Muskeln gewinnen Pokale: DeChambeau triumphiert bei US Open

dpa New York. Vor dieser Saison hat sich Bryson DeChambeau neu erfunden. 20 Kilo Muskeln hat er zugelegt. Nun drischt der Amerikaner die Golfbälle mit einer Kraft wie sonst kein Profi. Das sorgt für Debatten und ist unkonventionell - aber erfolgreich.

Der muskulöse Golfer Bryson DeChambeau aus den USA hält nach dem Sieg der US Open seine Trophäe in die Höhe. Foto: John Minchillo/AP/dpa

Der muskulöse Golfer Bryson DeChambeau aus den USA hält nach dem Sieg der US Open seine Trophäe in die Höhe. Foto: John Minchillo/AP/dpa

Die riesige silberne US-Open-Trophäe für seinen ersten Major-Sieg stemmte Muskelprotz Bryson „Hulk“ DeChambeau locker in die Höhe. Der 27 Jahre alte Amerikaner bezwang in New York nicht nur die gesamte Welt-Elite, sondern auch den enorm schweren Kurs des Winged Foot Golf Clubs.

Beim kurzen, öffentlichen Videochat mit seinen Eltern hatte er Tränen in den Augen. „Ich habe es geschafft“, stammelte der Muskelmann bei der Siegerehrung.

In der Finalrunde blieb DeChambeau mit seiner 67er-Runde als einziger Profi unter dem Platzstandard von 70 Schlägen. Für die vier Turnierrunden brauchte er insgesamt 274 Schläge - sechs Schläge weniger als der Zweite Matthew Wolf (USA/280), der am Morgen noch geführt hatte. Im Golfsport sind das Welten.

DeChambeau kreiert gerade ein neues Bild des Golfprofis - auch dank dieser massigen Arme, die ihm zu einem komplett neuen Erscheinungsbild und inzwischen auch zu zuvor bei ihm nicht für möglich gehaltenen Triumphen verholfen haben.

Über 20 Kilogramm legte der aktuell Weltranglisten-Vierte nach eigenen Angaben in kurzer Zeit an Muskeln zu. Knallhartes Hanteltraining und literweise Eiweiß-Shakes verwandelten den einst schlanken Kalifornier vor dieser Saison in eine Art „Hulk“. DeChambeaus neue Figur erinnert stark an den grünen Comic-Helden mit den überdimensionalen Muskelpaketen.

So kraftvoll, wie man es von einem Muskelprotz erwarten würde, schlägt DeChambeau auch ab. Wenn er die kleine weiße Kugel richtig trifft, bleibt sie auch schon mal jenseits der 350-Meter-Marke liegen. Puristen und Traditionalisten stößt er damit vor den Kopf, in den USA gibt es eine Debatte, ob man die Regeln anpassen muss - Golf soll weiterhin ein Sport bleiben, bei dem man viele verschiedene Techniken und Situationen zu beherrschen hat.

DeChambeau dagegen ließ sich auch von dem engen und als extrem schwierig geltenden Kurs des Winged Foot Golf Clubs nicht irritieren und prügelte seinen Ansatz von Donnerstag bis Sonntag durch.

Die Konkurrenz jedenfalls ist beeindruckt. „Ja, er tendiert irgendwie in die neue Richtung des Golfsports“, sagte der US-Profi Xander Schauffele, der in New York Fünfter wurde. „Er spielt unglaublich.“ Länge geht bei DeChambeau vor Genauigkeit. Mit seinen gewaltigen Abschlägen traf er an den vier Tagen nur 23 von 56 Spielbahnen. Meistens war sein Ball aber damit nah genug am Loch, so dass er auch aus dem tiefen, dichten Gras abseits der Faiways die Grüns angreifen konnte.

Bei diesen US Open ging es für DeChambeau auch darum, sich und allen anderen zu beweisen, dass es so funktioniert. „Zu hundert Prozent, kein Zweifel“, sagte er. „Für mich geht es um diese Reise, ob ich jeden Schlag besser wiederholen kann als jeder andere. Ich war dazu in der Lage diese Woche. Deswegen habe ich mit sechs Schlägen Vorsprung gewonnen.“ Der Lohn für diese Power-Leistung und den insgesamt siebten Erfolg auf der PGA-Tour: 2,25 Millionen US-Dollar.

Der deutsche Golf-Profi Stephan Jäger kam nach einer 73er-Runde zum Abschluss auf den geteilten 34. Platz. Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer und US-Superstar Tiger Woods waren bereits nach dem zweiten Tag vorzeitig ausgeschieden. Wegen der Corona-Krise waren keine Fans auf dem Golfplatz zugelassen, die DeChambeaus Spiel hätten bejubeln können - gesehen haben sie es aber. Und seine Muskeln auch.

© dpa-infocom, dpa:200921-99-643520/5

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Erstellt:
21. September 2020, 05:51 Uhr

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