Formcheck in der Formel 1
Wer ist das schnelleste Team zum Start?Das Urteil nach den Testfahrten in Barcelona liefert eine Überraschung
Saisonauftakt - Am Sonntag (6.10 Uhr/MEZ) beginnt in Melbourne die 70. Saison in der Formel 1. Spannung ist garantiert, denn die Vorbereitung hat gezeigt, dass noch nicht alle Teams in Top-Form sind.
Melbourne Am Sonntag (6.10 Uhr/MEZ) beginnt in Melbourne die 70. Saison in der Formel 1. Spannung ist garantiert, denn die Vorbereitung hat gezeigt, dass noch nicht alle Teams in Top-Form sind.
Mercedes Hat sich Mercedes verrechnet? Der neue Silberpfeil ist noch ein Problemfall. Er überrascht seine Piloten mit einem nervösen Heck. Lewis Hamilton kam mit seiner schnellsten Runde in Barcelona zwar bis auf drei Tausendstel an Sebastian Vettel heran, aber das war ein Kraftakt. Intern rechnet man mit einer halben Sekunde Rückstand auf Ferrari. Teamchef Toto Wolff sagt, dass man nach Melbourne weiß, ob man mit dem Frontflügel-Konzept auf dem richtigen Weg ist.
Red Bull-Honda Die große Unbekannte an der Spitze. Red Bull-Honda deckte seine Karten nie auf. Die Rennsimulation war schlechter als die von Ferrari und Mercedes. Auf schnelle Runden musste Red Bull nach einem Unfall von Neuzugang Pierre Gasly verzichten. Danach war das Team knapp an Teilen. Red Bull überschüttet den neuen Motorenpartner Honda mit Lob. Die Japaner haben 40 PS gefunden und den Rückstand auf Mercedes und Ferrari weiter verkürzt. Ferrari Die schnellsten Runden, die besten Rennsimulationen. Sebastian Vettel und Charles Leclerc schüttelten die Bestzeit scheinbar mühelos aus dem Ärmel. Alle Streckenspione berichteten: Der Ferrari ist das beste Auto im Feld.
Haas F1-Ferrari Ferraris amerikanische Außenstelle könnte für die arrivierten Teams auch in diesem Jahr zum Problem werden. Haas F1 hat wieder ein exzellentes Auto gebaut. 70 Prozent kommen von Ferrari. Vielleicht ist der generelle Eindruck des neuen Haas F1 ein Abziehbild des großen Bruders: schnell, aber anfällig. Die Rennsimulation von Kevin Magnussen am letzten Testtag war auf Mercedes-Niveau. Nicht nur deshalb hat der Teamchef Guenther Steiner Platz vier als Saisonziel ausgegeben. Toro Rosso-Honda Toro Rosso ist in diesem Jahr das, was Haas F1 für Ferrari ist. Ein klassisches B-Team. Mehr als 50 Prozent des Autos stammen von Red Bull. Ergibt Sinn beim gleichen Motor. Nur Aerodynamik, Chassis und Kühlung hat der Juniorpartner selbst entwickelt. Im Cockpit sitzen ein Heimkehrer und ein Neuling aus Thailand. Daniil Kvyat und Alexander Albon durften deshalb zur Übung viele schnelle Runden fahren. Unter Einrechnung aller Faktoren war Toro Rosso so schnell wie Renault. Renault Renault kann mit den Testfahrten eigentlich zufrieden sein. Teil eins des Saisonziels scheint geschafft. Die Franzosen sind deutlich näher an die drei Topteams herangerückt. Der Motor hat 40 PS gewonnen. Dafür wird Teil zwei umso schwieriger. Um Platz vier bewerben sich dieses Jahr sechs Teams. Und alle liegen ganz nah zusammen. Gut, dass man im Cockpit mit Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo erstklassig besetzt ist.
McLaren-Renault McLaren will sich neu erfinden. Ende März dockt der neue Technikchef James Key an. Am 1. Mai beginnt der neue Teamchef Andreas Seidl, der von Porsche kommt. McLaren bescherte sich zwar zwei Bestzeiten, doch das war Augenwischerei mit wenig Benzin im Tank. Das Auto ist besser als im letzten Jahr, hat aber immer noch ein paar Problemzonen. Im Moment liegt McLaren am Ende des großen Mittelfeldes. Das ist zu wenig.
Racing Point-Mercedes Force India heißt jetzt Racing Point. Seit dem Besitzerwechsel im August 2018 stieg das Budget um 20 Prozent. „Wir können jetzt das Auto bauen, das wir immer bauen wollten“, sagt Technikchef Andy Green. Der erste Versuch war eine Enttäuschung. Sergio Perez und Lance Stroll fuhren eine halbe Sekunde hinter dem Mittelfeld her. Doch Racing Point hat sich das große Aerodynamik-Paket, das andere schon in Barcelona zeigten, für Melbourne aufgehoben. Das bringt auf dem Papier eine halbe Sekunde.
Williams-Mercedes Williams driftet immer weiter ins Niemandsland ab. Der Letzte des Vorjahres begann die Testfahrten mit zweieinhalb Tagen Verspätung. Jetzt muss an zwei Stellen nachgebessert werden. Spiegel und Vorderradaufhängung entsprachen nicht dem Reglement. „Wir sind nur zu 20 Prozent vorbereitet“, gibt Rückkehrer Robert Kubica zu. Außerdem ist der neue FW42 mindestens eine Sekunde zu langsam. Aber das Auto ist in seinen Reaktionen berechenbarer als sein Vorgänger. Dennoch ist Williams ein Kandidat für den letzten Platz.
Sauber-Ferrari Auch Sauber hat einen Namenswechsel hinter sich. Das Team fährt unter der Flagge von Alfa Romeo, obwohl der Autokonzern keine Anteile besitzt. Der Sauber C38 ist das ungewöhnlichste Auto im Feld. „Alle Windkanaldaten konnten auf der Strecke reproduziert werden“, freut sich Teamchef Frédéric Vasseur. Sauber ließ in Barcelona nie die Hosen runter, war trotzdem schnell. Die Schweizer mit ihrem Joker Kimi Räikkönen sind mittendrin im Kampf um Platz vier.