Infantinos reines Gewissen - FIFA-Boss weist Vorwürfe zurück

dpa Berlin. Gianni Infantino weist die Vorwürfe der Schweizer Behörden erneut zurück. Der FIFA-Präsident ist sich seiner Sache sicher. Über sein Wirken an der Spitze des Fußball-Weltverbandes hat er Positives zu berichten.

Gianni Infantino ist der Präsident der FIFA. Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa

Gianni Infantino ist der Präsident der FIFA. Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa

Gianni Infantino wirkt entspannt ohne Krawatte und im dunklen Sakko. Mit einer bemerkenswerten Medienoffensive hat der FIFA-Präsident erneut die schwerwiegenden Vorwürfe der Schweizer Behörden zurückgewiesen.

In zwei großen Interviews, den Bildern zufolge geführt in lockerer Atmosphäre im FIFA-Hauptsitz in Zürich, räumt der 50-Jährige zudem etliche Themen des Weltfußballs ab - viel Selbstkritik ist nicht dabei. „Zehnmal am Tag“ bereue er zwar die Wahl an die Spitze des Fußball-Weltverbandes vor bald vier Jahren. „Aber hundertmal sage ich mir, wie toll dieser Job ist.“

Das Strafverfahren gegen Infantino und den früheren Bundesanwalt Michael Lauber ist in der Schweiz längst zur Justizaffäre angewachsen, das öffentliche Interesse groß. Im Kern geht es um drei geheime Treffen der beiden, bei zweien war zudem ein Walliser Staatsanwalt, ein Freund Infantinos, dabei. Der Vorwurf gegen den FIFA-Präsidenten lautet unter anderem Anstiftung zum Amtsmissbrauch. Lauber, der die Vorwürfe ebenfalls bestreitet, hat die Ermittlung den Job gekostet.

„Wir wehren uns gegen rufschädigende Spekulationen auf der Basis eines Vorwurfs, den niemand kennt“, sagte Infantino im Interview von „CH Media“. Der Boulevardzeitung „Blick“ sagte er: „Man warf mich der Weltöffentlichkeit zum Fraß vor, ohne zu sagen, was ich falsch gemacht haben soll.“ Mit den Treffen habe er lediglich seine Pflicht wahrgenommen. „Ich kam zu einer Zeit zur FIFA, als sie ein Scherbenhaufen war“, sagte Infantino. Entsprechend habe er seine Kooperationsbereitschaft darlegen wollen.

Zum Zeitpunkt der Treffen beschäftigten die Schweizer Justiz allerdings auch Vorwürfe gegen Infantino aus seiner Zeit als UEFA-Generalsekretär, dabei ging es um fragwürdige TV-Verträge. „Das ist fertiger Blödsinn!“, sagte Infantino. „Ich weiß nicht, wer mich mit dieser Unterstellung anschwärzen wollte, aber daran stimmt hinten und vorne nichts. Dieser UEFA-Vertrag (...) wurde von der Bundesanwaltschaft gründlich untersucht und für mich als absolut problemlos erachtet.“ Dass die Treffen mit Lauber seltsamerweise nicht protokolliert wurden, sei für ihn kein Problem gewesen: „Mir ging es ja nicht um Formalien.“

So bekräftigt der FIFA-Präsident sein reines Gewissen. Von der Arbeit des Weltverbandes hat Infantino auch fast nur Positives zu berichten. „Wir sind trotz Corona voll im Budget und schreiben schwarze Zahlen“, sagte Infantino. Weltweit sei die Pandemie jedoch weiterhin existenzbedrohend für den Fußball. „Insbesondere für jene Länder, die auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind, ist die Situation sehr schwierig“, sagte Infantino und bekräftigte: „Klar, es geht primär um die Gesundheit der gesamten Bevölkerung.“

Um drohende Geisterspiele bei der WM 2022 (21. November bis 18. Dezember 2022) in Katar macht sich der Schweizer derzeit keine Gedanken. „Die WM wird mit Zuschauern gespielt. Falls dieses Vorhaben wider Erwarten nicht realisierbar sein sollte, wird die Frage, ob man trotzdem eine WM spielen soll, wohl überflüssig sein“, sagte er. In dem Fall „hätten wir alle größere Probleme.“

© dpa-infocom, dpa:201022-99-36322/3

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Erstellt:
22. Oktober 2020, 13:25 Uhr

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