DFB-Elf in der Nations League

Jonas Hofmann – die neue Allzweckwaffe

Hinten rechts, vorne rechts oder sogar zentral: Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach ist unter Bundestrainer Hansi Flick der Mann für alle Fälle.

Klare Fingerzeige: Nationalspieler Jonas Hofmann

© AFP/CHRISTOF STACHE

Klare Fingerzeige: Nationalspieler Jonas Hofmann

Von Marco Seliger

Zu den Qualitäten des Rechtsaußen Jonas Hofmann (29) gehört neben den schnellen Läufen in die Tiefe, den punktgenauen, meist flachen Hereingaben und dem guten Torabschluss die Gabe, Klartext zu sprechen. Floskeln sind nicht das Ding des Nationalspielers von Borussia Mönchengladbach – und so überraschte es kaum, dass Hofmann am späten Dienstagabend in den Katakomben der Münchner Arena nach seinem Tor zum 1:0 beim 1:1 gegen England wieder einen echten Hofmann zum Besten gab. Auf die Nachfrage, ob er denn eine Lieblingsposition habe, entgegnete er kurz und bündig: „Es ist mir total wurscht, auf welcher Position der Trainer mich aufstellt.“

Dabei hatte die Frage ja ihre Berechtigung, denn der Gladbacher entwickelt sich in der DFB-Elf immer mehr zur Allzweckwaffe auf der rechten Außenbahn. Später ging Hofmann in der Mixed Zone dann doch noch ins Detail und sprach über seinen Austausch mit dem Bundestrainer: „Hansi Flick schätzt es, mich hinten und vorne rechts einsetzen zu können, dazu theoretisch noch zentral offensiv, wie es in Gladbach manchmal meine Rolle ist“, sagte er.

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Hofmanns Geschichte in der DFB-Elf wiederum ist im wahrsten Sinne eine bewegte, denn Flicks Vorgänger Joachim Löw hatte den Offensivmann in der Vorbereitung auf die EM im Sommer 2021 zum Rechtsverteidiger umgeschult, konnte ihn dann wegen einer Verletzung aber nicht einsetzen.

Als Hofmann in der EM-Vorbereitung noch fit war, hatte er im Videocall mit unserer Zeitung vom Mannschaftshotel in Seefeld aus in den Angriffsmodus geschaltet – und überraschte mit damals noch neuen persönlichen Ambitionen. „Es gab schon einige Gespräche mit dem Bundestrainer wegen einer genauen Position für mich bei der Europameisterschaft“, sagte Hofmann. „Ich glaube, dass ich die Rechtsverteidigerposition ganz gut bekleiden könnte – und das ist auch die Position, auf der ich hier im Training in Seefeld fast ausschließlich eingesetzt werde.“

Ein selbstbewusster Typ

Einmal in Fahrt gekommen, legte Hofmann nach: „Ohne dass ich jetzt arrogant klingen will: Ich bin ein Typ, der neue Vorgaben schnell und gut umsetzen kann – ich weiß, was hier verlangt wird als Rechtsverteidiger.“

Das weiß der selbstbewusste Mann offenbar auch unter dem neuen Chefcoach Flick, denn Hofmann spielte nach dessen Amtsantritt nach der EM auf dieser Position und zeigte meist gute Leistungen. Zuletzt bereitete er gegen Italien den Ausgleichstreffer zum 1:1 mit vor. Jetzt folgte gegen England der Wechsel nach vorne, wo Hofmann in der 50. Minute mit einem satten Rechtsschuss zum 1:0 traf. Auch sonst legte der Gladbacher einen starken Auftritt hin auf der Position, die er in der Regel auch bei der Borussia bekleidet.

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Am Ende des Länderspielabends war der Rechtsaußen angesichts des späten Gegentors zum 1:1 dennoch angefressen. „Das nervt brutal“, sagte er. „Jetzt nur mit zwei Punkten aus zwei Spielen in der Nations League dazustehen, das ist bitter.“

Jetzt will Hofmann in den nächsten Partien mit seinen Kollegen den ersten Sieg einfahren. Auf welcher Position auch immer.

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Erstellt:
8. Juni 2022, 18:14 Uhr

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