Gladbach rutscht tiefer in Krise - „Gehen wir weiter durch“

dpa Mönchengladbach. In der längsten Durststrecke unter Trainer Rose könnte Borussia Mönchengladbach am Ende die Europapokal-Teilnahme verpassen. Bayer hingegen ist nach dem Sieg sogar wieder auf Champions-League-Kurs.

Mönchengladbachs Trainer Marco Rose (l) und Matthias Ginter sind nach der Niederlage bedient. Foto: Martin Meissner/Pool AP/dpa

Mönchengladbachs Trainer Marco Rose (l) und Matthias Ginter sind nach der Niederlage bedient. Foto: Martin Meissner/Pool AP/dpa

Max Eberl versuchte es mit Humor. „Ich bin relativ breit und habe breite Schultern“, sagte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach nach der fünften Niederlage in Serie.

Doch der 47-Jährige gewährte auch einen Blick in sein Inneres. „Es ist ein komplizierter Tag, ein Tag, der wehtut.“ Eberl verliert nicht nur seinen Wunschtrainer Marco Rose im Sommer, sondern allmählich auch die sportlichen Ziele aus den Augen. Dies ist die bitterste Feststellung nach dem mit 0:1 (0:0) verlorenen West-Derby gegen Bayer Leverkusen. Trotz des Sturzes auf Rang zehn und Forderungen aus der Fanszene, sich sofort von Rose zu trennen, hält der Sportdirektor an seinem Plan fest. „Da gehen wir weiter durch“, sagte Eberl.

Ungeachtet dieser Rückendeckung ist die Situation für den erfolgsverwöhnten Trainer nicht einfach. Sein größtes Problem ist derzeit, die Mannschaft nach sieben sieglosen Spielen wieder auf Kurs zu bringen. Probleme zwischen ihm und den Spielern gebe es nicht, auch nicht nach seiner Abschiedsbekanntgabe. „Es hat sich hier nichts geändert. Die Stimmung im Training ist wie immer“, sagte Rose. Einen Zusammenhang zwischen seinem Wechsel nach Dortmund und der derzeitigen Krise sieht er nicht. „Ich glaube, es liegt in erster Linie an den Ergebnissen“, sagte der 44-Jährige.

Eberl kennt den Mechanismus. „Momentan läuft sehr viel gegen uns. Wenn man gewinnt, laufen Dinge von allein. Andersherum ist es etwas komplizierter“, sagte er. Natürlich hatte die Mannschaft in den vergangenen Monaten ein Mammutprogramm und zuletzt mit Borussia Dortmund, RB Leipzig und Manchester City auch sehr starke Gegner. „Es ging nicht locker vom Fuß, war alles ein wenig verkrampft. Wir brauchen einfach diesen Befreiungsschlag. Wir werden nicht aufgeben und wieder angreifen“, versprach Flügelspieler Valentino Lazaro.

Doch einige wichtige Akteure im Team wie Marcus Thuram, Florian Neuhaus oder der lange verletzte Denis Zakaria laufen ihrer Form hinterher. Wenn dann noch Spieler wie Christoph Kramer, Jonas Hofmann und Lars Stindl ausfallen, wird es eng. Dann kann am Ende der Saison auch Platz acht, neun oder zehn stehen. „Die größte Herausforderung wird es nun sein, die Lockerheit und den Glauben zu bewahren. Ich als Trainer muss das vorleben und vorangehen. Wir haben die Möglichkeit, die Dinge mit einem Sieg wieder in die richtige Richtung zu lenken“, sagte Rose.

Für Anschauungsunterricht hatte der Gladbacher Coach am Samstag den besten Platz. Bayer Leverkusen, mittlerweile mit sieben Punkten mehr ausgestattet als Gladbach, steckte in einer ähnlichen Lage nach den Pleiten im DFB-Pokal, der Europa League und dem schlechtesten Rückrundenstart seit zwölf Jahren mit fünf sieglosen Pflichtspielen. Da stand auch Trainer Peter Bosz in der Kritik und erhielt wie Rose Rückendeckung von oben. „Wenn man jeden Tag im Austausch ist, dann weiß man, woran man ist“, sagte der Niederländer.

Bosz, dem zehn Spieler fehlten, klagte nicht, ließ sein Team mit einer tieferstehenden Verteidigungsreihe agieren und angriffslustig beginnen. „Es ist nicht so einfach, in dieser Situation mutig nach vorne zu spielen. Wir haben jedoch nicht wie eine Mannschaft gespielt, die verunsichert ist oder Angst hat“, sagte Bosz, der allerdings lange auf das Siegtor warten musste, ehe Patrik Schick die Bayer-Elf mit seinem Treffer in der 76. Minute erlöste. Es blieben auch bis zum Schluss elf. Bosz fand seine Startformation so gut, dass er keine Veranlassung zu einer Auswechslung sah. „Man darf wechseln, man muss aber nicht wechseln“, sagte der 57-Jährige.

© dpa-infocom, dpa:210307-99-721464/2

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Erstellt:
7. März 2021, 09:18 Uhr

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