„Hunger ist groß“: Alba will Aito-Ära Titel krönen

dpa München. Einstiger Abo-Champion Alba gegen Final-Debütant Ludwigsburg: Die Rollen im Finale des Meisterturniers der Basketball-Bundesliga sind klar verteilt. Die Berliner wollen sich ihre Titel-Sehnsucht nach mehr als einem Jahrzehnt erfüllen. Das Duell hat brisante Historie.

Alba gewinnt mit dem 81:59 gegen die EWE Baskets Oldenburg. Foto: Ulf Duda/fotoduda/BBL Pool/dpa

Alba gewinnt mit dem 81:59 gegen die EWE Baskets Oldenburg. Foto: Ulf Duda/fotoduda/BBL Pool/dpa

Kurz schworen sich die Basketballer von Alba Berlin in einem Kreis auf ihre große Chance für das Ende der quälend langen Zeit ohne Meistertitel ein.

Zwölf Jahre nach dem bislang letzten Triumph will sich der einstige Abo-Champion als Favorit in den Duellen mit dem unangenehmen Final-Debütanten MHP Riesen Ludwigsburg die Sehnsucht nach der Rückkehr an die nationale Spitze erfüllen. „Mega viel“ würde der Titel bedeuten, betonte der gebürtige Berliner Niels Giffey und sagte mit Blick auf drei Wochen im Münchner Quarantäne-Hotel: „Sich für so eine Zeit mit dem Besten, mit dem man rausgehen kann, zu belohnen, wäre extrem viel wert.“

In den vergangenen beiden Jahren war Alba im Playoff-Showdown jeweils am FC Bayern gescheitert - bei der dritten Finalteilnahme in Serie soll nun die Ära von Trainer Aito Garcia Reneses gekrönt werden. An den Wänden auf ihrem Hotel-Flur laufen der 73 Jahre alte Spanier und seine Spieler täglich an gelben Zetteln mit Fan-Botschaften vorbei - „Belohnt euch dieses Jahr!“, steht auf einem davon in englischer Sprache. „Der Hunger ist groß“, bekannte Geschäftsführer Marco Baldi. „Wir haben immer bis zum Ende mitgespielt, jetzt möchte man sich auch mal belohnen.“

Aus beeindruckenden sieben Endspielen in drei Wettbewerben unter Aito sprang bislang nur der Pokalsieg diese Saison heraus, nun ist das erste Double seit 2003 möglich. „Diese Konstanz haben nur ganz wenige Teams in Europa“, schwärmte Baldi nach dem souveränen Halbfinal-
Erfolg über die EWE Baskets Oldenburg mit insgesamt 51 Punkten Vorsprung. „Wenn man überlegt, wie viel junge Spieler sich entwickelt haben, ist es doppelt schön. Am Ende wollen aber auch wir Titel.“

Die Hoffnung darauf ist vor den beiden Partien am Freitag (20.30 Uhr/Magentasport) und Sonntag (15.00 Uhr/Sport1 und Magentasport) so groß wie lange nicht. Auch wenn Ludwigsburg mit seinem aggressiven Spielstil und unbändigem Willen die ungewohnten Corona-Bedingungen und den engen Spielplan perfekt angenommen hat. „Es wird sehr schwer. Sie spielen mit großartiger Intensität, sie sind physisch sehr gut“, lobte Trainer Aito Garcia Reneses den Gegner.

In der Vorrunde trafen beide Teams bereits aufeinander, beim 97:89-Erfolg hatten die Berliner bislang die größte Mühe in München. „Wir waren auf Augenhöhe, wir haben mitgehalten und geführt. Wir haben daraus gelernt“, sagte Ludwigsburgs Trainer John Patrick, der die Riesen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ins Finale geführt hat.

Das Duell Albas mit Patrick hat eine brisante Vergangenheit: Beim 3:0-Halbfinalerfolg der Berliner vor zwei Jahren warf der Ludwigsburger Coach dem Gegner vor, mit Schauspielerei Foulpfiffe der Schiedsrichter zu schinden. Aus der Saison 2011/12 des überraschenden Erstrunden-Aus von Alba gegen die damals von Patrick trainierten Würzburger ist das Zitat von Baldi überliefert, Duelle mit diesem Kontrahenten hätten „mit richtigem Basketball nichts zu tun“.

Nun schwingt reichlich Respekt in den Aussagen der Berliner gegenüber dem Bezwinger des gestürzten Titelverteidigers FC Bayern München mit. „Sie haben zu ihrem Markenkern erklärt, dass sie allen auf die Nerven gehen mit ihrer speziellen Art zu spielen. Kein Team europaweit, das schon mal die Erfahrung mit Ludwigsburg gemacht hat, wünscht sich, gegen Ludwigsburg zu spielen“, sagte Baldi. „Sie zerstören Spiele, das können sie sehr gut.“

© dpa-infocom, dpa:200625-99-555865/3

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Erstellt:
25. Juni 2020, 13:05 Uhr

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