Für den HCOB wird der Vorletzte nur fast zur Stolperfalle

Drittliga-Spitzenreiter Oppenweiler/Backnang hat beim 35:33 mit Neuling Waiblingen überraschend viel Mühe. Die favorisierten Handballer aus dem Murrtal geraten beim Nachbarn aus dem Remstal aber nie in Rückstand und haben in den entscheidenden Momenten die Tore von Niklas Diebel.

Niklas Diebel (links) war von Waiblingen nicht zu stoppen. Seine Tore waren wichtig und spielentscheiden für den HCOB. Foto: Alexander Becher

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Niklas Diebel (links) war von Waiblingen nicht zu stoppen. Seine Tore waren wichtig und spielentscheiden für den HCOB. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Der HC Oppenweiler/Backnang hat das erste Rems-Murr-Duell beim VfL Waiblingen nach über zehn Jahren gewonnen. Der Tabellenführer setzte sich gestern Abend beim Aufsteiger mit 35:33 durch. Der Sieg war verdient, aber knapp. Der VfL machte nach schwachem Start in der zweiten Halbzeit ein starkes Spiel, kam immer wieder ran. In den entscheidenden Momenten hatte der HCOB aber stets die richtige Antwort.

Selbst der gegnerische Trainer lobt Diebel: „Überragend“

Ein Spieler ragte heraus: Niklas Diebel. Der Rückraumspieler traf neunmal, hatte kaum einen Fehlwurf. „Er hat ein super Spiel gemacht“, lobte ihn Trainer Daniel Brack – auch deshalb, weil der 25-Jährige viel Verantwortung übernahm und traf, wenn es seinem Team besonders guttat. VfL-Coach Tim Baumgart attestierte dem Rückraumwerfer ebenfalls ein „überragendes Spiel. Er hat die Höhe, um sich die Ecke auszusuchen.“ Waiblingens Keeper Sebastian Rica-Kovac konnte da nicht viel ausrichten. „Für mich lief es heute ganz gut“, freute sich Diebel. „Am Anfang war der Innenblock recht kompakt und so war dann ein bisschen Platz da. Der VfL hat das dann schnell umgestellt, aber die Bälle sind zum Glück weiter rein.“

Zunächst nimmt alles den erwarteten Gang

Dass es am Ende der Partie zu Situationen kommen würde, in denen es Nervenstärke braucht, zeichnete sich in den Anfangsminuten nicht ab. Waiblingen kam im Angriff nicht auf Touren, scheiterte einige Male an HCOB-Keeper Jürgen Müller. Die Gäste konnten den Ball mit einfachen Kombinationen nach vorne spielen und kamen zu freien Abschlüssen. „Wir hatten in der ersten Halbzeit einen super Start“, bilanzierte Brack – und ließ das große Aber folgen: „Wir hätten die Überlegenheit in einen höheren Vorsprung ummünzen müssen.“

So hieß es nur 4:0, es hätten aber zwei, drei Treffer mehr sein können. Dass Waiblingen wieder herankam, war maßgeblicher Verdienst von Evgeni Prasolov. Der Ex-HCOB-Handballer war gegen seinen früheren Klub mit sieben Toren (gemeinsam mit Sascha Laurenz) bester VfL-Werfer. Beim 7:7 und beim 8:8 waren die Gastgeber gleichauf. Zur Pause lag Oppenweiler/Backnang wieder vorne – 16:13.

In der zweiten Halbzeit liefert Waiblingen ein Duell auf Augenhöhe

Das ließ Waiblingen noch Resthoffnungen. Der Glaube daran half. „In der zweiten Halbzeit war es ein Spiel auf Augenhöhe“, fand Tim Baumgart. Sein Team entwickelte im Angriff mehr Durchschlagskraft, der HCOB kam dadurch selten zu Ballgewinnen und so nicht mehr ins Konterspiel. „Ich hatte mir erhofft, dass wir hinten mal wieder einen Ball krallen, kontern und davonziehen, das hat aber nicht mehr funktioniert“, ärgerte sich Brack und durchlebte mit seinem Team spannende Minuten. Vor allem als Waiblingen beim 21:21 erneut ausglich.

Das Gefühl des Gleichstandes sollte dem VfL in den verbleibenden 20 Minuten dann aber konsequent versagt bleiben. Baumgart bedauerte: „Wenn wir einmal in Führung gehen, hat der HCOB viel Druck und wird vielleicht nervös.“ Doch stets, wenn Waiblingen hoffte, gab’s den Dämpfer. „Wir haben vorne fast alles getroffen“, analysierte Brack. Zwei Tore ins verwaiste gegnerische Gehäuse brachten Luft, und immer wieder traf Diebel. Auch Lukas Orlich spielte auf der halbrechten Position stark, zog dynamisch zum Tor und erzielte fünf Treffer.

Spannung bis zur allerletzten Minute

Trotzdem blieb es spannend bis in die Schlussminute. Ärgerlich aus HCOB-Sicht. Alexej Prasolov traf aus relativ großer Entfernung in Zeitspielnot zum 31:32 zweieinhalb Minuten vor dem Ende. Die Gäste aus dem Murrtal leisteten sich nun aber keinen Lapsus mehr. Sie spielten die Partie nun clever, unaufgeregt und sicher zu Ende. Erst traf Niklas Diebel, dann Alexander Schmid vom Kreis, und Axel Goller machte per Siebenmeter zum 35:33 den Deckel drauf.

VfL Waiblingen Rica-Kovac, Seeger (n.e) – Goetsch, Westner, Leinhos (1), Ader, Evgeni Prasolov (7), Laurenz (7), Leukert (1), Lübke, Schmid (1), Hellerich (4), Alexej Prasolov (6), Tobias Maurer, Eilers (6)

HC Oppenweiler/Backnang Stasch, Müller – Schliedermann (3), Newel (1), Buck, Schmid (1), Dangers, Diebel (9), Schmiedt (5), Orlich (5), Goller (8/5), Florian Frank (n.e.), Philipp Maurer, Rauh (1).

Siebenmeter: 0/1:5/6 (Leukert scheitert an Müller – Goller scheitert an Rica-Kovac). – Zeitstrafen: 6:8 Minuten (Alexej Prasolov/zweimal, Laurenz – Dangers/zweimal, Orlich, Rauh). – Schiedsrichter: Haas/Wilken (Dietmannsried/Kempten). – Zuschauer: 600.

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Erstellt:
2. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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