Flaschenbier und Feuerwerk: Liverpool feiert Meisterschaft

dpa Liverpool. Die große Party folgt, wenn der „Bullshit-Virus“ vorbei ist. Doch auch so ließen es Klopp und Co. nach der Titelübergabe in Anfield krachen. Der Erfolgscoach hat noch lange nicht fertig und sieht weiter Steigerungspotenzial. Kommt Bayern-Star Thiago dazu?

Liverpools Trainer Jürgen Klopp jubelt nach der Meisterehrung über den Titelgewinn. Foto: Paul Ellis/PA Wire/dpa

Liverpools Trainer Jürgen Klopp jubelt nach der Meisterehrung über den Titelgewinn. Foto: Paul Ellis/PA Wire/dpa

Bevor die Helden von Anfield in die rote Partynacht entschwanden, gab Jürgen Klopp den Fans ein Versprechen.

„Macht euch bereit für eine Feier, ich weiß nur nicht wann. Wenn dieser Bullshit-Virus vorbei ist“, kündigte Klopp an, nachdem der FC  Liverpool im leeren Stadion auf der Fan-Tribüne The Kop nach schier endlosen 30 Jahren aus den Händen von Club-Legende Kenny Dalglish wieder den englischen Fußball-Meistertitel überreicht bekam. Gefeiert wurde nach dem furiosen 5:3 gegen den FC Chelsea am Mittwoch trotzdem. Drinnen wie draußen - mit Flaschenbier, Konfettiregen und ordentlich Feuerwerk.

Tausende Liverpool-Fans waren entgegen den Warnungen wegen der Corona-Krise nach Anfield gepilgert und feierten das Ende der titellosen Zeit in der Premier League. Noch während des Spiels musste die Polizei wegen des großen Andrangs die Straßen sperren und eine Bannmeile errichten. Abstandsgebote und Masken interessierte die Fans herzlich wenig. Zu groß war die Sehnsucht nach diesem Moment.

Auch bei Club-Idolen wie Steven Gerrard, der heute die Glasgow Rangers trainiert. Der einstige Mittelfeldstar, dessen Ausrutscher 2014 im Spiel gegen Chelsea wohl den Meistertitel kostete, freute sich, dass „einige Dämonen begraben“ wurden. „Als Liverpool-Fan und Ex-Spieler kenne ich das große, lange Warten“, sagte Gerrard. Auch wenn der Titelgewinn bei 18 Punkten Vorsprung schon seit Wochen feststand, fiel die Party nach dem Tor-Spektakel groß aus. Immerhin waren die Fans dank der zahlreichen Instagram-Videos ihrer Stars zumindest virtuell dabei.

Und Klopp genoss den Triumph in vollen Zügen. „Wir sind jetzt Champions in England, Europa und der Welt, und das ist die einzige Wahrheit. Es bedeutet die Welt für mich. Ich könnte nicht stolzer sein“, sagte Klopp, der in Liverpool längst schon Kultstatus genießt - nicht erst seit dem Champions-League-Triumph im Vorjahr.

Als der frühere Dortmunder Meistercoach im Oktober 2015 in die englische Arbeiterstadt kam, war der Club im Mittelmaß verschwunden. Klopp erweckte den stolzen Verein wie einst den BVB zu neuem Leben, versprach den Fans Pokale - und hielt Wort. „Vor fünf Jahren habe ich Sie gebeten, von Zweiflern zu Glaubenden zu werden, und Sie haben es getan“, richtete der Coach dankende Worte an die Anhängerschaft.

Für den früheren Liverpool-Kapitän und -Trainer Graeme Souness war die Verpflichtung von Klopp der Schlüssel zum Erfolg. „Das Geheimnis der Beständigkeit wird vom Manager bestimmt“, sagte Souness und erinnerte an die erfolgreiche Transferpolitik von Klopp. Der Verkauf von Philippe Coutinho für 160 Millionen Euro und im Gegenzug die Verpflichtungen von Abwehr-Star Virgil van Dijk und Welttorhüter Alisson Becker sei der beste Deal der Club-Geschichte gewesen.

Und Klopp hat noch lange nicht fertig. Bis 2024 läuft noch sein Vertrag, viele seiner Stars sind im besten Fußballer-Alter. Und womöglich kommt noch die ein oder andere Verstärkung hinzu. Wie etwa Thiago vom FC Bayern München. Klopp soll ein großer Fan des Spaniers sein, dessen Vertrag 2021 in München ausläuft und mit einem Preisschild von schätzungsweise 30 Millionen Euro versehen ist. Im Gespräch ist auch immer wieder ein neuer Stürmer. Leipzigs Timo Werner war im Gespräch, letztlich griff aber der FC Chelsea tief in die Tasche. Und so groß ist der Bedarf im Angriff nicht. Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino erzielten zusammen 45 Tore.

Klopp sieht noch Steigerungspotenzial im Team. „Wir werden nicht aufhören und können jeden Spieler noch besser machen. Wir haben die Möglichkeit, einen weiteren Schritt zu machen. Das müssen wir auch. Die anderen schlafen nicht“, sagte Klopp. Wie etwa der entthronte Champion Manchester City. Der Guardiola-Club sendete am Mittwochabend gleich eine Spitze nach Liverpool, als er nach Spielschluss auf Twitter nicht dem Rivalen, sondern Leeds United und West Bromwich Albion zum Aufstieg in die Premier League gratulierte. Die Reaktion der Liverpool-Fans folgte prompt: „Wie war eigentlich euer Tag so?“

© dpa-infocom, dpa:200723-99-892349/6

Zum Artikel

Erstellt:
23. Juli 2020, 10:27 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen