„Ich stecke meine ganze Energie in das Projekt VfB“

Ziel des neuen Trainers Nico Willig ist der Relegationsplatz-Pokal

Einst bildete er mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco eine Fahrgemeinschaft. Gemeinsam war das Trio 2016 zur Sportschule Hennef unterwegs, zur Ausbildung zum Fußballlehrer. Jetzt ist Nico Willig, 38, ebenfalls in der Bundesliga angekommen.

Stuttgart Als Interimstrainer bis zum Saisonende soll Nico Willig den VfB Stuttgart vor dem Abstieg retten. „Es ist für mich eine Ehre, dem Verein etwas zurückzugeben“, sagt Willig vor dem Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach. Nico Willig über . . .

. . . seine ersten Eindrücke„Es steht hier aktuell einiges vor der Tür. Wir haben uns im gesamten Trainerteam am Sonntag einen Eindruck verschafft. Die Spieler wollten ja auch wissen: Was kommt da auf sie zu? Dann haben wir ihnen am Montag freigegeben, damit sie abschalten und durchatmen können. Seit Dienstag sind wir dran, intensiv zu arbeiten mit unserem großen, gemeinsamen Ziel – Erfolg gegen Gladbach zu haben.“

. . . über seine Herangehensweise „In der kurzen Zeit ist es wichtig für mich, Emotionen und Energie in die Mannschaft reinzubringen. Ich will den Spielern wieder den Spaß an dem vermitteln, was sie tun – und ihnen obendrein auch einen Plan mitgeben. Ich will ihnen Power übertragen und Details an die Hand geben, damit sie sich sicher fühlen in dem, was sie auf dem Platz tun.“ . . . über seine Spielphilosophie „Ich stehe generell für Angriffsbereitschaft, ein ständiges Online-Sein. Nur dann bist du als Fußballer in allen Spielphasen wirklich präsent und schaffst es, dem Spiel deinen Stempel aufzudrücken. Gepaart mit Emotionen und Motivation soll so eine Handschrift entstehen, die sich hoffentlich auch am Samstag auf dem Rasen widerspiegeln wird.“ . . . über seinen Einstieg als Profitrainer „Klar gab es da dieses Fragezeichen, bevor ich am Sonntag das erste Mal in die Kabine reinlief. Aber dann habe ich mich bei der Mannschaft sofort wohlgefühlt. Auf dem Platz habe ich letztlich das gemacht, was ich seit 15 Jahren mache: Spielern Inhalte vermitteln. Auch das gab mir ein gutes Gefühl. Deswegen gibt es dieses Fragezeichen nicht mehr. Ich weiß, dass ich meine Art, Trainer zu sein, hier komplett umsetzen kann.“ . . . über den Zustand der Mannschaft „Dass die Spieler in einem Tal drinstecken, können wir nicht verhehlen. Ich will sie aus dieser Tristesse rausholen. Und deshalb lebe ich ihnen totale Akribie und Fleiß vor. Natürlich müssen die Zügel angezogen werden. Aber nur die Zügel anzuziehen, das wäre das klassische Draufhauen. Deshalb geht es um die richtige Mischung.“ . . . über seine Rolle als Interimstrainer „Dass mein Engagement zeitlich begrenzt ist, macht es mir leicht. Ich kann jetzt meine ganze Energie in dieses Projekt Klassenverbleib stecken. Und danach weiß ich bei der U 19 wieder genau, was ich zu tun habe. ­Deswegen habe ich kein Problem mit der Situation – und bin mit dem Verein komplett im Reinen.“ . . . über neue Chancen für die Spieler „Es ist für jeden Einzelnen die Tür offen. Wir führen jetzt aber auch keine sechs Tage lang ein Sichtungsverfahren für die Spieler durch, denn die Mannschaft braucht eine gewisse Stabilität und Sicherheit. Spieler wie Mario Gomez, Christian Gentner und Ron-Robert Zieler sind im Mannschaftsrat, sie sind Multiplikatoren für die anderen – mit ihnen habe ich mich am vergangenen Sonntag zusammengesetzt. Ich habe mir aber aus allen Ebenen des Teams Informationen geholt, denn wir wollen die nächsten Wochen gemeinsam bestreiten.“ . . . über seine persönliche Motivation „Als der Anruf von Thomas Hitzlsperger kam und er mich fragte, ob ich übernehmen kann, war das für mich eine totale Ehre. Der Verein hat mir sehr viel gegeben. Ich bin seit drei Jahren hier und konnte mich richtig gut entwickeln. Jetzt kann ich etwas zurückgeben, was für den VfB, seine Mitarbeiter und die Region elementar wichtig ist. Da gab es kein großes Nachdenken.“ . . . über den nächsten Gegner Borussia Mönchengladbach „Grundsätzlich geht der Blick erst mal auf uns, damit wir Stabilität, Einfachheit und Klarheit ins Spiel hineinbekommen und trotzdem an Details arbeiten. Gladbach hat starke Einzelspieler, reagiert aber auf Druck nicht hundertprozentig stabil. Deshalb ist das eine Chance für uns, um zuzuschlagen. Gerade vor eigenem Publikum – das ist ein weiteres Pfand für uns.“

. . . über seine Ambitionen als Profitrainer „Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco sind schneller Richtung Bundesliga unterwegs gewesen. Ich habe mich nie danach verzehrt, schnell in den Profibereich zu kommen. Wenn ich die Früchte meiner Arbeit sehe, bin ich zufrieden und glücklich. Als Trainer liebt man Herausforderungen wie diese, geht darin auf. Das heißt aber nicht, dass ich jetzt nur noch Profitrainer sein möchte.“ . . . über die Tabellensituation „Mit der Einstellung, die Relegation zu sichern, würden wir den ganz falschen Weg gehen. Wir befinden uns im Wettrennen mit Nürnberg, das ist aber momentan eher ein Steherrennen. Wir müssen nun in Bewegung kommen, schneller laufen als die Konkurrenz. Für mich geht es quasi um den Relegationsplatz-Pokal.“

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Erstellt:
25. April 2019, 03:12 Uhr

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