Vierschanzentournee

Felix Hoffmann springt aufs Podest – dank einer Disqualifikation

Beim Auftaktspringen der Tournee überzeugt ein deutsches Duo – Felix Hoffmann und Philipp Raimund jubeln über die Plätze drei und fünf. Der Dominator kommt aus Slowenien.

Strahlender Dritter: Felix Hoffmann.

© Imago/Eibner

Strahlender Dritter: Felix Hoffmann.

Von Jochen Klingovsky

Was für ein Traumtag in Oberstdorf! Die Sonne schien, die Laune der 25 500 Fans stieg minütlich an. Und am Abend, nach dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee, strahlten zwei deutsche Skispringer: Felix Hoffmann (3.) und Philipp Raimund (5.) erwischten einen herausragenden Start in den traditionsreichen Wettbewerb und haben eine Top-Platzierung in der Gesamtwertung im Blick – sie profitierten allerdings auch von der Disqualifikation des bis dahin drittplatzierten Timi Zajc (Slowenien). Zugleich sieht es schon jetzt danach aus, als sei der Sprung auf die oberste Stufe des Podiums nicht mehr möglich. Weil es einen Überflieger gibt.

Domen Prevc (36) ist der Dominator des Skisprung-Winters. Fünf Weltcupspringen hatte der Slowene vor Oberstdorf gewonnen, und auch beim Start der Tournee war er eine Klasse für sich. Der Top-Favorit sprang in beiden Durchgängen Bestweite (141,5/140 Meter), siegte überlegen und hat in der Gesamtwertung bereits 17,5 Punkte Vorsprung, was rund zehn Metern entspricht. Vor zehn Jahren hatte Peter Prevc die Tournee gewonnen, nun könnte schon bald das erste Brüder-Paar in der Siegerliste stehen. „Was für eine Dominanz – mein lieber Mann!“, staunte TV-Experte Sven Hannawald, der als letzter deutscher Triumphator 2002 auf allen vier Schanzen gewonnen hat. Diese Leistung traut er nun auch Domen Prevc zu: „Es geht ganz klar in diese Richtung. Er springt perfekt.“

Ein Duo in Lauerstellung

Überzeugt hat allerdings auch das deutsche Top-Duo. Nach dem ersten Durchgang lagen Felix Hoffmann und Philipp Raimund auf den Plätzen sechs und sieben in Lauerstellung. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Sprung. Das war Energie drin, ich bin schnell ins Flugsystem gekommen“, sagte Felix Hoffmann, „es passt einfach.“ Und es wurde sogar noch besser.

Im zweiten Durchgang flogen Hoffmann (297,3 Punkte) und Raimund (295,6) auf 136 und 133 Meter, vor den letzten fünf Springern gab es eine deutsche Doppel-Führung. Der Österreicher Daniel Tschofenig und Timi Zajc (beide 299,2) blieben anschließend vor Hoffmann, ehe Prevc zu seinem ersten Tageserfolg bei der Tournee sprang – und das Ergebnis vor der Siegerehrung noch einmal über den Haufen geworfen wurde.

Erster Ausschluss eines Weltklasse-Athleten

Die Kontrolleure des Ski-Weltverbandes Fis disqualifizierten Timi Zajc – weil bei der Messung seines Anzugs die Beinlänge die Höchstgrenze um drei Millimeter überschritten hatte. Damit wurde erstmals in diesem Winter bei den härteren Kontrollen ein Weltklasse-Athlet überführt.

Felix Hoffmann war sichtlich überrascht, als er von der Disqualifikation erfuhr und zur Siegerehrung gerufen wurde. „Dort dabei zu sein, war das i-Tüpfelchen“, sagte er, „ich habe probiert, die Stimmung aufzusaugen, das ist mir ganz gut gelungen. Es macht Spaß, da vorne mitkämpfen zu können. Bis auf Domen Prevc ist alles eng beieinander.“

Der Rest des deutschen Teams erlebt ein Fiasko

Zufrieden war auch Philipp Raimund nach seinem bislang besten Tournee-Ergebnis. „Meine Sprünge waren auf einem guten Niveau, aber es ist noch Luft nach oben. Ich will noch mehr erreichen – aber mit Ruhe. Gewalt ist keine Lösung“, sagte er mit einem Lächeln, „die Erwartungshaltung und den Druck auszublenden, ist zwar enorm schwierig, aber machbar.“

Der Rest des deutschen Teams? Erlebte ein Fiasko. Pius Paschke, der vor einem Jahr als Führender im Weltcup in die Tournee gegangen und am Ende als Sechster bester Deutscher geworden war, musste seine Hoffnungen auf eine gute Platzierung in der Gesamtwertung bereits begraben. Er scheiterte im Duell gegen den Norweger Robin Pedersen knapp, verpasste mit 122,5 Metern als 33. den zweiten Durchgang. Noch schlimmer erging es drei Kollegen.

Luca Roth (44.) sowie Andreas Wellinger (48.) und Constantin Schmid (49.) auf den beiden letzten Plätzen der Tageswertung erlebten einen Absturz. „Ich habe mich brutal schwer getan“, sagte der Doppel-Olympiasieger und zweimalige Weltmeister Andreas Wellinger, der vor der Tournee eine zweiwöchige Trainingsphase eingelegt hatte, „an der Kante war es knapp und ohne Energie. Es funktioniert derzeit halt nicht.“

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Erstellt:
29. Dezember 2025, 19:56 Uhr

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