Große neuer DESG-Präsident: „Nicht die Zeit zu feiern“

dpa Frankfurt/Main. Die deutschen Eisschnellläufer haben nach fast einem Jahr Führungslosigkeit wieder einen Präsidenten. Matthias Große soll den Verband aus der Krise führen, entschieden die Mitglieder. DOSB-Chef Alfons Hörmann ist zuversichtlich, dass dies gelingen kann.

Neuer Eisschnelllauf-Präsident: Matthias Große. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Neuer Eisschnelllauf-Präsident: Matthias Große. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Claudia Pechsteins Lebensgefährte Matthias Große ist mit großer Mehrheit zum Präsidenten der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft gewählt worden.

Bei der Mitgliederversammlung der DESG in Frankfurt am Main erhielt der 52 Jahre alte Immobilien-Unternehmer aus Berlin 80,45 Prozent der Stimmen. Von 87 anwesenden Mitgliedern votierten 70 für Große, fünf Delegierte aus Vereinen und Landesverbänden stimmten gegen ihn, zwölf enthielten sich ihrer Stimme.

„Es ist jetzt nicht die Zeit zu feiern, sondern zu arbeiten. Die Wahl und das Ergebnis zeigen, wir groß der Wunsch der DESG-Mitglieder nach Veränderung ist“, sagte Große. „Die nur fünf Gegenstimmen beweisen, welch klare Zustimmung es für den Kurs gibt, den mein Team und ich vorgegeben haben. Unser Ziel ist es, den hohen Erwartungen, die in uns gesetzt wurden, in den kommenden Jahren gerecht zu werden und die DESG zu neuer Stärke zu führen.“

Vor der Wahl hatte Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes für einen Neuanfang im finanziell angeschlagenen Eisschnelllauf-Verband geworben. Er habe eine „Aufbruchsstimmung“ ausgemacht, seit Matthias Große das Amt vor 96 Tagen kommissarisch übernahm. „Er ist einer, der anpackt“, sagte Hörmann, wollte seine Teilnahme an der Versammlung aber nicht „als Wahlempfehlung“ gewertet wissen.

Zuvor war der Verband seit dem Rücktritt der einstmaligen Präsidentin Stefanie Teeuwen im November 2019 führungslos. Große hatte als kommissarischer Präsident zuletzt mit rigorosen Maßnahmen für Aufsehen gesorgt. Er trennte sich von Bundestrainer Erik Bouwman und Sportdirektor Matthias Kulik und investierte nach eigenen Angaben 250.000 Euro zur Verbesserung der Trainingsmöglichkeiten in die Infrastruktur des Verbandes.

In der Vergangenheit hatte sich vor allen Moritz Geisreiter (32) als Aktivensprecher gegen eine Wahl von Große stark gemacht. Im Interview des „Spiegel“ spekulierte der Inzeller, warum sich keiner der Aktiven offen gegen den neuen Präsidenten stellt. „Ein Grund für die Stille mag sein, dass sich mancher bei der Neuordnung des Verbands eine bessere Ausgangsposition erhofft. Matthias Große fordert Loyalität und Einpassung in seine Vorstellungen. Er mag keine Kritiker“, sagte Geisreiter. Sorge bereite ihm, dass Großes Aussagen im „Spiegel“ („Wer das Geld gibt, der bestimmt auch“) sogar die Instanz Transparency Deutschland alarmiert, die nun „die Bundesmittelvergabe an den Verband infrage stellt“.

Erstmals seit 15 Monaten hat der Verband auch wieder einen Hauptsponsor. Das wohnwirtschaftliche Unternehmen B&O-Gruppe aus Bad Aibling erklärte sich bereit, den Verband unter Führung von Große bis zum Jahr 2026 zu unterstützen.

© dpa-infocom, dpa:200919-99-626060/4

Matthias Große ist neuer Eisschnelllauf-Präsident. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Matthias Große ist neuer Eisschnelllauf-Präsident. Foto: Jörg Carstensen/dpa

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Erstellt:
19. September 2020, 12:58 Uhr

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