Im Schwimmbecken erwachsen werden

Die Arbeit mit dem Nachwuchs wird bei den Wasserballern der TSG Backnang großgeschrieben. Jugendtrainer Stefan Grüner legt viel Wert auf das Training seiner Schützlinge und möchte früh den für sie passenden Platz im Schwimmbecken finden.

Trainer Stefan Grüner im Kreis seiner Nachwuchsmannschaft der TSG Backnang. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Trainer Stefan Grüner im Kreis seiner Nachwuchsmannschaft der TSG Backnang. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Kinder planschen von Natur aus gerne, der Weg zum Wasserball ist also eigentlich nicht weit. Zumindest in Backnang, wo es sowohl ein Schwimmbad als auch einen engagierten Verein mit ausgeprägter Jugendarbeit gibt. Hier wird beim Wasserball als Teil der Schwimmabteilung eine der ältesten olympischen Ballsportarten verfolgt. Die ist immer noch eine Seltenheit im Rems-Murr-Kreis. „Dennoch ist das Einzugsgebiet der jugendlichen Wasserballer nur der Backnanger Raum“, gibt Jugendtrainer Stefan Grüner an. Die Eltern müssten ihre Kinder sowohl herfahren als auch wieder abholen. Das grenze das Gebiet doch ziemlich ein. „Der am weitesten entfernte Spieler wohnt in Kirchberg“, so der Coach. Der Seltenheitswert der Wasserballteams habe zudem den Nachteil, dass man auch weit fahren müsse, um gegnerische Teams zu finden. „Wir müssen uns eher Richtung Stuttgart orientieren“, sagt Grüner.

Er trainiert die jugendlichen Wasserballer bereits seit fünf Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Eric Guske. Ihr Trainerkollege Ulrich Beuthner, der die erwachsenen Wasserratten trainiert, gibt an, Jugendtrainer seien stets die besten Trainer. Schließlich sollen sie die Grundlagen legen, Interesse wecken, aber auch Wissen vermitteln und schauen, dass der Nachwuchs buchstäblich „am Ball“ bleibt. Das gelingt ganz gut, rund 30 Kinder tummeln sich aktuell beim Training zweimal die Woche im Backnanger Wonnemar.

Der Spaß am Spiel geht zu Beginn über den Trainingserfolg

Je früher man mit dem Training beginne, desto besser, findet Stefan Grüner. „Wenn die Kinder gerade so eine Bahn schwimmen können, dann geben wir ihnen recht schnell einen Ball in die Hand“, sagt der Trainer. „Die meisten Kids kommen zu uns, weil sie Wasser lieben und Ball spielen wollen, aber keine Lust haben, Bahnen zu schwimmen.“ Das nimmt sich der Trainer natürlich zu Herzen und lässt sie auch im Training viel spielen. „Ganz lässt sich das Schwimmtraining natürlich nicht vermeiden, immerhin sind auch Schwimmtechniken essenzieller Teil des Spiels“, sagt Grüner. Die Fähigkeit, sich im Wasser schnell bewegen zu können, könnte eben im Spiel entscheidend sein.

Begonnen wird mit Hilfsmitteln wie Schwimmbrettern oder Schwimmnudeln. Je nach Fortschritt wird dann das Spielen Stück für Stück ausgebaut. „Spannend wird es, wenn die Positionen der Spieler festgelegt werden“, sagt Stefan Grüner. Die Torwartfrage sei stets schwierig. „Jeder Wasserballer würde gerne Tore schießen. Aber es ist eben eine Ballsportart, die hauptsächlich in der Verteidigung gewonnen wird“, erklärt der Jugendcoach. Raum für freie Entscheidungen sieht Stefan Grüner dabei leider weniger. Die Positionsvergabe entscheide sich hauptsächlich über die Voraussetzungen und den Körperbau der Kinder. „Die schnellen und drahtigen Schwimmer kommen auf die Außenpositionen, Jungs mit großer Armspannweite haben mehr Erfolg in den mittleren Positionen“, erklärt Grüner, der selbst lange aktiver Spieler war.

Das Ziel jeder Jugendmannschaft solle sein, die Kinder langfristig in der Sportart zu halten. „Wichtig ist, dass wir die Kinder schon vor der Pubertät abholen, damit sie auch während der kritischen Phase gerne ins Training kommen und uns erhalten bleiben. Das funktioniert gut, wenn sich hier Freundschaften und Cliquen entwickeln“, weiß Stefan Grüner. Wenn das gelingt, werden die älteren Jugendlichen langsam an die Aktivenmannschaft herangeführt. Ein fließender Übergang sei stets wünschenswert, da sind sich die Jugendcoachs und ihr Kollege Ulrich Beuthner, der die Schützlinge quasi übernimmt, einig. „Das funktioniert auch meistens problemlos, die Nähe zu den Erwachsenen ist eigentlich immer gegeben“, lobt Grüner. „Am Anfang sind wir Jugendtrainer auch ein paarmal beim Training der Erwachsenen dabei und schauen, dass alles rundläuft.“

Das Aufsteigen der Älteren in die Aktivenmannschaft bringe stets neue Dynamiken in die bestehenden Jugendmannschaften. „Es ist so interessant zu sehen, wie sich das Team weiterentwickelt, wenn die Älteren, die meist das Spiel geleitet haben, weg sind. Dann rücken die Jüngeren nach und lernen, langsam mehr Verantwortung zu übernehmen und ihrerseits das Spiel zu regeln“, erzählt Grüner. Ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis wäre allerdings wünschenswert, sagt Grüner.

Er weiß jedoch, dass das ein altbekanntes Problem beim Wasserball ist. Aktuell schwimmt nur ein einziges Mädchen bei den jugendlichen Wasserballern mit. „Sie kommt zwar mit dem Nachbarsjungen ins Training, aber hätte sicher gern auch zumindest etwas weibliche Unterstützung“, sagt Stefan Grüner. So wie es bei den Großen der Fall ist. Dort haben Regina Bock und Julia Gfrörer wenigstens die jeweils andere, mit der sie im Training zusammen üben können.

Die Wasserballjugend der TSG

Spiele Die Jugendlichen treten aktuell in Duellen mit viermal sechs Minuten, die Erwachsenen mit viermal acht Minuten reiner Spielzeit gegen die Konkurrenz an.

Training Mittwochs von 18 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr trainiert die Jugend im Hallenbad Wonnemar in Backnang.

Termine Die U-14-Mannschaft spielt am Sonntag, 9. Juni, um 16.30 Uhr in Reutlingen gegen die SSG. Die U16 tritt im Wonnemar in Backnang am Sonntag, 16. Juni, um 19 Uhr gegen den SSB Stuttgart an.

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Erstellt:
16. Mai 2024, 06:00 Uhr

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