Hinze krönt sich zur Bahnrad-Königin: WM-Triple wie Vogel

dpa Berlin. Schnell, schneller, Emma Hinze. In Kristina-Vogel-Manier dominiert die erst 22 Jahre alte Sprinterin die Konkurrenz und holt sich das WM-Triple. Roger Kluge und Theo Reinhardt verhindern eine Nullnummer bei den Männern.

Emma Hinze stemmt nach ihrem Sieg im Keirin ihr Rad. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Emma Hinze stemmt nach ihrem Sieg im Keirin ihr Rad. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Emma Hinze stemmte vor lauter Freude ihre Rennmaschine in die Luft und schüttelte ungläubig den Kopf. Die erst 22 Jahre alte Sprinterin hat sich in einem Finale furioso zur Bahnrad-Königin von Berlin gekrönt und das historische WM-Triple von Kristina Vogel aus dem Jahr 2014 wiederholt.

Hinze holte sich unter großem Jubel im Kampfsprint Keirin ihren dritten Weltmeister-Titel, nachdem sie zuvor schon Gold mit der Mannschaft und im Sprint gewonnen hatte. Damit katapultierte sich Hinze auch in die Rolle der Topfavoritin für die Olympischen Spiele in Tokio.

„Wie im Traum“ wähnte sich Hinze nach ihren Gala-Vorstellungen in Berlin. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten, wenn mir das einer vor der WM gesagt hätte. Ich brauche da noch ein paar Tage, um das zu realisieren. Die WM so abzuschließen, ist supercool“, kommentierte Hinze, die während der gesamten WM all ihre Läufe souverän gewonnen hatte. So auch im Keirin-Finale vor Hyejin Lee aus Südkorea und der Australierin Stephanie Morton.

„Grandios, überragend“, schwärmte Bundestrainer Detlef Uibel über seine neue Vorzeigefahrerin und zog symbolisch den Hut. Auch Vogel, die seit ihrem schlimmen Trainingsunfall im Jahre 2018 querschnittsgelähmt ist, war voll des Lobes: „Sie ist ein supergroßes Talent. Ich hoffe, es ist der Beginn einer wunderschönen Karriere.“ Vogel gewann einst elf Titel, Hinze steht nun bei drei. „Ich vergleich mich nicht, wir sind unterschiedliche Personen. Jeder braucht seine Zeit“, sagte Hinze.

Frauen-Power war angesagt im deutschen Lager. Sieben der acht Medaillen gingen auf das Konto von Hinze und Co. Den einzigen Podestplatz bei den Männern erkämpften sich am Schlusstag Roger Kluge und Theo Reinhardt mit Bronze im Madison. Damit verpasste das Erfolgsduo allerdings den dritten Titel in Serie nach 2018 und 2019, was ein Novum in dieser Disziplin gewesen wäre.

So standen im Velodrom mal wieder die Sprinterinnen im Blickpunkt. Und im Windschatten von Hinze brillierten auch die Kolleginnen. Die noch zwei Jahre jüngere Lea Sophie Friedrich belegte im Keirin Platz sechs. Zuvor hatte sie schon jeweils Gold im Teamsprint und im 500-Meter-Zeitfahren geholt, wodurch sie zur jüngsten Siegerin in dieser Disziplin aufgestiegen war. Dazu überzeugte auch Pauline Grabosch. „Der Bundestrainer hat eine schwere Entscheidung zu treffen mit uns drei“, sagte Friedrich mit Blick auf Olympia, wo nur zwei Fahrerinnen starten dürfen. „Dass dieses Trio so schnell die Lücke schließen konnte, die Vogel und Welte gerissen haben, war phänomenal“, bilanzierte der deutsche Sportdirektor Patrick Moster.

Ähnlich gut sah es bei den Verfolgern aus. Lisa Brennauer (Durach), Franziska Brauße (Öschelbronn) und Lisa Klein (Erfurt) belegten die Plätze zwei bis vier in der 3000-Meter-Einerverfolgung. Angesichts dieser starken Vorstellung wäre im Vierer noch mehr drin gewesen als Bronze. „Es ist noch nicht vollendet“, sagte Klein im Hinblick auf Olympia. Der Männer-Vierer wartet dagegen weiter seit 2002 auf eine Medaille - trotz eines Deutschen Rekordes in Berlin.

So gab es das Kontrastprogramm bei den deutschen Männern, wenigsten verhinderten Kluge und Reinhardt eine Nullnummer. Den Titel holten sich am Sonntag ausgerechnet die Dänen Michael Mørkøv und Lasse Norman Hansen. Um Mørkøv hatte es im Vorfeld große Aufregung gegeben. Der 34-Jährige hatte sich nach seiner Ankunft in Berlin am Donnerstag zunächst isoliert in seinem Hotelzimmer in Berlin befunden, da er zuvor bei der UAE-Tour teilgenommen hatte. Die Rundfahrt war wegen der möglichen Erkrankung zweier italienischer Mitglieder eines Teams am neuartigen Coronavirus abgebrochen worden. Nachdem aber alle Tests negativ waren, konnte der Däne starten.

Sorgen bereiten die deutschen Sprinter, die den Kontakt zur Weltspitze verloren haben. „Bei den Männern geht jeder seinen eigenen Weg. Da ist ein gewisses Egomanentum eingetreten“, kritisierte Uibel. So war auch bei der Entscheidung in der Königsdisziplin Sprint kein deutscher Fahrer mehr in den Medaillenläufen vertreten. In einem rein niederländischen Finale holte sich Harrie Lavreysen den Titel.

Dritte im Keirin: Roger Kluge und Theo Reinhardt aus Deutschland auf der Bahn. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Dritte im Keirin: Roger Kluge und Theo Reinhardt aus Deutschland auf der Bahn. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Emma Hinze bejubelt ihren Sieg im Keirin. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Emma Hinze bejubelt ihren Sieg im Keirin. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

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Erstellt:
1. März 2020, 17:19 Uhr

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