Begegnung mit besonderem Charakter: HC Oppenweiler/Backnang trifft auf VfL Waiblingen

Um den Sieg und ums Prestige geht es, wenn die Drittliga-Handballer aus dem Murrtal am Freitag (20 Uhr, Rundsporthalle) beim VfL Waiblingen antreten. Die ersten Mannschaften beider Vereine kämpfen zum ersten Mal seit über zehn Jahren gegeneinander um Punkte.

11. April 2003, auch ein Freitagabend und damals ein Regionalliga-Duell: Der TV Oppenweiler um Jürgen Buck verliert beim VfL Waiblingen mit 25:29. Übermorgen ist Timm Buck, der Sohn des damaligen Spielertrainers, für den HCOB im Einsatz. Archivfoto: Bernd Strohmaier

11. April 2003, auch ein Freitagabend und damals ein Regionalliga-Duell: Der TV Oppenweiler um Jürgen Buck verliert beim VfL Waiblingen mit 25:29. Übermorgen ist Timm Buck, der Sohn des damaligen Spielertrainers, für den HCOB im Einsatz. Archivfoto: Bernd Strohmaier

Von Alexander Hornauer

Daniel Brack trainiert den HC Oppenweiler/ Backnang erst seit Rundenbeginn. Die paar Monate haben aber bereits gereicht, um etwas über das Verhältnis seines neuen Vereins mit dem Nachbarn aus Waiblingen zu lernen. „Mir ist bewusst, dass eine gewisse Rivalität vorhanden ist“, sagt der 42-Jährige, der bei seinen fast täglichen Fahrten von Denkendorf zum Training mit seinen Drittliga-Handballern am Schauplatz des bevorstehenden Rems-Murr-Duells vorbeikommt.

Er erinnert sich dann auch oft an ein spezielles Spiel, das er selbst mit der TSG Oßweil in der Rundsporthalle bestritten hat. In der Regionalliga-Saison 2001/2002 war das, als sein damaliger Klub und der VfL um den Meistertitel und den Sprung in die Zweite Bundesliga kämpften. „Waiblingen hat mit einem Tor Unterschied gewonnen, aber wir sind später aufgestiegen“, berichtet Brack. Der Einzug in die Aufstiegsrunde ist derzeit das Ziel des HCOB, während der kommende Gegner im Keller feststeckt. Das Team aus der Kreishauptstadt werde alles reinwerfen, ahnt der Coach der Murrtaler, der bei allem Prestige den Blick aufs Wesentliche behält: „Es geht trotzdem nur um zwei Punkte.“

Ein seltenes Freitagsspiel Partien am Tag, mit dem für viele die Arbeitswoche endet, gelten als besonders attraktiv, weil ansonsten keine oder nur sehr wenige Spiele stattfinden. Deshalb erhoffen sich die Kassiere der Heimteams mehr Zuschauer. Weil weite Strecken an einem Freitagabend kaum zu bewältigen sind, werden meist nur Derbys oder Nachbarschaftsduelle ausgetragen. Im konkreten Fall ist die Konstellation besonders günstig. Aus dem Murrtal ist es ein Katzensprung in die sanierte Rundsporthalle, die auch noch direkt an der B14 liegt. Es wird sich deshalb eine große Schar an Fans auf den Weg machen, um dem Team vor Ort die Daumen zu drücken. Sein bislang letztes Freitagsspiel absolvierte der HC Oppenweiler/Backnang im Oktober 2020 beim TV 08 Willstätt unter dem Einfluss von Corona, direkt danach erfolgte ein Saisonabbruch. Das ist dieses Mal definitiv nicht zu befürchten.

Die HCOB-Ausgangslage Aus den bisherigen zwölf Spielen sprangen neun Siege heraus. Hinzu kamen das Remis gegen die HSG Konstanz sowie zwei Niederlagen. Das macht 19:5 Zähler und der HCOB ist Tabellenführer, punktgleich mit Konstanz. Auch die SG Pforzheim/Eutingen hat nur fünf Minuspunkte, aber ein Spiel weniger und deshalb erst 17 Pluspunkte. Die SG Leutershausen ist mit 16:6 Zählern ebenfalls noch mittendrin im Rennen um die zwei Startplätze in der Aufstiegsrunde. Würzburg und Fürstenfeldbruck (beide 15:9) brauchen eine Erfolgsserie und dürfen sich kaum noch Patzer leisten, um sich wieder in den Kandidatenkreis zu spielen. Zuletzt wurde Oppenweiler/Backnang der Favoritenrolle dreimal gerecht. Gegen HT München gelang ein souveräner Heimerfolg, das Match gegen den alten Rivalen TSB Horkheim war frühzeitig entschieden. Nur zwischendurch bei HBW Balingen-Weilstetten II war es knapp.

Die Geschichte des Rems-Murr-Duells Vor der Jahrtausendwende gab es trotz der räumlichen Nähe keine Punkt- oder Pokalspiele zwischen den ersten Männermannschaften des TV Oppenweiler und dem VfL Waiblingen. Die ersten Partien datieren aus den drei gemeinsam bestrittenen Regionalliga-Runden von 2002 bis 2005. Weitere Begegnungen folgten in der Baden-Württemberg-Oberliga, aus der beide Klubs 2011 abstiegen, und dann bis 2013 in der Württembergliga. Ein Pokalspiel kam noch hinzu.

12 der bisherigen 15 Duelle hat der VfL Waiblingen gewonnen, nur dreimal behielt der TVO die Oberhand. Von einem dieser seltenen Erfolge ist im Murrtal aber bis heute ab und zu die Rede. Im Januar 2013 setzte sich Oppenweiler im Spitzenspiel in der Württembergliga mit 31:25 in Waiblingen durch. Hinten glänzte Torwart Stefan Merzbacher, vorne markierte Kreisläufer Sascha Röhrle sechs Treffer. Dieser Sieg war seinerzeit ein entscheidender Schritt auf dem Weg, der zunächst zum Gewinn der Meisterschaft führte und zwei Jahre später zu einem weiteren Aufstieg in die Dritte Liga. Seitdem traf nur noch die Zweite des HCOB in der Württembergliga auf die Waiblinger.

Die Testspiele Vor der zurückliegenden Saison überprüfte der HCOB seine Form in Waiblingen und lag zur Pause beim VfL mit 13:18 hinten. Am Ende reichte es aber noch zu einem klaren 37:29-Sieg. Auch vor dieser Runde trafen sich beide Mannschaften zum Vorbereitungsspiel. Wieder lagen die Murrtaler zur Pause hinten, um sich letztlich erneut mit 31:29 zu behaupten. Mit Blick aufs nun anstehende Punktspiel sind beide Resultate aber eher unbedeutend. Das Match im Sommer 2022 ist zu lange her und im Sommer 2023 waren beide Teams mit personell dezimiertem Kader im Einsatz.

Treffen mit alten Bekannten Im Kader des VfL Waiblingen findet sich mit Evgeni Prasolov ein langjähriger HCOB-Handballer. Von 2019 bis 2022 absolvierte er 49 Begegnungen im grünen Trikot und erzielte dabei 158 Tore. In der laufenden Runde hat er bereits 49 Treffer erzielt, damit ist er der erfolgreichste Feldtorschütze des Drittletzten. Auch Martin Lübke spielte ein Jahr für den HCOB und kam zu ersten Drittliga-Einsätzen. Vorrangig war er aber in der Verbandsliga-Mannschaft am Ball, dort krallte sich der Linkshänder die Torjägerkanone. Nach einem einjährigen Stopp in Horkheim geht Lübke nun für Waiblingen auf Torejagd.

Beim HCOB spielt derzeit dagegen niemand mit einer Vergangenheit beim Nachbarn. Aber: Teammanager Sebastian Frank war von 2003 bis 2007 für die Remstaler im Einsatz. Erst als Jugendspieler und danach im Regionalliga-Team, bevor er zu seinem Stammverein TV Oppenweiler zurückging.

Internetfernsehen Wer am Freitag nicht in Waiblingen ist, das Drittliga-Duell zwischen dem VfL und dem HCOB aber trotzdem sehen will, kann es online anschauen. Die Partie aus der Rundsporthalle wird live auf sportdeutschland.tv übertragen.
Weitere Informationen zum VfL Waiblingen

Aufsteiger Der Rems-Murr-Rivale des HC Oppenweiler/ Backnang hat den Durchmarsch von der fünfthöchsten Spielklasse in die Dritte Liga geschafft. In der Saison 2021/2022 spielte Waiblingen noch in der Württembergliga, in der vergangenen Runde bejubelte der Verein als Vizemeister der Baden-Württemberg-Oberliga bereits den nächsten Sprung nach oben. Die Erfolge sind mit dem Namen des Trainers verknüpft: Seit 2016 gibt Tim Baumgart die Kommandos beim VfL. In der dritthöchsten Spielklasse war Waiblingen schon von 2000 bis 2009 beheimatet, damals war es noch die Regionalliga Süd.

Saisonziel Für die Remstaler geht es um den Ligaverbleib. Dabei tut sich der VfL wie die anderen Aufsteiger HT München und TGS Pforzheim schwer. Das Trio belegt die letzten drei Plätze, die am Saisonende den Abstieg bedeuten würden. Den ersten Sieg feierte Waiblingen daheim gegen München. Moral bewies das Team am vergangenen Samstag, als es bei der TGS Pforzheim sieben Tore Rückstand aufholte und einen Punkt eroberte.

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Erstellt:
29. November 2023, 06:00 Uhr

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