Drei Trophäen im Blick: Draisaitl startet in NHL-Restsaison

dpa Edmonton. Am Samstag ist die lange Zeit des Wartens für Leon Draisaitl vorbei. Gegen die Chicago Blackhawks geht es für ihn und die Edmonton Oilers in der NHL endlich wieder um was. Das Team will den Stanley Cup. Draisaitl selbst könnte die Saison sogar mit drei Pokalen beenden.

Leon Draisaitl will mit den Edmonton Oilers den Stanley Cup gewinnen. Foto: Mark Humphrey/AP/dpa

Leon Draisaitl will mit den Edmonton Oilers den Stanley Cup gewinnen. Foto: Mark Humphrey/AP/dpa

Im Idealfall übertrifft Leon Draisaitl sein Idol Dirk Nowitzki am Ende dieser verrückten NHL-Saison sogar.

Der beste deutsche Basketballer war in seiner NBA-Karriere wertvollster Spieler der Hauptrunde, ebenso MVP in einer Finalserie und zudem Meister. All das könnte Eishockey-Profi Draisaitl im Herbst theoretisch auch erreicht haben - und als erster deutscher Topscorer in einer US-Liga sogar noch etwas übertreffen.

Nowitzkis Rolle als eines der großen deutschen Aushängeschilder im Weltsport würde dann ein weiteres Stück auf Draisaitl übertragen. „Es ist eine große Ehre für mich, so gesehen zu werden von Medien oder wem auch immer“, sagte Draisaitl der Deutschen Presse-Agentur vor dem Beginn der wegen Corona auf 24 Mannschaften erweiterten NHL-Playoffs an diesem Wochenende.

Als erster deutscher Eishockeyspieler steht der Angreifer von den Edmonton Oilers seit zwei Wochen auf den Kandidatenlisten für zwei der prestigeträchtigsten Trophäen, die es in seinem Sport zu gewinnen gibt: die Hart Memorial Trophy als MVP, gewählt von Journalisten. Und den Ted-Lindsay-Award für den herausragenden NHL-Profi der Saison, gewählt von anderen Spielern. „Diese Preise sind beide sehr speziell, und es ist eine große Ehre, dafür nominiert zu sein“, sagte Draisaitl. Seine Konkurrenten sind jeweils Nathan MacKinnon von den Colorado Avalanche und Artemin Panarin von den New York Rangers.

Noch wichtiger als die individuellen Auszeichnungen wäre dem mit 110 Punkten besten Scorer der Hauptrunde aber der Einzug und Triumph im Stanley-Cup-Finale. „Der Titel mit der Mannschaft zählt natürlich mehr. Eishockey ist ein Teamsport, und dann interessiert es nicht, wie viele oder welche Einzeltrophäen ich gewinne“, sagte Draisaitl dem „Sportbuzzer“. „Wenn ich jetzt sage, dass die Einzeltrophäen mich nicht interessieren würden, wäre das gelogen. Aber es geht mir im Endeffekt um den Stanley Cup.“

Auf dem Weg dorthin bekommen es die Oilers zunächst mit den Chicago Blackhawks zu tun. Das erste Spiel ist am Samstag (21.00 Uhr MESZ), drei Siege braucht es für den Einzug in die nächste Runde. Weil die Saison wegen des Coronavirus im März zunächst unter- und dann abgebrochen wurde, sind dieses Mal 24 statt der üblichen 16 Teams in den Playoffs dabei. Die besten vier aus den beiden Conferences haben einen Vorteil, spielen zunächst nur um die Platzierung in der Setzliste und müssen sich erst dann dem K.o.-System stellen.

Die Oilers standen im März auf Rang fünf im Westen, die Blackhawks haben es auf Rang zwölf gerade so in diese ungewöhnliche Schlussphase der Saison geschafft. Allerdings ist inzwischen so viel Zeit vergangen, dass Mannschaften mit Verletzungssorgen ihre Kader wieder beisammen haben und die Form aus dem späten Winter niemandem mehr etwas bringt. Das gilt auch bei der Frage nach dem Favoriten auf den Titel. „Jedes Team, das jetzt dabei ist, hat eine Chance, den Stanley Cup zu gewinnen. Wir wollen am Ende auch dieses Team sein. Darauf werden wir uns vorbereiten“, sagte Draisaitl zu Beginn der letzten Trainingsphase.

Die Oilers haben dennoch einen kleinen Vorteil. Die Spiele finden in zwei Blasen in Kanada statt. Eine ist in Toronto, die andere ist in: Edmonton. Auch die Conference-Finals und der Stanley Cup werden dort entschieden, im Rogers Place, der Heimat von Draisaitl und seinen Kollegen.

Drei große Pokale sind für den Kölner also noch in Reichweite, schon einer davon würde seine Popularität in Deutschland wohl merklich vergrößern. „Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn mein Bekanntheitsgrad dadurch in Deutschland steigen würde. Die Trophäen würden sicherlich helfen“, sagte er.

Ex-Bundestrainer Marco Sturm, der als Assistenztrainer der Los Angeles Kings nicht mehr dabei ist, glaubt ohnehin an eine großartige Zukunft seines ehemaligen Schützlings im Nationaltrikot: „Ich denke, in naher Zukunft werden wir uns öfter über das Thema Draisaitl unterhalten.“

© dpa-infocom, dpa:200730-99-978271/2

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Erstellt:
30. Juli 2020, 10:59 Uhr

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