Für Emelie Petz bleibt die Rolle als Ersatzturnerin

Das deutsche Olympiateam wird wohl ohne das TSG-Aushängeschild antreten, im Flieger nach Tokio sitzt die 18-Jährige trotzdem.

Emelie Petz leistete sich am Schwebebalken einen Wackler, war aber insgesamt zufrieden. Foto: Imago

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Emelie Petz leistete sich am Schwebebalken einen Wackler, war aber insgesamt zufrieden. Foto: Imago

Von Steffen Grün

Nachdem sie bei der zweiten und letzten Olympiaqualifikation in München wie bereits eine gute Woche vorher in Dortmund den fünften Platz belegt hatte, ahnte Emelie Petz schon, wie der Nominierungsvorschlag des Lenkungsstabs des Deutschen Turner-Bunds aussehen würde. „Ich gehe stark davon aus, dass ich die Ersatzturnerin sein werde“, verriet die Sportlerin der TSG Backnang am Sonntagvormittag vor dem Hintergrund, dass bei den bevorstehenden Olympischen Spielen in Tokio nur vier Frauen für Deutschland an die Geräte gehen können. Am Nachmittag zeigte sich dann, dass die 18-Jährige mit ihrer Einschätzung völlig richtig lag. Der DTB will in Japans Hauptstadt mit Sarah Voss (Köln), Elisabeth Seitz (Stuttgart), Pauline Schäfer-Betz (Chemnitz) und Kim Bui (Stuttgart) an den Start gehen, die in der Reihenfolge in München vor Emelie Petz gelandet waren. Für die Allmersbacherin, die als größtes deutsches Talent gilt, bleibt dieses Mal nur die Rolle als Reservistin.

„Ich nehme die Aufgabe an, dass ich die Mannschaft so unterstütze, dass sie ihre bestmögliche Leistung abrufen kann“, betont die dreimalige Medaillengewinnerin bei der deutschen Meisterschaft 2019, die im Juniorenbereich eine wahre Titelsammlung angehäuft hat. Zudem versichert sie glaubhaft, nicht im Ansatz darauf zu spekulieren, dass eine Teamkollegin verletzt ausfallen könnte: „Wenn man das hoffen würde, wäre man kein richtiger Sportler.“ Für den Fall der Fälle bereithalten muss sich Petz trotzdem, weshalb sie auch im Flieger nach Japan sitzen und erst zurückkehren wird, wenn der letztmögliche Zeitpunkt für die Umbesetzung der Riege verstrichen ist. „Es ist schon eine Riesenehre, unter den Top Fünf in Deutschland zu sein und schon mal olympisches Flair schnuppern zu können“, ordnet sie ihr Abschneiden bei den Olympiaqualifikationen der letzten Tage ein, um aber sogleich deutlich zu machen, dass ihr Ehrgeiz nun erst recht geweckt ist: „Für 2024 in Paris hoffe ich natürlich, dass ich im Team stehe.“

Vieles spricht dafür, dass zumindest die 27-jährige Elisabeth Seitz, die in Tokio bereits ihre dritten Olympischen Spiele erlebt, sowie die 32-jährige Kim Bui, für die dasselbe gilt, bis dahin den Weg frei machen. Auch Pauline Schäfer-Betz, die 2017 in Montreal den WM-Titel am Schwebebalken holte, ist dann immerhin schon 27 Jahre alt, während Sarah Voss (21) jetzt erst vor ihrem Olympiadebüt steht. Entscheidend wird für Emelie Petz aber vor allem sein, dass ihr Körper mitmacht, weil sie immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wird. Auch in jüngster Vergangenheit war das so, weshalb der Vierkampf bei der deutschen Meisterschaft in Dortmund vor eineinhalb Wochen ihr erster Wettkampf dieser Art seit der WM 2019 war. In München folgte nun der zweite. „Ich bin froh, dass ich die Wettkämpfe gut gemeistert habe und mich jetzt keine Schmerzen plagen“, freut sich die TSG-Turnerin, die im Dezember 2020 an Knochenödemen in beiden Mittelfüßen gelitten hatte und bei der im Februar 2021 im rechten Fuß noch einmal dieselbe Diagnose gestellt wurde. Auch deshalb kann sie damit umgehen, dass sich der große Olympiatraum in Tokio wohl noch nicht erfüllt.

Mit ihrer Leistung in Bayerns Metropole war sie zufrieden. „Ich war nicht so nervös, wie ich gedacht habe“, sagt Petz und führt das auch auf die Arbeit mit Mentaltrainerin Nadine Volkmer zurück. 0,225 Punkte Rückstand auf die Viertplatzierte Kim Bui sind zwar nicht viel und wären ohne den großen Wackler am Schwebebalken vielleicht sogar nicht entstanden, aber trotzdem betrachtet sie es als „quasi unmöglich“, eines der vier Tickets zu ergattern: „Ich hätte sehr viel Glück gebraucht. Ich hatte einfach nicht so viele Trainingsstunden wie die vier Teamkolleginnen.“

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Erstellt:
14. Juni 2021, 11:30 Uhr

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