Judo-Bund nominiert Katharina Menz

TSG-Kämpferin ist nun so gut wie bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei – Bestätigung vom DOSB fehlt aber noch

Frohe Kunde für Katharina Menz: Die 29-jährige Sportlerin von der TSG Backnang ist wie erwartet vom Trainerausschuss des Deutschen Judo-Bunds für die Olympischen Spiele in diesem Jahr in Tokio in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm nominiert worden. Nun fehlt nur noch die Bestätigung durch den Deutschen Olympischen Sportbund, die am 16. Juni erfolgen soll.

Judoka Katharina Menz bekommt von TSG-Trainer Jens Holderle immer wieder wichtige Tipps. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Judoka Katharina Menz bekommt von TSG-Trainer Jens Holderle immer wieder wichtige Tipps. Foto: A. Becher

Von Heiko Schmidt

Katharina Menz hat die Entscheidung vom Deutschen Judo-Bund mit einem Lächeln aufgenommen. Zwar war diese erst für den morgigen Sonntag angekündigt, doch der Frauenbundestrainer Claudiu Pusa und der Männercoach Richard Trautmann zogen die Entscheidung zeitlich etwas vor. „Ich freue mich wahnsinnig“, lautet die Reaktion der Backnanger Sportlerin. Sie schiebt nach: „Ich habe es so erwartet. Aber wenn man es schwarz auf weiß hat, ist es Realität.“ Auch TSG-Trainer Jens Holderle freut sich mit seinem Schützling: „Das ist genial, dass es Katharina geschafft hat.“

Doch Holderle ist noch ein wenig pessimistisch. „Ein Zwischenschritt ist gemacht und 85 Prozent sind erreicht.“ Er ist noch etwas zurückhaltend und weist darauf hin, dass der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das letzte Wort hat. Es sei nämlich in der Vergangenheit schon mal vorgekommen, dass der DOSB durchaus Athleten von der Olympialiste der Sportverbände noch gestrichen hat. Daran glauben aber Menz und ihr Trainer nicht. Sie hoffen auf einen Start der TSG-Judoka beim sportlichen Highlight im Land der aufgehenden Sonne.

Jens Holderle hebt den Ehrgeiz von Katharina Menz heraus. Und den hat der Trainer schon früh bei seinem Schützling ausgemacht. „Beim Gewinn des Vizetitels bei der Juniorenweltmeisterschaft im Jahr 2009 in Paris hat Katharina gezeigt, dass sie mit der Weltspitze mithalten kann.“ Und das bewies Menz anschließend auf internationaler Bühne. Die 29-Jährige sicherte sich in der Vergangenheit einige Medaillen. Bei Wettkämpfen wie Grand Slam oder Grand Prix war die Backnangerin im Vorderfeld zu finden. Zwar reichte es dort meist nicht zur Goldmedaille, doch Menz hat laut ihrem Trainer das Zeug, auch mal den ganz großen Wurf zu schaffen. „Es entscheiden oft nur Kleinigkeiten“, macht Holderle klar und schiebt nach: „Mit dem fünften Platz zuletzt beim Grand Slam in Düsseldorf hat sie gezeigt, dass sie zur Weltspitze in ihrer Gewichtsklasse gehört.“

Auf nationaler Ebene ist Katharina Menz schon länger die unangefochtene Nummer eins im Leichtgewicht. Von 2014 an holte sie sich sechsmal hintereinander den Titel bei den deutschen Meisterschaften. In diesem Jahr startete die Backnangerin aber dort nicht, da sie aufgrund der Olympiaqualifikation beim Grand Prix in Tel Aviv kämpfte. Sollte alles wie geplant verlaufen, dann haben sich die Mühen für Katharina Menz gelohnt. Sie wäre nach Michaela Semsch (geborene Baschin) die zweite Backnanger Judoka, die bei den Olympischen Spielen auf die Matte gehen dürfte. Semsch war 2008 in Peking dabei. Zwölf Jahre später hat Menz nun das Ticket so gut wie in der Tasche.

„Ein Vergleich von beiden ist nicht möglich. Sie sind ganz unterschiedliche Typen“, sagt Jens Holderle, der sowohl Semsch als auch Menz trainierte beziehungsweise trainiert. Trotzdem kennt der Coach die Stärken von beiden Sportlerinnen genau: „Katharina ist klein und explosiv, Michaela hat auf ganz andere Techniken gesetzt.“ Noch mehr freut es Holderle, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eine weitere Olympionikin aus der Murr-Metropole geben wird. „Damit sind wir auf einem sehr guten Kurs“, erklärt der Trainer. Schließlich sammeln die TSG-Athletinnen in der Ersten Bundesliga auch ihre Erfahrungen. Und dort mischen die Backnangerinnen vorne mit. Im vergangenen Jahr wurde der Titelgewinn knapp verpasst. Die Holderle-Schützlinge hatten sich aber schon zweimal die Mannschaftsgoldmedaille gesichert. Deshalb kann Backnang als Judohochburg bezeichnet werden, spätestens dann, wenn Menz die endgültige Nominierung vom DOSB erhalten hat.

Info

Neben Katharina Menz gehören drei weitere Judosportlerinnen aus der Bundesliga-Mannschaft der TSG Backnang zum vorläufigen Olympiakader. Dies sind Theresa Stoll (Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm) vom TSV Großhadern, Martyna Trajdos (bis 63) vom 1. JC Zweibrücken und Anna-Maria Wagner (bis 78) vom KJC Ravensburg. „Das ist eine tolle Geschichte und super für uns als Verein“, sagt TSG-Trainer Jens Holderle. Er freut sich, dass in Backnang solche Topkämpferinnen auf die Matte gehen.

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Erstellt:
29. Februar 2020, 11:30 Uhr

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