Josh King – das hat der neue Trainer vor

Von Joachim Klumpp

Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil hat es sich in Pandemiezeiten angewöhnt, auf den obligatorischen Handschlag zur Begrüßung zu verzichten. Aus hygienischen Gründen. Stattdessen wird kurz die Faust gereicht. Selbst am Mittwoch, als es einen triftigen Grund gegeben hätte, auf das alte Ritual zu setzen. Die MHP Riesen stellten offiziell Josh King vor. Als Trainer des Basketball-Bundesligisten, der zuvor fast eine Dekade lang erfolgreich von John Patrick geführt wurde. Weshalb Reil gleich anfügte: „Egal wen wir geholt hätten, die Fußstapfen sind groß.“

Patrick wiederum hatte sich nach seiner Entscheidung, nach Japan zu wechseln, für seinen ehemaligen Assistenten starkgemacht, der drei Jahre unter ihm gearbeitet hatte, ehe er in der vergangenen Saison als Chefcoach zum tschechischen Erstligisten USK Prag gewechselt war, wo sein Vertrag allerdings eine Ausstiegsklausel beinhaltet hat. Weil Patrick keine solche besaß, aber dennoch die Freigabe erhielt, gab es für die MHP Riesen noch eine hübsche Abfindung, über deren Höhe Stillschweigen vereinbart wurde, die aber im sechsstelligen Bereich liegen dürfte.

„Er ist mit Sicherheit einer der besten jungen Trainer im internationalen Basketball“, sagt Patrick, dessen Schatten immer noch über Ludwigsburg schwebt. Der erst 36-Jährige spielte den Basketball-Ball nun zurück: „Für mich ist John Patrick der beste Trainer, den es gibt, und ich konnte unter ihm viel lernen“, so King, was übersetzt ja König heißt. Nomen est omen? „Wir sind jedenfalls überzeugt, die beste Lösung für den Verein gefunden zu haben“, sagte Reil, weil der neue Mann die BBL und das Ludwigsburger Umfeld kennt und auch die Spielphilosophie Patricks teilt. Das heißt: „Wir werden schnell spielen, intensiv und physisch“, sagte King, der seine Spielerkarriere schon mit 22 Jahren beendet hatte. „Ich fand damals nach dem College keinen guten Agenten, wollte aber im Basketball-Geschäft bleiben“ – da war die Trainerlaufbahn die beste Möglichkeit. „Er ist ein unermüdlicher Arbeiter, der jeden Tag voller Energie zu Werke geht“, sagte einst Mentor Patrick.

„Ich bin wie euer sechster Spieler“

King selbst sieht sein junges Alter durchaus als Vorteil, nicht nur weil er Literatur als Hörbuch konsumiert, während Patrick stets viele gedruckte Bücher las. Kings Argument pro Jugend: „Man ist vielleicht noch engagierter und motivierter“ als ein alter Hase wie Patrick, der als harter Hund im Training und Spiel galt. Und er? Sagt diplomatisch: Man müsse einen guten Mittelweg finden, um zu wissen, wie man wann mit den Spielern umgeht. „Ich versuche, aktiv an der Seitenlinie zu coachen, und sage zur Mannschaft: Ich bin wie euer sechster Spieler.“

Der froh ist, zurück in Ludwigsburg zu sein. „Das ist wie meine zweite Heimat“, sagt King, dessen Familie in den USA lebt und der nicht verheiratet ist. Was er ganz lustig umschrieb: „Bei der Steuererklärung mache ich mein Kreuz bei ledig.“

Umso mehr gilt es, eine enge Beziehung zur Mannschaft aufzubauen, deren Kader in den nächsten Tagen Konturen annehmen soll. „Natürlich werde ich auch mit John Patrick darüber reden, aber die Entscheidungen treffe letztlich ich.“ Schließlich hatte er in der Vergangenheit schon ein gutes Händchen bewiesen. King war zum Beispiel maßgeblich an der Entdeckung und Verpflichtung eines Jaleen Smith beteiligt, der ja vom damaligen Zweitligisten aus Heidelberg kam, bei den MHP Riesen zum MVP aufstieg und nach seinem Wechsel nun mit Alba Berlin gleich Meister wurde.

Alter der Spieler spielt keine Rolle

Bisher stehen die Abgänge von Jonas Wohlfarth-Bottermann (Hamburg) und Lukas Herzog (Heidelberg) fest, Jonathan Bähre und Yorman Polas Bartolo haben noch Vertrag bei den Riesen und wollen den auch erfüllen. Wobei der Deutsch-Kubaner Bartolo schon 36 ist – so alt (oder jung?) wie der neue Trainer.

Doch wie sagte Josh King zum Abschluss: „Wenn wir bei der Auswahl der Spieler auf den richtigen Charakter achten, spielt das Alter keine Rolle.“ Sondern nur die Leistung.