Ein Backnanger Wiederbeginn nach Maß

Die TSG-Judofrauen gewinnen zum Auftakt der Ersten Bundesliga in heimischer Halle gegen Karlsruhe mit 11:3 und gegen Düsseldorf mit 12:2. Die Gastgeber aus dem Murrtal schwitzen nicht nur auf der Matte, sondern auch daneben, damit alle Coronaauflagen eingehalten werden können.

Stand viermal auf der Matte und hatte dreimal alles im Griff: Julia Mollet (vorne), die mit der TSG einen klasse Auftakt feierte. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Stand viermal auf der Matte und hatte dreimal alles im Griff: Julia Mollet (vorne), die mit der TSG einen klasse Auftakt feierte. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Was mich am meisten freut, das ist, dass man in Backnang wieder tolles Judo sehen konnte.“ Jens Holderle war hoch zufrieden und gleichzeitig richtiggehend erleichtert. Die Judofrauen der TSG Backnang hatten zum Auftakt der Ersten Bundesliga den BC Karlsruhe klar mit 11:3 sowie den JC 71 Düsseldorf mit 12:2 besiegt und sie hatten den Kampf abseits der Matte gemeistert, den so ein Wettkampf in eigener Halle in Coronazeiten an die Verantwortlichen stellt.

„Alle haben sich toll eingefügt“, lobte TSG-Trainer Holderle nach den beiden Siegen seine Mannschaft und hatte dabei auch die vielen Helfer im Blick. Diejenigen zum Beispiel, die mit Sprühgerät und Wischern bewaffnet regelmäßig die gesamte Mattenfläche desinfizierten. Insgesamt fünfmal an diesem Tag. Hinzu kamen diejenigen, die am Eingang der Halle kontrollierten, ob alle, die reinwollten, auch geimpft oder genesen waren und zusätzlich einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorweisen konnten. Eine Aufgabe, die der Verein einem professionellen Sicherheitsdienst übergeben hatte. Der kontrollierte mit drei Mitarbeitern, dass alles seine Ordnung hatte, und schaute zudem danach, dass alle Zuschauer stets ihre Maske auf Mund und Nase sitzen hatten. „Im Vergleich zu normalen Kampftagen müssen wir schon einen viel größeren Aufwand betreiben“, erklärte Holderle und dürfte es umso mehr bedauert haben, dass nur gut zwei Drittel der ohnehin sehr luftig angeordneten Stühle besetzt waren.

Auf den eher schleppenden Startfolgt ein furioser zweiter Durchgang

Wer nicht gekommen war, dem entging ein Backnanger Judoteam, das gegen Karlsruhe „ein bisschen schleppend“ aus den Startblöcken kam, wie Coach Holderle urteilte, dazu aber sagte: „Das war irgendwie klar.“ Erstens, weil sich viele Karlsruher und Backnanger Kämpferinnen von gemeinsamen Trainingseinheiten am Olympiastützpunkt Sindelfingen bestens kennen. Zweitens, weil „bei den Mädels vor dem ersten Kampf schon viel Anspannung zu spüren war“, wie der Backnanger Trainer bekannte. Zur 4:3-Führung zur Halbzeit reichte es den Gastgeberinnen trotzdem. Und im zweiten Durchgang drehten sie dann groß auf.

Judo-Frauen starten mit zwei klaren Siegen
Die Frauen der TSG Backnang Judo sind optimal in die Saison in der Ersten Bundesliga gestartet. Sie bezwingen den BC Karlsruhe mit 11:3 und den JC 71 Düsseldorf mit 12:2. Impressionen vom Heimwettkampf sind hier im BKZ-Video zu sehen.

11:3 hieß es zum Schluss. Alle sieben Duelle waren an die TSG gegangen, bei der neben der Backnanger Olympiakämpferin Katharina Menz auch die drei anderen deutschen Tokio-Fahrerinnen und -Medaillengewinnerinnen Theresa Stoll, Martyna Trajdos und Anna-Maria Wagner fehlten. Weil zudem die deutsche Leichtgewichtsmeisterin von 2020 Helena Grau nach ihrer Knieoperation noch nicht richtig fit ist, kam außerdem hinzu, dass mit Chiara Serra und Tanja Hehr diesmal nur zwei Sportlerinnen auf der Matte standen, deren Stammverein der Klub aus dem Murrtal ist. Wobei diese beiden am Ende des Tages eine makellose Bilanz aufwiesen. Serra gewann ihre zwei Duelle in der Kategorie bis 52 Kilogramm ebenso wie Hehr ihre insgesamt drei Kämpfe in der Klasse über 78 Kilo.

Beim 12:2 gegen Düsseldorf gab es für die Gastgeberinnen direkt auf der Matte ohnehin nur eine Niederlage. Vielkämpferin Julia Mollet, die zuvor dreimal gesiegt hatte, war gegen Alexe Wagemaker in ihrem vierten Vergleich an diesem Tag vielleicht auch ein wenig die Kraft ausgegangen. Zumal sie von der Klasse bis 52 in die bis 57 Kilogramm hochgerückt war. Diese Kategorie war überhaupt das einzige kleine Backnanger Problem. In ihr war das Team aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, das zum Auftakt gegen Karlsruhe noch klar mit 9:5 gewonnen hatte, im ersten Durchgang dank eines kampflosen Sieges bereits zu einem Punkt gekommen.

Was Wunder, dass Holderle am Ende nicht nur mit seinen sicheren Punktesammlerinnen wie den beiden Vizeeuropameisterinnen Luise Malzahn und der Serbin Andrea Stojadinov sowie der Britin Lubjana Piovesana zufrieden war, sondern auch mit jungen wie Malin Fischer und Viktoria Folger. „Das war einfach ein toller Auftritt“, lobte er und schloss dabei sogar Personen mit ein, die gar nicht da waren. „Im Vorfeld hat uns die Stadt Backnang bei mehreren Treffen sehr gut unterstützt.“

Umso schöner, dass es dafür klasse Judo als Entschädigung gab und es kommendes Wochenende in der Mörikehalle wohl erneut geben wird. Dann steht nämlich für die Männer der TSG Backnang ihr Heimwettkampf in der Ersten Bundesliga gegen den KSV Esslingen und den JC Samurai Offenbach auf dem Programm.

Die Backnanger Kämpfe gegen den BC Karlsruhe im Einzelnen- – Erster Durchgang, Klasse bis 48 Kilogramm: Andrea Stojadinov besiegt Tanja Schmadel. – Bis 52: Julia Mollet besiegt Martha Kaiser. – Bis 57: Vera Dworaczyk verliert gegen Jadzia Münch kampflos. – Bis 63: Lubjana Piovesana besiegt Mara Noorlander. – Bis 70: Malin Fischer unterliegt Jule Horn. – Bis 78: Luise Malzahn gewinnt gegen Sarah Kappler kampflos. – Über 78: Jasmin Delorme unterliegt Lisa Oberföll. – Zweiter Durchgang, bis 48 Kilogramm: Andrea Stojadinov besiegt Tanja Schmadel. – Bis 52: Chiara Serra besiegt Lara Hetter. – Bis 57: Julia Mollet besiegt Frederike Stumpf. – Bis 63: Viktoria Folger besiegt Mara Noorlander. – Bis 70: Sarah Mellau besiegt Liane Heinz. – Bis 78: Luise Malzahn besiegt Jule Horn. – Über 78: Tanja Hehr besiegt Lisa Oberföll.

Die Kämpfe gegen den JC 71 Düsseldorf – Erster Durchgang, bis 48 Kilogramm: Andrea Stojadinov gewinnt kampflos. – Bis 52: Julia Mollet besiegt Soraya Günther. – Bis 57: Vera Dworaczyk verliert gegen Alexe Wagemaker kampflos. – Bis 63: Lubjana Piovesana besiegt Nathaly Ghandour. – Bis 70: Malin Fischer besiegt Cheyenne Schneider. – Bis 78: Luise Malzahn besiegt Lea Folkerts. – Über 78: Tanja Hehr besiegt Aylin Mill. – Zweiter Durchgang, bis 48 Kilogramm: Andrea Stojadinov gewinnt kampflos. – Bis 52: Chiara Serra besiegt Laura Hiller. – Bis 57: Julia Mollet unterliegt Alexe Wagemaker. – Bis 63: Viktoria Folger besiegt Lisa Hiller. – Bis 70: Lubjana Piovesana besiegt Nathaly Ghandour. – Bis 78: Luise Malzahn gewinnt gegen Lea Folkerts kampflos. – Über 78: Tanja Hehr besiegt Aylin Hill.

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Erstellt:
20. September 2021, 11:30 Uhr

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