Trotz Schwächen und Eklats: DOSB sieht Tokio als Erfolg

dpa Tokio. An die Gold-Bilanz von Rio wird das deutsche Team in Tokio nicht anknüpfen können. Auch Eklats um Offizielle trüben die Bilanz. Und doch schwärmt die Delegationsleitung.

Stellt dem deutschen Olympia-Team ein gutes Zeugnis aus: DOSB-Boss Alfons Hörmann. Foto: Michael Kappeler/dpa

Stellt dem deutschen Olympia-Team ein gutes Zeugnis aus: DOSB-Boss Alfons Hörmann. Foto: Michael Kappeler/dpa

Trotz so mancher zerplatzter Gold-Hoffnung sieht die Spitze des deutschen Olympia-Teams die heikle Tokio-Mission als Erfolg.

„Großartige sportliche Botschafter“ seien die 432 Athletinnen und Athleten gewesen, versicherte Verbandschef Alfons Hörmann bei der Abschluss-Fragestunde des Deutschen Olympischen Sportbunds. „In der Vertretung ihres Landes sind sie ihrer besonderen Verantwortung gerecht geworden“, fügte der scheidende DOSB-Präsident hinzu. Vor allem Erleichterung schwang in diesen Worten mit, nachdem sich die größten Corona-Ängste vor den Spielen in Japan nicht bewahrheitet hatten.

„Kein Superspreader-Ereignis“

Wie erhofft, sei Olympia trotz der stetig steigenden Infektionszahlen in der Gastgeber-Stadt „kein Superspreader-Ereignis geworden“, betonte Hörmann. Dies bezeichnete der 60-Jährige als „wichtiges Signal an die Weltgemeinschaft, dass internationale Begegnungen möglich sind“. Die gesamte deutsche Mannschaft wieder gesund in die Heimat zurückzubringen, sei „ein wichtiger und wesentlicher Teilerfolg“, bekräftigte der DOSB-Chef.

Gleich zu Beginn der Spiele hatte der Corona-Fall bei Radsportler Simon Geschke für Unruhe gesorgt. Trotz einer Impfung hatte sich der 35-Jährige infiziert und musste in ein Quarantäne-Hotel einziehen, dessen Bedingungen er scharf kritisierte. Am Ende sprach Geschke von der „sinnlosesten Reise“ seiner Karriere.

Moster und Raisner sorgen für Eklats

Wirbel gab es auch um zwei Offizielle. Rad-Sportdirektor Patrick Moster leistete sich beim Straßenrennen eine rassistische Entgleisung und musste auch auf Druck des Internationalen Olympischen Komitees die Heimreise antreten. Der Weltverband sperrte ihn bis Jahresende.

Kurz vor der Schlussfeier folgte dann der Eklat beim Modernen Fünfkampf um das verweigernde Pferd von Annika Schleu und das Verhalten von Bundestrainerin Kim Raisner. Wegen eines mutmaßlichen Faustschlags gegen das Pferd schloss der zuständige Weltverband Raisner am Samstag von den Tokio-Spielen aus.

Auch sportlich setzte es einige Nackenschläge. Die Ballsportler verpassten allesamt die Medaillen, Ruderer und Renn-Kanuten waren weit vom Goldrausch früherer Spiele entfernt. Positiv vermerkte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig die Auftritte der Zweikämpfer um Gold-Ringerin Aline Rotter-Focken und die Tennis-Sensation durch Olympiasieger Alexander Zverev. An die Ausbeute von 17 Goldmedaillen in Rio aber wird das Team diesmal nicht anknüpfen können.

Einen Schub für künftige Spiele erhofft Schimmelpfennig zum einen durch die Leistungssportreform, die mit Wirkung zum 1. Januar 2022 vollständig umgesetzt werde, und durch eine stärkere wissenschaftliche Unterstützung. „Hier sehen wir noch großes Potenzial“, sagte der Leistungssport-Vorstand des DOSB. Zudem mahnte er an, das System der Sportförderung zu „vereinfachen und entbürokratisieren“ wie es bei einigen internationalen Konkurrenten der Fall sei.

Insgesamt habe der Auftritt des deutschen Teams in Japan als „Impuls, Aufbruchstimmung und Motivation für den Nachwuchs“ gedient, befand Schimmelpfennig und schwärmte vom großen Teamgeist unter den außergewöhnlichen Umständen: „Das war eine richtige Einheit, das war partnerschaftlich, fast familiär.“

© dpa-infocom, dpa:210807-99-754313/3

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Erstellt:
7. August 2021, 08:59 Uhr

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