Erarbeitung der Hygienekonzepte sorgt für Ärger

Neubau der Karl-Euerle-Halle und Ausweichmöglichkeiten in der Bauzeit sind weitere Themen beim Backnanger Sportstammtisch.

Die Karl-Euerle-Halle ist ein Thema beim Sportstammtisch gewesen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Karl-Euerle-Halle ist ein Thema beim Sportstammtisch gewesen. Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Eine Premiere gab es beim achten Backnanger Sportstammtisch: Weil der Pächterwechsel in der Gaststätte Stadtblick noch nicht vollständig vollzogen ist, tagten die Vereinsfunktionäre sowie die Vertreter der Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Frank Nopper zum ersten Mal im Biergarten des Hofguts Hagenbach. Ein virtuelles Treffen habe man schnell wieder verworfen und sich für die persönliche Variante unter Coronabedingungen entschieden, sagte der Rathauschef. Noppers Credo: „Eine schlechte Präsenzveranstaltung ist besser als eine gute Videokonferenz.“

Ob es am Meinungsaustausch etwas geändert hätte und ob die Kritik verhaltener oder entschiedener formuliert worden wäre, wenn via Bildschirm und nicht von Angesicht zu Angesicht miteinander gesprochen worden wäre, bleibt offen. Es entwickelte sich auf alle Fälle eine kontroverse Debatte zur Erarbeitung der Hygienekonzepte in Coronazeiten, während der Neubau der Karl-Euerle-Halle und damit der kommunalpolitische Dauerbrenner dieses Mal wenig Raum für Aufregung lieferte.

Nutzung städtischer Sportstätten in Coronazeiten: Die Pflicht, ein Hygienekonzept zu erarbeiten und andere Voraussetzungen zu erfüllen, kann der Betreiber (die Stadt) an Dritte (die Klubs) delegieren. Er kann es tun, aber er muss es nicht tun – so ist es der aktuellen Sportverordnung des Landes zu entnehmen. Dass von den Ämtern der Murr-Metropole ihnen die Arbeit aufgehalst wurde, hätten die meisten Vereinsfunktionäre wohl noch zähneknirschend akzeptiert und sich sofort ans komplizierte Werk gemacht, doch wie die Entscheidung kommuniziert wurde, sorgte für Frust. Obwohl die Verordnung, die zum 1. Juli in Kraft trat, bereits am 24. Juni das Licht der Öffentlichkeit erblickt hatte, seien die Klubs erst am 7. Juli informiert worden, was von ihnen verlangt wird. Kerstin Drösler vom Kultur- und Sportamt wehrte sich gegen den Vorwurf der Hinhaltetaktik: „Wir haben versucht, so schnell wie möglich zu öffnen.“ Zum Beispiel sei der Landkreis mit seinen Anlagen zwei Wochen später dran gewesen. Zugleich warb sie um Verständnis, wenn nicht alles rund lief, „wir mussten ständig nachjustieren“.

Inzwischen lägen die Konzepte fast aller Vereine und Abteilungen vor. „Eine rechtliche Prüfung machen wir nicht, aber wir schauen drauf“, erklärte Drösler, obwohl es in der Verordnung heißt, dass die Verantwortung des Betreibers für die Einhaltung der Vorgaben von der Aufgabenübertragung an Dritte „unberührt“ bleibt. In Sachen Weitergabe von Teilnehmerlisten am Training oder an Spielen an die Stadt mahnte sie Disziplin an, betonte allerdings auch, dass es „das Beste für alle Beteiligten wäre, die Liste bei den Vereinen zu belassen“. Sie habe eine Anfrage ans Ministerium gerichtet und warte auf die Reaktion. In Oppenweiler bleibe die Liste bereits beim jeweiligen Trainer und müsse nur auf Verlangen vorgelegt werden, erläuterte HCOB-Vorsitzender Gerold Hug, eventuell könnte das auch eine unbürokratische Lösung für Backnang sein.

„Es wäre schön gewesen, wenn wir Vereine stärker in den ganzen Prozess involviert gewesen wären“, ärgerte sich Claudia Krimmer, die stellvertretende Vorsitzende der TSG Backnang 1846. Klubchef Rainer Mögle hätte sich sogar eine „Corona-Taskforce“ vorstellen können und stieß damit auf offene Ohren bei der Stadt, die sich für den Fall einer erneut überarbeiteten Verordnung vorstellen könnte, eine kleine Expertenrunde einzuberufen. Zu den Aufgaben könnte es gehören, ein Basiskonzept zu erstellen, auf das die einzelnen Vereine und Abteilungen nur noch ihre sportartspezifischen Konzepte draufsatteln.

Neubau der Karl-Euerle-Halle: Das Projekt soll mit dem Abriss des alten Sporttempels auf der Maubacher Höhe nach dem Ende des Schuljahrs 2020/2021 ins Rollen kommen. Den Job, die maroden Mauern niederzureißen, will die Stadt nun nicht mehr dem für den Bau gesuchten Generalunternehmer überlassen, sondern in Eigenregie bis November nächsten Jahres erledigen. Direkt danach soll es losgehen, damit die modernsten Ansprüchen genügende neue Halle ab Mai/Juni 2023 genutzt werden kann. Einen ambitionierteren Zeitplan mit einem früheren Abriss und damit auch einer früheren Fertigstellung bereits gegen Ende 2022, wie er beim Sportstammtisch verkündet worden war, korrigierte die Stadt auf BKZ-Anfrage tags darauf wieder. Der Plan, mit den Vereinen einen Förderverein zu gründen, wird weiter verfolgt. Mit den Extramitteln könnte zum Beispiel die Anzeigetafel bezahlt werden, die auf etwa 120000 Euro taxiert wird. „Das ist keine Zwangsgeschichte und davon hängt auch nichts ab“, beeilte sich Backnangs Baudezernent Stefan Setzer zu betonen, „aber es erhöht auch die Identifikation.“ Was Materialien wie etwa den Boden betrifft, wird noch einmal Rücksprache mit den Vereinen gehalten, versprach Setzer den Radballern des RSV Waldrems.

Ausweichmöglichkeiten während der Bauzeit: „Es braucht die Solidarität aller Vereine, jeder muss ein wenig zurückstecken“, appelliert der Kultur- und Sportamtsleiter Martin Schick bereits jetzt, denn die Ausweichmöglichkeiten seien knapp. „Das eine oder andere wird nicht stattfinden können“, räumte der OB ein. „So ehrlich muss man sein.“ Vielleicht stellt sich ja als gute Alternative heraus, was mehrere Vereinsvertreter vorschlugen – nämlich eine temporäre Überdachung eines Kleinspielfelds, etwa in Form einer sogenannten Kalthalle, zum Beispiel beim Tausgymnasium. Ob es Unterstützung der Stadt gibt, wenn eine Veranstaltung etwa nach Aspach verlegt wird, „darüber haben wir ehrlicherweise noch nicht nachgedacht“, sagte Nopper, doch der TSG-Vorsitzende Mögle hielt dagegen: „Das war ein Arbeitsauftrag aus dem vergangenen Jahr.“ Zur Freude der Viktoria-Fußballer soll die Baustelle den Kunstrasenplatz nicht beeinträchtigen.

Zum Artikel

Erstellt:
23. Juli 2020, 11:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Rems-Murr-Sport

SVG Kirchberg: gekommen, um zu bleiben

In der abgelaufenen Saison haben die SVG-Volleyballerinnen die Bezirksliga-Meisterschaft bereits vor dem letzten Spieltag klargemacht. Ein zufriedenes Saisonfazit ziehen auch die SVG-Männer, die als Aufsteiger in der Bezirksliga Dritter geworden sind.

Rems-Murr-Sport

Für die TSG Backnang ist der Käse schon zur Halbzeit gegessen

Die Oberliga-Fußballer aus den Etzwiesen sind beim Tabellenvierten 1. CfR Pforzheim von Beginn an chancenlos und verlieren klar mit 0:3. Nach drei Minuten liegt die elf von Trainer Pavlos Osipidis bereits 0:1 hinten und kassiert noch vor der Pause zwei weitere Gegentreffer.

Rems-Murr-Sport

Die TSG Backnang will beim Spiel gegen den CfR Pforzheim kompakt bleiben und den Favoriten ärgern

Trotz Außenseiterrolle hofft die TSG, dass sie vom heutigen Nachholspiel beim Oberliga-Vierten 1. CfR Pforzheim was Zählbares mit ins Murrtal zurück bringt. Personell sieht es bei Backnangs Fußballern gegenüber dem Teilerfolg in Gmünd wieder besser aus.