

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Erstellt:
24. Juni 2022, 07:48 Uhr
Aktualisiert:
24. Juni 2022, 19:39 Uhr

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