Ein alter Fahrensmann fürs neue Gebilde namens Bezirk 12

Bei den ersten Schritten nach der Fusion von Rems-Murr und Hohenlohe Süd bauen die Fußballer auf den 66-jährigen Siegfried Trittner. Als Kommunalpolitiker, Ex-Bürgermeister sowie ehemalige Jugendtrainer und Spieler in Bühlerzell bringt der Mann aus dem Limpurger Land viel Erfahrung mit.

Siegfried Trittner war lange Zeit ein Gegner der Fusion. Nun will er aber nicht nachkarten, sondern mit Zuversicht vorangehen. Foto: privat

© privat

Siegfried Trittner war lange Zeit ein Gegner der Fusion. Nun will er aber nicht nachkarten, sondern mit Zuversicht vorangehen. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Dass der Fußballbezirk Rems-Murr in seiner derzeitigen Form nach dieser Saison Geschichte ist, das ist längst klar. Besprochen ist auch, dass rund 50 Vereine aus dem Südteil des bisherigen Bezirks Hohenlohe mit den 71 Rems-Murr-Klubs eine Einheit werden sollen. Offen war bisher aber, wer den neuen und dann fast doppelt so großen Bezirk führen soll. Die derzeitigen Vorsitzenden Patrick Künzer (Weiler zum Stein, Rems-Murr) und Niko Schwarz (Mainhardt, Hohenlohe) haben ja längst abgewunken. Nun scheint die Antwort in der Nachfolgefrage gefunden worden zu sein. Sie heißt Siegfried Trittner, ist 66 Jahre alt, war von 1998 bis 2021 Bürgermeister in Obersontheim und ist beim ersten gemeinsamen Bezirkstag am 15. Juni in der Festhalle in Oberrot der Kandidat der Vorstandsgremien beider Bezirke. Wird er gewählt, ist eine der Aufgaben des Mannes aus dem Limpurger Land, dem neuen Kinde einen Namen zu geben. Bislang heißt es nur Bezirk 12.

Lob von Vorgänger Künzer für den wahrscheinlichen Nachfolg

„Ich halte Siegfried Trittner für absolut geeignet“, sagt Patrick Künzer zu der Personalie. In den gemeinsamen Sitzungen der vergangenen Woche und Monate hat er ihn als angenehmen und kompetenten Menschen erlebt. Künzer selbst hatte kein Interesse, den künftig rund 120 Vereine umfassenden Bezirk zu übernehmen – auch wegen Vorkommnissen wie in Waiblingen, als „einem Schiedsrichter ins Gesicht gespuckt und er zudem noch als Nazi beschimpft wurde.“ In erster Linie sind es aber „Altersgründe. Ich werde Anfang nächsten Jahres 60 und alles hat seine Zeit.“ Wichtig ist ihm, der seit 2015 im Amt ist: „Ich höre nicht im Groll auf und ich will den Bezirk geordnet in neue Hände übergeben.“

Eine der lauten Hohenloher Stimmen gegen den Zusammenschluss

Kein Geheimnis ist allerdings, dass Künzer kein Freund der Fusion mit der Hälfte des bisherigen Bezirks Hohenlohe ist. Zudem hatte er sich bei seinem Bemühen, sie zu verhindern, von Vereinen und auch den Medien mehr Unterstützung erhofft. Wobei er weiß, dass das vermutlich nicht viel geholfen hätte. Sein eventueller Nachfolger kann ein Lied davon singen. Siegfried Trittner zählte zu den lauten Stimmen Hohenlohes, die versuchten die Zerschlagung des Bezirks noch zu verhindern. Mit Volker Ehrmann (Spvgg Satteldorf) übergab er dem WFV ein gemeinsames Positionspapier der 99 Hohenlohe-Klubs, das die Aufteilung des Nordteils (verschmilzt mit dem Bezirk Unterland) und Südteil stoppen sollte.

Trittner weiß: „Wir müssen nun nach vorne schauen

Mittlerweile hat er geschluckt, dass die Vereine, die den Schiedsrichtergruppen Schwäbisch Hall und Crailsheim angehören, mit Rems-Murr fusionieren, während die Bereiche Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim mit Heilbronn und Kocher-Jagst gemeinsame Sache machen müssen. „Nachkarten hilft nichts“, sagt der Obersontheimer Ex-Bürgermeister, der als Fraktionsvorsitzender der Freien im Schwäbisch Haller Kreistag auch die Klaviatur der Diplomatie zu spielen versteht. Für ihn ist wichtig, dass „wir nun etwas Vernünftiges auf die Beine stellen. Es muss weitergehen. Die Leute wollen Fußball spielen und dafür gilt’s einen guten Rahmen zu gestalten.“ Einen, bei dem er sich zunächst nicht unbedingt als einen der Bauherren sah. Dann „habe ich beim Hohenloher Bezirkstag ein paar kritische Sätze zur Reform gesagt“ und prompt saß er im Boot. „Mir hat mal jemand erzählt: Wenn du bei einem Elternabend bittest, das Fenster zu öffnen, weil es im Raum stickig ist, dann hast du danach ein Amt“. So wie bei ihm. Erst war er Teil der Hohenloher Delegation in den Gesprächen mit Rems-Murr, nun wird er Vorsitzender – sofern ihn die Klubs wählen.

Das Limpurger Land wird vom Randgebiet zur Kernzone

Schon jetzt macht Trittner klar, dass bei all dem Ärger übers Aus für den Bezirk Hohenlohe der Blick für die Realität nicht verloren gehen darf. Schließlich bringe die Fusion ja auch das eine oder andere Erfreuliche mit. Zum Beispiel beendet sie in der Stadt Gaildorf das Kuriosum, dass der dortige TSV seit Jahren in Hohenlohe und der TAHV schon immer in Rems-Murr kickt. Außerdem sind die Klubs aus dem Limpurger Land nun nicht mehr auf zwei Bezirke verteilt, sondern in einem Bezirk vereint. In dem liegen sie nicht mehr wie bisher am Rand, sondern wie Großerlach oder Murrhardt mittendrin. Das Ende der einen Geschichte bedeutet oft eben auch, dass eine neue entstehen kann. Die ersten Kapitel darin liegen wahrscheinlich Siegfried Trittners Hand und der bringt viel Erfahrung mit, unter anderem die als Schreiber der Spielberichte seines Heimatvereins SF Bühlerzell.

Mit Trittner tritt ein Trio an

Die Reform Der WFV reduziert seine bislang 16 Bezirke auf 12. Begründet wird das vor allem mit dem Rückgang der Mannschaftszahlen. Die sind für kleinere Bezirke wie Riß , Schwarzwald oder Nördlicher Schwarzwald ein Problem. Dort gibt es schon jetzt jeweils nur zwei Kreisliga-B-Staffeln.

Neue Führung Neben Siegfried Trittner stehen drei weitere Kandidaten für den neuen Bezirksvorstand fest. Das sind Ralph Rolli (SV Hertmannsweiler, Bezirksspielleiter), Martin Basler (TSV Gaildorf, stellvertretender Bezirksspielleiter) und Jochen Schmieg (TSV Leutenbach, Bezirksjugendleiter).

Die Bezirksliga Sie ist die einzige Klasse, die mit Teams aus den bisherigen Bezirken Hohenlohe und Rems-Murr neu gebildet wird. Von dann 18 Mannschaften kommen 6 aus Hohenlohe und 12 aus Rems-Murr. Wer das letztlich ist, hängt auch davon ab, wie viele Absteiger aus der Landesliga aufgenommen werden müssen. Von 14 Teams der Bezirksliga Hohenlohe Süd schaffen es maximal fünf, da ein Platz der Relegationssieger der zwei Kreisliga-A-Süd-Meister erhält. Von den derzeitigen Bezirksligisten haben die SG Schwäbisch Hall, der TSV Gaildorf, Tura Untermünkheim, der TSV Obersontheim und die SF Bühlerzell die besten Karten.

Zum Artikel

Erstellt:
25. November 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen