Volles Vertrauen in Kohfeldt: Werder-Weg auch in der Krise

dpa Bremen. Vom Europa-League- zum Abstiegskandidaten: Bei anderen Vereinen wäre der Trainer Florian Kohfeldt angesichts dieser Entwicklung schon längst gefeuert worden. Bei Werder Bremen aber vertraut man ihm weiter. Auch am Samstag gegen einen ganz speziellen Gegner.

Steckt mit Werder Bremen mitten im Abstiegskampf: Trainer Florian Kohfeldt. Foto: Robert Michael/dpa

Steckt mit Werder Bremen mitten im Abstiegskampf: Trainer Florian Kohfeldt. Foto: Robert Michael/dpa

Spiele gegen Borussia Dortmund hatten für die Trainerkarriere von Florian Kohfeldt schon immer eine große Bedeutung.

Es war unter anderem ein 2:1-Auswärtssieg im Dezember 2017, mit dem der damals 35-Jährige seinen Herzensverein Werder Bremen nach nur einem Monat im Amt langsam aus dem Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga herausführte. Und es war auch ein spektakulärer Erfolg im DFB-Pokal nur 14 Monate später, der Kohfeldts Wahl zum „Trainer des Jahres 2018“ den Weg bereitete.

Vor allem aber fällt jedem Werder-Fan zuerst das Pokalspiel vor nur zweieinhalb Wochen ein, wenn er sich fragt, was nach dem tiefen Fall auf Platz 17 und mittlerweile zehn Niederlagen in den vergangenen zwölf Ligaspielen überhaupt noch Mut macht für den Rest dieser äußerst bedrohlichen Saison. Am 4. Februar fuhren sich die Bremer mitten zwischen vier weiteren Bundesliga-Pleiten auf einmal zu einem verdienten 3:2-Sieg gegen „eines der formstärksten Teams in Europa“ (Kohfeldt) hoch. „Dieser Abend hat uns viel Zuversicht gegeben“, sagte der Trainer vor dem Wiedersehen mit dem BVB deshalb auch.

An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) treffen Werder Bremen und Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga erneut aufeinander. Und zumindest außerhalb Bremens fragen sich viele, was das denn diesmal für Kohfeldts weiteren Weg bedeutet. Es ist keine allzu gewagte These, dass sich andere Vereine von dem 37-Jährigen nach dem Absturz vom Europa-League- zum Abstiegskandidaten schon längst getrennt hätten. Bei Werder aber ist man stolz auf den „Bremer Weg“. „Seit den Zeiten des großen Otto Rehhagel steht Kontinuität in der Bremer Club-Verfassung“, schrieb die „Bild“-Zeitung in dieser Woche.

Es gibt bei Werder nicht nur die Überzeugung in die Fähigkeiten des Trainers Kohfeldt. Es gibt auch den großen Wunsch, mit ihm und dem Sport-Geschäftsführer Frank Baumann eine Ära zu prägen, die an die 13 gemeinsamen Jahre des Duos Thomas Schaaf und Klaus Allofs erinnert.

Das Krisenmanagement ist schon einmal ähnlich. „Ich sehe jeden Tag, wie Florian mit der Mannschaft arbeitet, wie akribisch er sie vorbereitet. Er erreicht die Mannschaft auch, sie steht hinter ihm“, sagte Baumann nach dem jüngsten 0:3 in Leipzig. Auch unter ihrem Meistertrainer Schaaf gerieten die Bremer 2011 in Abstiegsgefahr. Auch damals stellte der Sportchef Allofs klar: „Wir werden nicht den Fehler anderer Vereine begehen und den Trainer auswechseln, nur um für vielleicht zwei Wochen einen psychologischen Effekt zu haben.“

Damals ging die Sache so aus: Werder stieg nie ab, aber Allofs wechselte 2012 zum VfL Wolfsburg. Und auch mittlerweile scheint es eher vorstellbar, dass Kohfeldt von sich aus geht, als dass Baumann und der Aufsichtsrats-Chef Marco Bode sich von ihm trennen. Nicht, um einfach anderswo weiterzumachen. Sondern um „seinem“ Verein im Abstiegskampf vielleicht noch einen letzten Dienst zu erweisen.

„Werder Bremen ist wichtiger als einzelne Personen“, sagte Kohfeldt. Er würde sofort zurücktreten, „wenn ich das Gefühl hätte, dass ich keine sportliche Lösungen mehr für die Mannschaft habe. Oder dass die Mannschaft dem, was ich vorgebe, nicht mehr folgt.“

Ottmar Hitzfeld glaubt nicht daran, dass es soweit kommt. Der frühere Meistertrainer von Bayern München und Borussia Dortmund sieht bei Kohfeldt eher die Chance: „Die Erfahrungen, die er jetzt sammelt, helfen ihm für die weitere Zukunft.“

Zu Kohfeldts besonderer Geschichte mit dem BVB gehört auch, dass sich insbesondere die Dortmunder Vereinsführung ihn immer gut als künftigen Borussia-Trainer vorstellen konnte. Aber auch da sagte der mittlerweile 71-jährige Hitzfeld dem Bremer „Weser-Kurier“ (Freitag): „Man sollte als Trainer nicht zu früh zu einem großen Club gehen.“ Man könne sich „sonst auch schnell die Finger verbrennen. Meine acht Jahre als Trainer in der Schweiz damals waren wertvoll für alles, was danach in Dortmund oder bei Bayern München kam.“

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Erstellt:
21. Februar 2020, 10:35 Uhr

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