Joker Rummenigge? München hofft auf Happy End bei EM-Vergabe

dpa München. München bangt seit Wochen um seine Spiele bei der Fußball-EM in diesem Sommer. Am Freitag soll eine Entscheidung der UEFA her. Wird Karl-Heinz Rummenigge zum EM-Retter?

Ein Gewinner des Desasters um die gescheiterte Super League: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Foto: Arne Dedert/dpa

Ein Gewinner des Desasters um die gescheiterte Super League: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Foto: Arne Dedert/dpa

Jetzt muss es Karl-Heinz Rummenigge richten. Für den erhofften Münchner EM-Sommer soll der einstige Torjäger just in der Verlängerung der Vergabe-Zitterpartie noch zum Joker werden.

Nachdem die Europäische Fußball-Union (UEFA) der bayerischen Landeshauptstadt Anfang der Woche erneut die Bestätigung für ihre vier Partien der Europameisterschaft verwehrt hatte, steht nun am Freitag die finale Entscheidung an. Wird Rummenigge nach seinem überraschenden Comeback im wichtigen UEFA-Exekutivkomitee dann zum Münchner EM-Retter?

Der Verband ist eigentlich nicht glücklich über die bisherigen Zuschauer-Prognosen aus Bayern. Garantien wie von anderen Ausrichtern, dass trotz der derzeitigen Corona-Lage im Juni und Juli wieder Fans in die EM-Stadien dürfen, gibt es von München nicht.

Aber nun könnte das Chaos rund um den Super-League-Flop doch noch zum Glücksfall für München werden. Weil nämlich Juventus-Boss Andrea Agnelli als einer der Initiatoren der Liga aus der Clubvereinigung ECA und auch aus dem Exekutivkomitee der UEFA flog, bat diese spontan Rummenigge um Hilfe. Und plötzlich ist der 65-Jährige - statt bald in Rente - wieder mit dran an den Schalthebeln im europäischen Fußball.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin lobte Rummenigge als „fantastischen Ehrenvorsitzenden“ der ECA und dankte seinem deutschen Vertrauten für den Einsatz in diesen Zeiten. Es ist kaum denkbar, dass der Slowene nur vier Tage nach den überschwänglichen Worten just Rummenigges Heimatstadt und die Arena von dessen Verein FC Bayern noch vom EM-Plan streicht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Donnerstag stehen Münchens Chancen gut, Ausrichterstadt zu bleiben.

Allerdings war von Überlegungen zu hören, dass möglicherweise nicht alle vier geplanten Partien in München bleiben sollen. Die drei Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft dürften bleiben - dagegen könnte aber bei der Videoschalte des Exekutivkomitees ab 10.00 Uhr vielleicht ein Viertelfinale aus München an einen anderen Ort verlegt werden.

Die UEFA wird es sich gut überlegen, ob sie Deutschland als Ausrichter der EM 2024 mit einer kompletten Streichung brüskieren will. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter wollte sich auf Anfrage vor der Entscheidung nicht erneut zu den Chancen äußern, auch nicht, ob er den bestens vernetzten Rummenigge als Trumpf ansieht.

Die Politik glaubt an ihre Konzepte. Zusammen mit dem DFB hatte München drei mögliche Szenarien eingereicht. Im „Lead-Szenario“ würden 14.500 Zuschauer (21,6 Prozent der Gesamtkapazität) in die Münchner Arena gelassen. Im unwahrscheinlichsten „Upscale-Szenario“ wären es knapp 27.000 Zuschauer (40,2 Prozent). Das „Backup-Szenario“ sieht zwischen 0 und 7000 Personen (ca. 10 Prozent) vor.

Geisterspiele aber will die UEFA vermeiden, das stellte Ceferin klar. Auch die Veranstalter in Deutschland wünschen sich Partien mit einer Teilauslastung der Arena. Anders als bei neun der zwölf Spielstätte gab es dazu zwar laut DFB „unterstützenden Stellungnahmen der Politik“ - aber keine formelle Garantie von Reiter, Söder und Co.

Neben München waren Bilbao und Dublin die anderen Wackelkandidaten. Die Spanier winkten nun enttäuscht und sauer ab und erklärten, die UEFA habe ihnen das Gastgeberrecht entzogen. Die Organisatoren prüfen, inwieweit sie für die bisherigen Ausgaben Schadenersatz verlangen. Die baskische Regionalregierung hatte Bilbao mit dem Stadion San Mamés unerfüllbare Auflagen gemacht für die Zulassung von Zuschauern. Sevilla galt als möglicher Ersatzort.

Auch Dublins Chancen schwanden diese Woche, als der irische Vize-Premier Leo Varadkar in einem Interview sagte, die EM im Juni käme „zu früh“ angesichts der Pandemielage und der von der UEFA geforderten Belegung des Stadions mit mindestens 25 Prozent.

Der „Telegraph“ berichtete, dass London mit dem Finalstadion in Wembley gute Chancen habe, weitere Partien etwa aus Dublin zu übernehmen. Die UEFA könnte damit den englischen Verbandschef Mark Bullingham belohnen, der hinter den Kulissen aktiv und erfolgreich gegen die Super League gearbeitet habe. Wenn das ein Maßstab ist, könnte das auch für Rummenigge und München sprechen.

© dpa-infocom, dpa:210421-99-301319/6

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Erstellt:
22. April 2021, 05:50 Uhr

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