Judoka Sara-Joy Bauer bleibt trotz der Erfolge bescheiden

Lange hat Sara-Joy Bauer auf die Nominierung des Deutschen Olympischen Sportbunds gewartet. Nun freut sich die 16-jährige Sportlerin von der TSG Backnang auf das Europäische Olympische Jugendfestival, das am Sonntag im slowakischen Banská Bystrica beginnt.

Sara-Joy Bauer (links) blickt konzentriert ihren Zielen entgegen und will einen Schritt nach dem anderen machen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Sara-Joy Bauer (links) blickt konzentriert ihren Zielen entgegen und will einen Schritt nach dem anderen machen. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Das Europäische Olympische Jugendfestival, kurz EYOF, gilt als die Olympischen Spiele der 13- bis 17-Jährigen und wird auch als Sprungbrett für die der Erwachsenen genutzt. Die sechstägige Multisportveranstaltung findet alle zwei Jahre statt. 2022 wird die Flamme am Sonntag im slowakischen Banská Bystrica entzündet. Zwölf deutsche Judokas treten an. Dass Sara-Joy Bauer im Mittelgewicht bis 57 Kilogramm die deutsche Fahne hochhalten darf, bezeichnet sie als „riesige Ehre. Ich bin wirklich stolz, am EYOF teilnehmen zu dürfen.“

Die Backnangerin ist darüber hinaus sehr dankbar für die Unterstützung, die sie auf dem Weg dahin erfahren habe. Zum einen von ihren Eltern, die ihr Rückhalt bieten, und zum anderen von den Backnanger Trainern und Übungspartnern, die sie fordern und damit weiterbringen. Daraus zieht Bauer ihre mentale Stärke. Das sei für sie auch der Grund, warum das Training im Heimatverein immer noch an erster Stelle steht: „Mittlerweile gehe ich auch viel auf Lehrgänge und trainiere im Olympiastützpunkt in Sindelfingen. Das sehe ich aber als Zusatz zu meinem Training in Backnang.“ Die 16-Jährige ist ein Backnanger Eigengewächs, wie es im Buche steht. Sie hat vor zehn Jahren in der TSG-Talentschmiede mit Judo angefangen. „Zeitgleich mit meiner jüngeren Schwester“, erinnert sie sich, inzwischen ist auch der kleine Bruder dabei.

Bauer blickt bereits auf ein erfolgreiches halbes Jahr zurück. Im Februar räumte sie beim internationalen Ranglistenturnier in Oensingen in der Schweiz sowohl in der Altersklasse U 18 als auch in der U 21 ab. Sie wurde gleich zweimal Erste. Im April startete die Nachwuchsathletin dann bei ihren ersten European Cups. Im tschechischen Teplice errang sie dabei den dritten Platz und in Straßburg gab es sogar Gold. Im Mai überzeugte sie in Bielsko Biala (Polen) und sicherte sich nach dem Sieg über die Lettin Anna Gulite eine weitere Goldmedaille. „Die European Cups sind bis jetzt meine Highlights, von allen drei konnte ich viel mitnehmen“, fasst Bauer zusammen.

Drei Medaillen beim European Cup der U 18

Dass die TSG-Judosportlerin es bei drei bestrittenen European Cups der U 18 dreimal aufs Podest schaffte, zweimal sogar nach ganz oben, ist bei Weitem nicht so selbstverständlich, wie es ihre Bilanz vermuten lässt. Bei den Turnieren der Welttournee der internationalen Judo-Föderation gehen oft mehrere Hundert leistungsstarke Judokas an den Start, die zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich aus dem europäischen Raum stammen. Nach den Erfolgen hat Bauer noch nicht genug. Ihre Ambitionen auf den Punkt gebracht? „Ich möchte auf jeden Fall immer besser werden.“

Auch für die Bundesliga-Mannschaft der TSG Backnang anzutreten, mit dem amtierenden deutschen Meister vielleicht sogar ein weiteres Mal den Titel zu holen, gehört zu den Zielen der 16-Jährigen: „Wenn Trainer Jens Holderle sagt, ich soll ins Team kommen, komm ich.“ Bis dahin sammelt sie beim Zweitligisten VfL Sindelfingen erste Erfahrungen und hat fürs Team um Trainer Simon Kirsten noch keinen Kampf verloren.

Training sowohl beim Heimatverein als auch beim Olympiastützpunkt, Wettkämpfe und Lehrgänge, die nun vermehrt international stattfinden, dazu noch der Ligabetrieb und all das parallel zum Schulalltag am Tausgymnasium spannen die Leistungssportlerin enorm ein. Auf die Frage nach dem Ausgleich zum Judo fällt die Antwort überraschend simpel aus: kein Judo. „Wenn ich mich mit Freunden treffe, ist weder die Schule noch der Sport Thema“, so Bauer, das helfe beim Abschalten. Manchmal entspannt sie aber auch das Judo selbst „Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, hilft mir das Training, den Kopf freizukriegen.“ Und an guten Tagen mache es umso mehr Spaß.

Wechsel zur Cotta-Schule

Bald soll der Spagat zwischen Schule und Sport sowieso leichter werden. „Nach den Sommerferien wechsele ich auf die Cotta-Schule“, erzählt Bauer und meint damit die Eliteschule des Sports in Stuttgart. Das Gymnasium bietet Leistungssportlern unter anderem die Möglichkeit, Training und Unterricht besser zu koordinieren sowie Inhalte, die sportbedingt versäumt wurden, schnell und einfach nachzuholen. „Das wird schon eine Entlastung“, hofft Bauer.

Die Backnangerin möchte dort ihr Abitur machen. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Naheliegend wäre eine Karriere bei der Bundespolizei, um den Judosport weiterhin aktiv und auf diesem Niveau betreiben zu können. Bauer weiß: „Das funktioniert für viele Judokas“, so zum Beispiel für ihre Vereinskameradin Helena Grau oder die Olympiafünfte Luise Malzahn. Ganz sicher ist sie sich aber noch nicht: „Vielleicht möchte ich auch studieren.“

Dass auch ein Studium mit dem Spitzensport vereinbar ist, beweist Vereinskollegin und Olympiastarterin Katharina Menz, die 2016 ihren Bachelor in Mechatronik/Elektrotechnik machte und vom Württembergischen Judo-Verband als Erfolgsgeschichte der dualen Karriere genannt wird. Unabhängig davon, wo es beruflich hingeht, sportlich steht für Bauer fest: „Ich möchte bei den Erwachsenen oben mitspielen.“

Auch die Teilnahme bei den Olympischen Spielen peilt sie an: „Für mich wäre das einer der größten Erfolge, die ich neben den Weltmeisterschaften noch erreichen kann.“ Außerdem bereite das EYOF die Backnangerin gerade darauf vor. Ein konkretes Jahr für die Olympiateilnahme kann sie hierbei noch nicht benennen. Muss sie auch nicht, denn Gelegenheiten dafür wird es noch einige geben.

Terminplan

EYOF Beim Europäischen Olympischen Jugendfestival wird vom 24. bis 30. Juli in elf Sportarten um die Medaillen gekämpft. Sara-Joy Bauer ist am Mittwoch, 27. Juli, in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm an der Reihe. Los geht es um 10 Uhr.

WM Vom 26. bis 28. August findet die U-18-Weltmeisterschaft in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) statt. „Die Nominierung hat mich total gefreut“, berichtete Sara-Joy Bauer. Insgesamt wurden lediglich sechs deutsche Judokas für die Teilnahme ausgewählt, halb so viele wie für das EYOF. Die Backnangerin startet als eine von vier Frauen und plant „gut abzuschneiden“, ohne dabei von etwaigen Platzierungen zu sprechen.

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Erstellt:
22. Juli 2022, 06:00 Uhr

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