Ein Anfang mit einem Ball und einer Schnur

Backnangs Volleyballer feiern 50. Geburtstag – Vom Jedermannturnen zur erfolgreichen TSG-Abteilung

Was in einer Jedermann-Übungsstunde der Turner begann, feiert am Wochenende den 50. Geburtstag. Bei der TSG Backnang 1846 wird seit einem halben Jahrhundert Volleyball gespielt. Und das nicht schlecht, kämpft die Frauenmannschaft des Jubilars künftig doch wieder in der Regionalliga um Punkte. Zudem brachte die Jugendarbeit der TSG schon Bundesliga- und Nationalspieler hervor.

Walter Ediger, Ulf Rapp, Hermann Reinhardt, Erhard Tkotz, Heinz Hörauf, Joachim Reschke und Bertold Ediger (von links) bildeten eine der ersten Mannschaften, die für die TSG Backnang im Volleyball um Punkte kämpften. Das Team ging 1971 in der Bezirksliga an den Start. Fotos: privat

Walter Ediger, Ulf Rapp, Hermann Reinhardt, Erhard Tkotz, Heinz Hörauf, Joachim Reschke und Bertold Ediger (von links) bildeten eine der ersten Mannschaften, die für die TSG Backnang im Volleyball um Punkte kämpften. Das Team ging 1971 in der Bezirksliga an den Start. Fotos: privat

(jor/uwe). Streng genommen feiern die TSG-Volleyballer am Samstag und Sonntag nicht ihr 50-jähriges Bestehen, sondern die Aufnahme des Spielbetriebs innerhalb des Württembergischen Volleyballverbandes vor einem halben Jahrhundert. Wobei der Verband selbst ebenfalls erst 1960 gegründet wurde.

Als im Herbst 1969 nach monatelangen Vorbereitungen das erste Mal eine Backnanger Volleyballmannschaft zu Punktspielen in der Bezirksliga antrat, da tat sie dies allerdings unter dem Dach der Turner der TSG 1846. Schließlich lagen die Anfänge der jungen Sportart in einer Jedermann–Übungsstunde der Turnabteilung, bei der in der Stadthalle unter anderem auch Volleyball gespielt wurde. Ideengeber für einen geregelten Volleyballspielbetrieb war Helmut Kreeb, der bei einem Lehrgang des Schwäbischen Turnerbundes diese Sportart kennengelernt hatte. Wobei freizeitmäßig nicht nur bei den Backnanger Turnern, sondern auch bei der damaligen Versehrtenabteilung der TSG 1846 dieser Sport ausgeübt wurde.

Richtig in Schwung kam die Sache im Murrtal dann, als Heinz Hörauf in der Stadthalle auftauchte. Den erfahrenen Volleyballer hatte es aus beruflichen Gründen nach Backnang verschlagen. Dort wollte er allerdings weiterhin seinen Sport betreiben. Deshalb suchte er nach Verstärkungen und fand einige junge Leute aus der Mennonitengemeinde in Sachsenweiler, die dort auf einer Wiese bereits Volleyball spielten. Nun schauten sie zudem in der Stadthalle vorbei und trainierten dort bald schon in einer Ecke systematisch mit Heinz Hörauf. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, rekrutierte sich das spätere erste Wettkampfteam aus dieser Truppe. Die Anfänge waren nicht einfach. Zwar wurden zum einzigen Lederball schnell Gummibälle dazugekauft, doch das Netz wurde mit einer Gummischnur ersetzt und die Spielfeldmaße waren Wand-zu-Wand auf Trennvorhang-zu-Bühne. Abgeschossene Lampen sorgten für Ärger mit dem Hausmeister sowie für längere Pausen, und ein gewienerter Parkettboden beeinflusste durchaus auch mal eine Aktion.

Als es im Herbst 1969 dann losging, gab es ein richtiges Netz, das geschickt zwischen zwei Reckstangen befestigt wurde. Das Spielfeld wurde für jedes Heimspiel mit Malerkrepp auf den Stadthallenboden geklebt. Dass alles Notwendige besorgt und organisiert wurde, ist Heinz Knepel zu verdanken. Er war Abteilungsleiter der Turner und machte die neue Sportart in Backnang zu seinem Kind. Als das groß genug war, wurde es 1975 als Abteilung der TSG 1846 in die Selbstständigkeit entlassen.

Volleyballer müssen in der Körhalle auf Betonboden ran

Der Volleyball steckte damals im ganzen Lande noch in den Kinderschuhen. In der näheren Umgebung machten zum Beispiel auch die Vereine in Geißelhardt (Ortsteil von Mainhardt) und Winnenden ihre ersten Schritte. Mit ihnen trafen sich die Backnanger zu Trainingsspielen. Besonders gerne ging es zum SSV Geißelhardt, der eine Halle für sich und einen Hausmeister hatte, der berühmt für seine Schnitzel war. Volleyballer mussten damals hart im Nehmen sein. In Gaildorf wurde zum Beispiel in der Körhalle gespielt. Dort wurde auf Betonboden gebaggert und gepritscht. Vorteil der Stätte, an der ansonsten Rinder preisgekrönt wurden: Es passten mehrere Felder rein. Das war damals noch recht selten.

Einen Riesenschritt für den Volleyballsport im Murrtal bedeutete Ende 1971 der Umzug in die neu erbaute Karl-Euerle-Halle. Mit dem Bundesliga-Spiel TV Stuttgart gegen den USC Freiburg und dem Länderspiel Deutschland gegen Jugoslawien wurde ein Jahr später ordentlich Werbung für Volleyball gemacht. Mit Erfolg Ein Jahr danach stellte die TSG bereits drei Herrenteams und unter Trainer Henry Fuchs nahm zum ersten Mal eine Frauenmannschaft den Kampf um Punkte auf. Als Backnangs Volleyballer 1979 ihren zehnten Geburtstag feierten, stellten sie drei Herren- sowie vier Damenmannschaften.

Der 50. Geburtstag wird nun mit viel Licht und etwas Schatten gefeiert. Gut läuft der Seniorenbereich, der mit zum Besten zählt, was in Deutschland angeboten wird. Vor wenigen Wochen zum Beispiel gab es bei den deutschen Meisterschaften in Minden einen Titel für die Ü-59-Männer sowie zweite Plätze für die Ü-49-Frauen und die Ü-69-Männer. Positiv auch der Frauenbereich, spielt die erste Mannschaft kommende Saison doch zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in der Regionalliga. Allerdings hatten auch die Frauen schwierige Phasen. Eine, die immer zur Stelle war, ist Birgit Sterzel, die als Spielerin, Trainerin und Motivatorin mit ihren Mädels schon so ziemlich alle Spielklassen durch hat. Im Männerbereich ist dagegen seit 2013 Leere. Dabei klopften auch die Männer schon ans Tor zu höheren Ligen an, spielten unter anderem unter Trainer Pitt Richter in der Landesliga und standen 1981 kurz vor dem Aufstieg in die Verbandsliga.

Frank Bachmann als Nationalspieler.

Frank Bachmann als Nationalspieler.

Info
Das Jubiläumsprogramm, ein Talentschuppen, sieben Abteilungsleiter

Backnangs Volleyballer feiern ihren 50. Geburtstag gleich zwei Tage lang. Los geht es sportlich, stehen sich doch am Samstag ab 15.30 Uhr beim Jubiläumsspiel in der Katharinenplaisir der Drittligist MTV Ludwigsburg mit dem früheren TSG-Jugendspieler Tin Tomic und die mit Spielern aus ihrem Drittliga-Team gemischte Bundesliga-Mannschaft des TV Rottenburg gegenüber. Ab 19.30 Uhr gibt es in der Mörikehalle eine Feierstunde für angemeldete Gäste und ab 21 Uhr die Jubiläumsfete für alle. Am Sonntag wird es ab 10.30 Uhr wieder sportlich, wenn in der Katharinenplaisirhalle ein Jedermannturnier auf dem Programm steht.

Insgesamt hatte die Volleyballabteilung der TSG in ihren 50 Jahren sieben Abteilungsleiter, darunter war allerdings nur eine Frau. Auf den Mann der ersten Stunde, Heinz Knepel, folgte 1978 Dieter Holz, den der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Weiser als Interimslösung ablöste. Auf Weiser folgte 1983 Ernst Bachmann, der aber bereits 1987 an Helmut Jacksch übergab, da sich Bachmann wieder stärker in der Jugend engagieren wollte und dies auch tat. Jacksch wiederum blieb zehn Jahre im Amt, wurde dann 1997 von Andreas Pietschmann abgelöst und war ab 1999 erneut wieder der Boss. Seit 2014 nun ist Verena Bachmann Abteilungsleiterin der fünftgrößten Abteilung innerhalb der TSG Backnang 1846 TuS.

In den 1980ern begann die TSG, die Jugendarbeit noch mehr zu intensivieren. Personen wie Wolfgang Sterzel, Birgit Sterzel, Ernst Bachmann oder Pitt Richter, die allesamt zuvor und nebenher im Aktiven oder im Seniorenbereich als Spieler am Ball waren, leisteten und leisten vorbildliche Arbeit. Bei der TSG wurden National- und Erst-, Zweit- oder Drittliga-Spieler geformt. An der Spitze Yannick Harms, vor wenigen Wochen bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Hamburg aktiv, und Frank Bachmann, der viele Jahre in der Bundesliga zu Hause war. In höchste Ligen haben es aber auch zum Beispiel Holger Böhme, Manuel Harms, Niko Oefner, Elvis Seric, Sasa Stanimirovic, Tin Tomic, Julian Trah, Toni Kovacevic (kroatischer Nationalspieler) und Sonngrit Böhme geschafft. Derzeit sind Jennifer Faber und Iva Maglica aktuelle Kaderspielerinnen.

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Erstellt:
19. Juli 2019, 11:30 Uhr

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