Hinten brennt nichts an, vorne klemmt es

Mit dem 0:0 in Cottbus verfestigt sich der Eindruck, wo die Stärken und Schwächen von Großaspachs Drittliga-Fußballern liegen

Die Defensive bleibt das Prunkstück, der Angriff die Schwachstelle. Das ist die Erkenntnis aus dem 0:0 von Großaspachs Drittliga-Fußballern in Cottbus. Das Remis in der Lausitz war die vierte Punkteteilung in Serie und im siebten Saisonspiel bereits die fünfte insgesamt, dabei gab es dreimal keine Tore. „Hier haben schon viele Teams verloren, also ist das 0:0 nicht so schlecht“, wehrte sich SG-Trainer Sascha Hildmann gegen eine allzu negative Bewertung des Ergebnisses.

Aspachs Abwehr um Korbinian Burger hatte nicht nur die Lufthoheit, sondern machte insgesamt erneut einen stabilen Eindruck.Foto: Imago

© imago/Steffen Beyer

Aspachs Abwehr um Korbinian Burger hatte nicht nur die Lufthoheit, sondern machte insgesamt erneut einen stabilen Eindruck.Foto: Imago

Von Steffen Grün

Es soll Keeper geben, die sich selbst über einen Kantersieg ihrer Truppe nicht richtig freuen können, wenn sie kurz vor dem Ende noch ein Tor kassieren. Den eigenen Kasten sauber zu halten, geht ihnen über alles. Insofern hätte Kevin Broll nach dem Abpfiff im Stadion der Freundschaft völlig zufrieden sein können, doch seine Miene verriet: Dem war nicht so. „Es nervt“, kommentierte der Torwart die Tatsache, dass Aspach zum Remis-König avanciert, „vor allem, wenn man die Chancen sieht, die wir haben“. Der 23-Jährige dachte in erster Linie an die beiden Möglichkeiten, die Makana Baku vor der Pause vergeben hatte, und sagte zu den nicht weg zu diskutierenden Schwächen beim Abschluss: „Es ist gerade der Wurm drin bei uns, das ist ärgerlich.“ Dass sich Broll dazu durchrang, das 0:0 „okay“ zu nennen, liegt daran, dass ihm die Torchancen der Hausherren in den Sinn kamen. „Wir können froh sein, dass der Lattenkopfball nicht reinging“, erinnerte er an die Schrecksekunde in der 19. Minute, um anschließend seine Rolle nach einer Stunde herunterzuspielen. „Ich stehe eigentlich nur im Weg“, erklärte der Keeper seine Parade nach dem Acht-Meter-Schuss von Daniel Stanese.

Dem Trainer der SG Sonnenhof dürfte es durchaus gefallen, wenn seine Schützlinge mit einem respektablen Remis beim Ex-Erstligisten in Cottbus nicht rundum glücklich sind und von den Punkteteilungen in den vergangenen Wochen die Nasevoll haben, doch Hildmann gibt eben auch zu bedenken: „Vielleicht sind wir irgendwann noch ganz froh um die Unentschieden.“ Er habe eine solche Häufung binnen kurzer Zeit zwar auch noch nicht erlebt, „aber einmal ist immer das erste Mal.“

Der 46-Jährige attestierte seinem Team in den ersten 45 Minuten „ein sehr gutes Auswärtsspiel, wir hatten eine gute Spielanlage. Was uns im Moment fehlt, ist der letzte Pass und die letzte Konsequenz im letzten Drittel“. Trotzdem seien Möglichkeiten zu notieren gewesen, „da musst du einfach mal ein Tor erzielen, dann führst du 1:0“, ärgerte sich Hildmann. In Durchgang zwei habe man etwas abgebaut, die Hausherren seien stärker geworden. „Wir hatten nach vorne nicht mehr die Wucht und die Power, die ich mir gewünscht hätte, um mal einen Lucky Punch zu setzen“, bemängelte der Trainer der Schwaben.

Acht Punkte aus sieben Spielen stehen für Aspach jetzt zu Buche, zu jeweils einem Sieg und einer Niederlage gesellten sich fünf Unentschieden. Zwei Eindrücke verfestigen sich: Hinten brennt wenig an, vorne klemmt es. Fünf Gegentreffer kann kein Ligarivale unterbieten, auch in Cottbus erledigte die Defensive ihren Job über weite Strecken sehr souverän. Das spricht für die taktische Disziplin der kompletten Truppe im Allgemeinen, im Speziellen allerdings auch für die Dreierkette vor dem starken Torwart Broll. Korbinian Burger,Julian Leist und Dominik Pelivan, der den Vorzug vor Kai Gehring bekommen hatte, obwohl der Routinier wieder voll einsatzfähig ist, harmonierten abermals bestens. Patrick Choroba und Yannick Thermann verriegelten die beiden Außenbahnen.

Nur sechs erzielte Tore sind jedoch die Kehrseite der Aspacher Medaille. Im Angriff fehlt die Abgezocktheit, einen echten Torjäger hat die SG nicht. Timo Röttger, der gegen Aalen einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitten hatte und eine Weile ausfällt, wurde im Sturmzentrum nicht etwa von einem nominellen Angreifer wie Stephané Mvibudulu, Mike Owusu oder Jonas Meiser ersetzt, sondern von Philipp Hercher, der bislang die Hälfte aller Treffer seiner Elf markiert hat. Dessen Rolle im linken Mittelfeld spielte Yannick Thermann. Erst nach 72 Minuten durfte Mvibudulu doch noch ran, gefährlich wurde er nicht mehr. Sollte Aspachs Sportdirektor Joannis Koukoutrigas ein vertragsloser Spieler mit eingebauter Torgarantie über den Weg laufen, würde er zuschlagen.

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Erstellt:
17. September 2018, 06:00 Uhr

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