Netz feiert Halbfinale zwischen Inter und Barcelona

Ein Fußballfest für die Geschichtsbücher

Ein Champions-League-Halbfinale ohne deutsche Beteiligung entpuppt sich als ein fußballerisches Highlight des Jahres. Auch im Netz schwärmt man noch am Tag danach von der magischen Nacht in Mailand.

Einer der vielen Helden des unvergesslichen Abends: Davide Frattesi

© Luca Bruno/AP/dpa

Einer der vielen Helden des unvergesslichen Abends: Davide Frattesi

Von Sascha Maier

Selbst schuld, wer die diesjährige Champions-League-Saison nach dem ausscheiden der letzten verbleibenden deutschen Clubs im Viertelfinale nicht weiter verfolgt hat. Denn was Inter Mailand und der FC Barcelona am Dienstag im Halbfinal-Rückspiel nach dem bereits spektakulären Hinspiel geboten hatten, hätte besser nicht geskriptet sein können. Als hätte ein dramaturgisch äußerst fähiger Drehbuchautor seine Finger im Spiel gehabt.

Nach der komplett offenen Ausgangslage – vergangene Woche trennten sich die Kontrahenten mit 3:3 in Barcelona – legten beide Teams im italienischen Giuseppe-Meazza-Stadion beherzt los und lieferten über 120 Minuten zuzüglich Verlängerungen bis zum Ende der Nachspielzeit Spektakel, Drama, Wendungen, Heldentaten, die wie ein Zusammenschnitt aus Highlights mehrerer Spieltage wirkten. Am Ende gingen die Hausherren mit 4:3 – das Hinspiel eingerechnet 7:6 – als Sieger vom Platz.

Der Verlauf des Ausnahmekicks ist überall nachzulesen, aber auch einen Tag danach lässt dieses Halbfinale Beobachter – nicht einmal Fans müssen es sein – in sozialen Netzwerken einfach nicht los.

So schreibt ein Schalke-Fan auf X: „Wenn du einem Nicht-Fußballfan erklären willst, was diesen Sport so besonders macht, musst du ihm einfach diese 180 Minuten zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona zeigen.“ (plus Verlängerung, Anm. d. Red.)

Wenn du einem Nicht-Fußballfan erklären willst, was diesen Sport so besonders macht, musst du ihm einfach diese 180 Minuten zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona zeigen. — Arian (@esnullvierari) May 6, 2025

Auch dieser Eintracht-Fan ist nach dem Spiel völlig von der Rolle: „Was geht da bitte ab?“

Inter Mailand gegen Barcelona im Halbfinale 2025 wird ein Duell an das man sich noch lange erinnern wird. Was geht da bitte ab? #InterBarca — HSPLP | Stefan (@HSPLP) May 6, 2025

Auch andere Beobachter reagierten ungläubig, ob dieses Spiel in der Wirklichkeit zu verorten sei: „So etwas wie die beiden Champions-League-Halbfinale Inter Mailand-Barcelona habe ich beim Fußball noch nicht gesehen.“

Ich bin ja auch kein Märzenhäschen mehr, aber so etwas wie die beiden Champions-League-Halbfinale Inter Mailand-Barcelona habe ich beim Fußball noch nicht gesehen. #INTFCBpic.twitter.com/x0vtEzAYeA — Richard Meusers v.W. (@maternus) May 6, 2025

Die Liste der Helden, tragisch oder erfolgreich, bei dem Torefest in Mailand ist so lang, dass womöglich der Hälfte all derer, die sich da auf dem Platz tummelten, eine eigene kleine Abhandlung angemessen wäre. Aber ein paar Kicker stachen an diesem Dienstagabend dennoch aus der Masse heraus.

Zum einen ist da – und das nicht nur aus deutscher Sicht – Yann Sommer spannend. Der Inter-Keeper musste zwar gegen den vielleicht aktuell besten Sturm der Welt drei Gegentreffer hinnehmen, aber alles was auch nur theoretisch haltbar war, hielt der Schweizer, dem die Bundesligaclubs Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München, für die er zuvor im Kasten stand, nach diesem Auftritt die eine oder andere Träne hinterherweinen dürften.

„Ex-Bayern-Torwart und seine Parade für die Ewigkeit“, titelte etwa die Zeitung „Welt“:

Ex-Bayern-Torwart Sommer und seine Parade für die Ewigkeit https://t.co/pnYQMZ98uupic.twitter.com/kxeVQGVnnA — WELT (@welt) May 7, 2025

Dass Sommer so wahnsinnig glänzen konnte, hat er in gewisser Weise Barcelonas Wunderkind Lamine Yamal zu verdanken, womit wir beim nächsten herausragenden Protagonisten der Partie wären. Der 17-jährige Linksfuß blieb zwar torlos, zeigte aber eine Präsenz auf dem Platz, die abermals unterstrich, warum ihn viele Experten für den spannendsten Fußballer des ganzen Globus seit Lionel Messi handeln.

Die an diesem Abend tragische Figur, auf die noch viele Titel warten werden, wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, wandte sich in sozialen Netzwerken an seine Fans:

Sorry pic.twitter.com/6LrCNwrgox — Lamine Yamal (@laminee_yamal__) May 6, 2025

Vor allem ab der zweiten Halbzeit tänzelte junge Spanier seine Gegenspieler bisweilen mühelos wirkend aus und glänzte mit starken Abschlüssen – wäre da nicht ein noch stärkerer Sommer oder eben auch mal der Pfosten gewesen.

Dessen bärenstarke Leistung wiederum produzierte etliche Memes im Internet:

Yann Sommer against Barcelonapic.twitter.com/homF5qXfgk — Troll Football (@TrollFootball) May 6, 2025

Bei sieben Toren mit wechselnden Führungen waren Yamal und Sommer aber nicht die einzigen Fußballer, die in den Fokus rückten. Ein Fußballmärchen schrieb auch der 37-Jährige Innenverteidiger Francesco Acerbi, der das zu diesem Zeitpunkt zurückliegende Inter Mailand in der dritten Minute der Nachspielzeit in die Verlängerung rettete. Plötzlich tauchte er im gegnerischen Strafraum auf und erzielte sein erstes Champions-League-Tor überhaupt. Der vielleicht größte Moment seiner Fußballerkarriere produzierte ikonische Aufnahmen:

Dos veces derrotó al cáncer. Superó la depresión tras la muerte de su padre.Dejó el alcoholismo. 37 años. Primer gol en Europa. Qué historia. Increíble. Francesco Acerbi. pic.twitter.com/5MiL509fsg — Rob Testas (@R_Testas) May 6, 2025

Ob der bis zur 88. Minute nahezu unsichtbare Barcelona-Stürmer Raphinha, der die Blaugrana vorübergehend in Führung schoss und unterm Strich mit 13 Treffern und neun Assists auf eine Champions-League-Leistung zurückblicken kann, die sich vor den ganz Großen des Sports nicht verstecken muss, oder Joker Davide Frattesi, der in der 99. Minute eiskalt den Siegtreffer erzielte – von diesem Fußballabend gibt es noch viele weitere Geschichten zu erzählen.

Und obwohl es vielleicht beide Teams verdient hätten: Die Mannschaft von Inter-Trainer Simone Inzaghi steht nun im Finale, das am 31. Mai in der Allianz Arena ausgespielt wird. Hansi Flick muss seine Triple-Träume begraben. Der Gegner der Nerazzurri wird an diesem Mittwochabend ermittelt – und wird Paris Saint-Germain oder Arsenal heißen.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Mai 2025, 16:52 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen