Doppelaufstieg löst Freudentaumel im Täle aus

Aufstiegsgeschichten: Erstes Männerteam und die Frauenmannschaft der Handballabteilung der SG Weissach im Tal schaffen den Sprung in die Bezirksklasse

Hinter der Handballabteilung der SG Weissach im Tal liegt die erfolgreichste Saison ihrer Historie. Das erste Männerteam eroberte als Aufsteiger den zweiten Platz in der Kreisliga A und schaffte damit den Durchmarsch in die Bezirksklasse. Dort kämpfen künftig auch die Frauen aus dem Täle um Punkte, die sogar den Meistertitel in der Kreisliga A feierten. Nun wollen sich beide Mannschaften eine Etage höher etablieren.

Die Kreisliga-A-Saison war für die SGW-Handballerinnen eine runde Sache, das jahrelang am Tabellenende dahindümpelnde Team feierte den Meistertitel. Fotos: T. Sellmaier (3), A. Becher (1)

Die Kreisliga-A-Saison war für die SGW-Handballerinnen eine runde Sache, das jahrelang am Tabellenende dahindümpelnde Team feierte den Meistertitel. Fotos: T. Sellmaier (3), A. Becher (1)

Von Steffen Grün

Für die Kreisliga A im Frauenbereich gilt: Tiefer geht’s nicht. Und selbst in der niedrigsten Spielklasse dümpelten die SGW-Handballerinnen in den vergangenen Jahren meistens am Tabellenende dahin. Ein zarter Aufwärtstrend deutete sich in der Saison 2017/2018 an, obwohl 10:26 Punkte auch nur für den vorletzten Platz reichten. Benedikt Pollak erinnert sich aber an viele knappe Niederlagen, weshalb die Ziele vor der jüngst so erfolgreich beendeten Runde ehrgeiziger wurden. „Intern haben wir die Plätze eins bis vier angestrebt“, verrät der Trainer, der seine eingespielte Truppe um fünf Talente erweiterte, weil keine A-Jugend gemeldet werden konnte. Der Kader bot ihm deshalb ausreichend Alternativen – ein Plus im Vergleich zur Konkurrenz.

Zudem trat der erwartete Lerneffekt im Vergleich zu der vorherigen Saison ein. „In schwierigen Situationen sind wir ruhig geblieben und haben die engen Spiele meistens gewonnen“, freut sich Pollak. Als das nach dem starken Start mit vier Siegen in Serie beim 18:19 bei der HSG Sulzbach-Murrhardt II doch mal nicht der Fall war, blieb die SGW trotzdem in der Spur und holte danach 13:1 Punkte am Stück. Die einzige echte Schwächephase erlaubte sich Weissach mit drei sieglosen Spielen im Februar und März, als der Aufstieg bereits in greifbare Nähe gerückt war. „Da war vieles Kopfsache“, weiß der 28-Jährige, „das Team war willig, stand sich aber vorübergehend selbst im Weg.“ Wie beim 15:15 gegen die HSG Neckar FBH II, als ein komfortables Fünftorepolster verspielt wurde.

Als mit der klaren 16:23-Niederlage in Markgröningen die Tabellenführung verloren ging, schien der Titelgewinn beinahe futsch, doch die SGW gewann ihre letzten drei Spiele und profitierte von einem Patzer des Rivalen. „Dieses Quäntchen Glück hatten wir uns verdient“, so Pollak, „denn meine Mannschaft war immer zu 100 Prozent da, wenn es darauf ankam.“ Mit einer guten Mischung aus Talenten und erfahrenen Kräften sowie einem weitgehend unveränderten Kader peilt Weissach in der Bezirksklasse den Ligaverbleib an.

Dort etablieren möchten sich auch die SGW-Männer, für die das eine Jahr in der Kreisliga A lediglich eine Durchgangsstation war – und das, nachdem sie zuvor etwa zwei Jahrzehnte in der Kreisliga B um Punkte gekämpft hatten. „Ich bin schon überrascht, wie gut es gelaufen ist“, wehrt sich Marco Dutenstädter gegen den Eindruck, beim anfangs als Saisonziel propagierten Nichtabstieg habe es sich um Tiefstapelei gehandelt. „Zumal die Vorbereitung nicht optimal war“, fügt der Spielertrainer hinzu und führt Verletzungen, studienbedingte Auslandsaufenthalte und die mangelnden Hallenkapazitäten in den Ferien an. Trotz dieser Misslichkeiten startete der Neuling mit 11:1 Punkten aus den ersten fünf Partien und sendete damit ein klares Signal an die Konkurrenten.

„Es war klar, dass wir die Euphorie des Aufstiegs mitnehmen und die Welle möglichst lange reiten mussten“, sagt Dutenstädter, der mehrere Erfolgsfaktoren ausgemacht hat. Da wäre „mein Spielkonzept, das diese Saison endgültig in Fleisch und Blut übergegangen ist“ und darauf basiert, dass sich die SGW zehn, elf feste Spielzüge hart erarbeitet hat. Vergleichsweise viel auf diesem Niveau, betont der 34-Jährige und verweist auf die daraus resultierende Flexibilität, auf Über- oder Unterzahl zu reagieren. Zudem lobt er das hohe Tempo, das seine Truppe gehen konnte, sowie den starken Torwart Craig Tigges, der mit seinen Paraden und dem blitzschnellen Umschalten zahlreiche Konter einleitete.

Umso härter trifft es Weissach, dass der Routinier zwischen den Pfosten die Turnschuhe an den Nagel hängen und nur noch im absoluten Notfall einspringen will. „Es wird schwer, ihn zu ersetzen“, betont Dutenstädter, der allerdings schon einen neuen Keeper an der Angel hat. Weil mit Maximilian Hirth außerdem einer der treffsichersten Schützen eine Pause einlegt, ist der Verein auf der Suche nach weiteren Verstärkungen. Im Sommer soll ein Training stattfinden, um sich noch einmal ein Bild von den Kandidaten zu machen, von denen der Trainer glaubt, „dass sie uns generell verstärken“. Von Vorteil ist darüber hinaus, dass der zuletzt immerhin schon sporadisch zur Verfügung stehende Rückraumspieler Michael Grün wieder komplett einsteigt.

Unabhängig von diesen Personalien will Dutenstädter sein Team weiterentwickeln, „die Abwehr ist die größte Baustelle“. Insgesamt schätzt er den Sprung in die Bezirksklasse deutlich höher ein, als es von der Kreisliga B in die Kreisliga A der Fall war – insbesondere in Sachen Tempo und Athletik. „Die Brandung wird höher, aber wir wollen die Euphoriewelle wieder möglichst lange reiten“, sagt der Spielertrainer, der dabei auch auf die tolle Unterstützung von 100 bis 200 Fans pro Partie baut.

Treten als Vizemeister den Weg nach oben an: Weissachs Männer mit Maximilian Hirth, Fabrice Weirich, Jozsef Barkaszi, Manuel Nick, Joscha Siegel, Michael Grün, Luca Ottomania, Maximilian Voigt und Co-Trainer Thomas Schwaderer (hinten von links) sowie Julius Watzek, Marvin Häußer, Christian Knoll, Sven Ilse, Benedikt Pollak, Marco Pfauser und Michael Wertenauer (vorne).

© Tobias Sellmaier

Treten als Vizemeister den Weg nach oben an: Weissachs Männer mit Maximilian Hirth, Fabrice Weirich, Jozsef Barkaszi, Manuel Nick, Joscha Siegel, Michael Grün, Luca Ottomania, Maximilian Voigt und Co-Trainer Thomas Schwaderer (hinten von links) sowie Julius Watzek, Marvin Häußer, Christian Knoll, Sven Ilse, Benedikt Pollak, Marco Pfauser und Michael Wertenauer (vorne).

Doppelaufstieg löst Freudentaumel im Täle aus

© Sportfotografie Alexander Becher

„Meine Mannschaft war immer zu 100 Prozent da,

wenn es darauf ankam.“

Benedikt Pollak

Trainer der SGW-Frauen

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Erstellt:
23. Mai 2019, 06:00 Uhr

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