HC Oppenweiler/Backnang: Spätestens in drei Jahren in Liga zwei

Drittligist HCOB bekennt sich bei der Saisonauftaktveranstaltung zum Ziel, in naher Zukunft an den Profibereich anzudocken. Ein deutlich erhöhter Etat soll mithelfen, den Aufstieg der Handballer aus dem Murrtal in die Zweite Bundesliga zu ermöglichen.

Ralf Rangnick (Zweiter von links) bekannte im Gespräch mit Moderatorin Maren Killinger, HCOB-Trainer Matthias Heineke und Murrelektronik-Geschäftsführer Ulrich Viethen (rechts), dass es ihm gefällt, wie der Verein seine hochgesteckten Ziele angeht. Foto:: Dietmar van der Linden

© Dietmar van der Linden

Ralf Rangnick (Zweiter von links) bekannte im Gespräch mit Moderatorin Maren Killinger, HCOB-Trainer Matthias Heineke und Murrelektronik-Geschäftsführer Ulrich Viethen (rechts), dass es ihm gefällt, wie der Verein seine hochgesteckten Ziele angeht. Foto:: Dietmar van der Linden

Von Uwe Flegel

Schwaben gelten im Allgemeinen ja als zurückhaltend. Da machte Handball-Drittligist HC Oppenweiler/Backnang in den vergangenen Jahren keine Ausnahme. Eher zurückhaltend wurden die Saisonziele formuliert. Doch die stetige Vorwärtsentwicklung in den vergangenen zwei, drei Spielzeiten hat im Murrtal offensichtlich Lust auf mehr gemacht. Bei der Saisonauftaktveranstaltung mit Vorstellung der fünf neuen Spieler wurde in Oppenweiler klar gesagt, dass es binnen der nächsten drei Jahre in die Zweite Bundesliga hochgehen soll. Ein Vorhaben, das Ehrengast Ralf Rangnick, der aus Backnang stammende Trainer der österreichischen Fußballnationalelf, interessiert zur Kenntnis nahm. Eine Vorgabe, die vor allem Hauptsponsor Murrelektronik offensiv vertrat. Dessen Geschäftsführer Ulrich Viethen gab nicht nur bekannt, dass das Unternehmen sein finanzielles Engagement deutlich erhöht hat, sondern erklärte auch: „Wir wollen gemeinsam eine echte Nummer machen und wollen in drei Jahren beginnen, in der zweiten Liga aufzuräumen.“

HCOB war im Frühjahr 2021 vom Aufstieg schon einmal nicht so weit entfernt

Die Sätze waren durchaus humorvoll in die Runde gesprochen. Sie waren aber auch so eindeutig, dass der eine oder andere HCOB-Verantwortliche und -Anhänger vor noch nicht allzu langer Zeit wohl ein wenig zusammengezuckt wäre. Doch das blieb diesmal aus. Auch bei Trainer Matthias Heineke, der in seinen bisherigen sechs Jahren im Murrtal miterlebt hat, wie sich der Verein gewandelt hat. Wurde zu Beginn seiner Amtszeit vor allem geschaut, dass das Abstiegsgespenst nicht zum Stammgast wird, so war die Spielgemeinschaft der Handballabteilungen des TV Oppenweiler und der TSG Backnang zuletzt regelmäßig in der vorderen Tabellenhälfte zu finden. In der wegen Corona unterbrochenen und dann mit einer Art Aufstiegsrunde fortgesetzten Saison 2020/2021 hatte gar nicht arg viel gefehlt und Oppenweiler/Backnang hätte da schon den Sprung in Liga zwei geschafft.

Wurden ihm Rahmen des Sponsorentreffens offiziell vorgestellt: Die Zugänge Marc Godon, Martin Schmiedt, Daniel Schliedermann, Tim Dahlhaus und Alexander Schmid (von links). Foto: Dietmar van der Linden

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Wurden ihm Rahmen des Sponsorentreffens offiziell vorgestellt: Die Zugänge Marc Godon, Martin Schmiedt, Daniel Schliedermann, Tim Dahlhaus und Alexander Schmid (von links). Foto: Dietmar van der Linden

In Heinekes siebter Saison geht der Blick jedenfalls in Richtung Spitze. In der von Maren Killinger moderierten Gesprächsrunde zum Thema „Lässt sich Erfolg planen?“ kam vom 40-Jährigen kein Widerspruch zu den ehrgeizigen Zielen. Dafür sagte er: „In meiner ganzen Zeit hier hatten wir noch nie den Fall, dass die sportlichen Ziele der Vereinsführung und des Trainers auseinandergingen.“ Zumal wenn der Sponsor das bisherige finanzielle Engagement, das auf einen Betrag im ganz niedrigen sechsstelligen Bereich geschätzt wird, nun verdoppelt oder gar verdreifacht. So machte es an diesem Abend die Runde. Wobei diese Zahlen – was Wunder – offiziell von keinem der Beteiligten genannt oder bestätigt wurden. Klar ist, dass die Verbindung zwischen dem Handball in Oppenweiler und dem größten Unternehmen im Ort schon seit mehr als drei Jahrzehnten besteht und offensichtlich so schnell nicht beendet wird. Zumindest sagte Viethen: „Ich habe keine Ahnung, ob die Dimension unseres Sponsorings schon reicht, ich hoffe es aber.“

Ralf Rangnick gefällt, dass sich der Klub hohe Ziele gesteckt hat

Der prominenteste Gast des Abends lauschte diesen Sätzen aufmerksam. Dabei ist Ralf Rangnick als Trainer oder als Sportdirektor von Fußball-Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmern wie dem VfB Stuttgart, Hannover 96, Schalke 04, der TSG Hoffenheim, RB Leipzig und RB Salzburg, vor allem aber seit seiner Zeit bei Manchester United ganz andere Summen gewohnt. So lag der Umsatz des englischen Traditionsvereins in der letzten Saison vor Corona bei 712 Millionen Euro. Doch auch wenn er viel in der Welt herumgekommen ist und immer noch kommt, kennt sich Rangnick in seiner Heimat weiterhin aus. Auch im Handball. Er sei früher regelmäßig bei TVO-Spielen gewesen, erzählte der erfolgreiche Trainer und berichtete: „Mein Jahrgang war damals einer der ersten, der in Stuttgart Sport studiert hat, und einer meiner Dozenten zu jener Zeit war Rolf Brack.“

Entsprechend aufmerksam hatte er dem gelauscht, was der Sponsor, was HCOB-Vertreter Markus Mandlik und was die fünf Zugänge Tim Dahlhaus (vom Zweitligisten SG Bietigheim), Martin Schmiedt (HC Eintracht Hildesheim), Alexander Schmid (VfL Pfullingen), Daniel Schliedermann (TV 08 Willstätt) und Rückkehrer Marc Godon (Handball Hannover-Burgwedel, alle Dritte Liga) bei ihrer Vorstellung so von sich gaben. „Oppenweiler klingt fast wie Hoffenheim“, gab er leicht schmunzelnd als Erkenntnis weiter und hatte dabei nicht nur die ähnlichen dörflichen Strukturen im Hinterkopf. Das klare Bekenntnis zum Aufstieg in den nächsten drei Jahren gefiel ihm auf jeden Fall: „Ziele sind wichtig.“ Wobei er auch sagte: „Erfolg auf einen bestimmten Zeitpunkt hin zu planen, ist schwer, aber Leistung ist planbar.“ Wichtig sei dafür, dass das Ganze wachsen könne. So wie in den vergangenen Jahren der HCOB. Für den hatte Rangnick übrigens noch einen Tipp: Der Mann, der sich im Profifußball als Visionär und Entwickler einen großen Namen gemacht hat, erklärte, dass Demut und Geduld im Leistungssport eigentlich nicht gefragt seien. An Trainer, Sponsoren, Verantwortliche, Fans und Spieler des ehrgeizigen Drittligisten gewandt, sagte Rangnick: „Wenn du die Chance hast, im ersten Jahr aufzusteigen, dann vergiss den Dreijahresplan.“

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Erstellt:
27. August 2022, 06:00 Uhr

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