Judokas der TSG Backnang sind historisch stark

Die TSG kehrt mit einem kompletten Medaillensatz von der Deutschen Meisterschaft im Judo heim. Im Leichtgewichtsfinale der Frauen stehen sich mit Katharina Menz und Helena Grau gar zwei Murrtalerinnen gegenüber. In der Klasse bis 52 Kilogramm holt Chiara Serra Bronze.

Hatte noch einmal alles im Griff: Katharina Menz, die das Backnanger Finale gegen Helena Grau knapp gewann. Foto: Christoph Nesper

© Christoph Nesper

Hatte noch einmal alles im Griff: Katharina Menz, die das Backnanger Finale gegen Helena Grau knapp gewann. Foto: Christoph Nesper

Von Katharina Riener

TSG-Trainer Jens Holderle war nach der Deutschen Judomeisterschaft in Stuttgart stolz wie Oskar: „Das ist ein historisches Ergebnis für uns. Wir haben einen kompletten Medaillensatz geholt und in der Klasse bis 48 Kilogramm gab es ein rein Backnanger Finale.“ Das gewann die erfahrene Katharina Menz gegen ihre junge Vereinskollegin Helena Grau. Für die 31-jährige Olympiastarterin war es ihr insgesamt siebter deutscher Meistertitel, für ihre junge Vereinskollegin das erste Mal Silber, nachdem sie als 19-Jährige vor zwei Jahren und in Abwesenheit von Menz schon Deutsche Meisterin geworden war. Allerdings waren es nicht nur die beiden Leichtgewichte, die von den Kämpfern aus dem Murrtal glänzten. Chiara Serra erkämpfte sich in der Kategorie bis 52 Kilogramm die Bronzemedaille und die junge Tayla Grauer (bis 70) kam auf Rang fünf.

Qualität stimmt

Mit insgesamt sechs Teilnehmern war der Tross aus dem Murrtal in die Landeshauptstadt gefahren. Damit war die TSG Backnang der am stärksten vertretene Verein Württembergs. Doch nicht nur zahlenmäßig passte es. Auch die Qualität stimmte. Vor allem in der leichtesten Klasse der Frauen. Hier standen sich im Finale die TSG-Kämpferinnen Menz und Grau gegenüber. Zweitere feierte ein erfolgreiches und lang erwartetes Comeback zu Hause. Die inzwischen in Köln lebende Backnangerin hatte sich nach eineinhalb Jahren Verletzungspause fest vorgenommen, mit der Familie im Publikum mindestens Rang drei zu erkämpfen. Am Ende schaffte sie es nach drei spannenden Kämpfen, die sie allesamt taktisch gewann, sogar bis ins Finale.

Beim Finale ist es fast schon still

So wie ihre Vereinskollegin und Titelfavoritin Katharina Menz. Die sechsmalige Deutsche Meisterin hatte von Anfang an gezeigt, dass sie Titel Nummer sieben will. Dass das Finale einer deutschen Meisterschaft eine vereinsinterne Geschichte wurde, machte Jens Holderle wahnsinnig stolz: „Backnanger Frauen, die hier Judo gelernt haben, gestalten gemeinsam den Endkampf einer nationalen Meisterschaft. So was hat es noch nie gegeben und ich weiß nicht, ob ich das in meiner Trainerkarriere je wieder erleben werde.“ Auch Coach Garik Harutyunyan war begeistert, es sei nicht selbstverständlich, dass eine kleine Stadt wie Backnang im Leichtgewicht der Frauen so konsequent den Ton angibt. Teamkollegin Chiara Serra machte aber klar: „Auch wenn beide aktuell anderswo trainieren, kennen sie einander und ihren jeweiligen Kampfstil sehr gut. Das macht es für beide definitiv schwerer.“ Für die Fans dafür umso spannender. In der Scharr-Arena war es so still wie noch nie zuvor, denn so ein Backnanger Zuschauer: „Wenn zwei Vereinskameradinnen gegeneinander kämpfen feuert man keine an“. Das Duell war bis zur letzten Sekunde ausgewogen, drei Sekunden vor Schluss habe dann, so fasste es Tanja Hehr treffend zusammen „die Erfahrung gesiegt“.

Tayla Grauer auf Platz fünf

Tayla Grauer (bis 70 Kilogramm) hatte als erste Backnangerin auf die Matte gehen müssen. Sie ihren ersten Kampf nach der dritten Strafe für die Gegnerin und geriet im Anschluss an Frederike Stolze, die mit dem Backnanger Bundesligateam schon mehrfach Deutsche Meisterin geworden ist. Gegen die spätere deutsche Vizemeisterin verlor Grauer innerhalb weniger Sekunden. In der Trostrunde kam Grauer zu zwei starken Arbeitssiegen, ehe die 17-Jährige im Kampf um Bronze auf Helene Föde traf. Gegen sie hatte sie schon bei einem Ranglistenturnier verloren und tatsächlich erwischte die Leipzigerin Grauer mit derselben Technik erneut. Für Grauer war Platz fünf zufriedenstellend und im Vergleich zu Rang sieben im Vorjahr eine Verbesserung. Schon allein deshalb hat die Nachwuchsathletin für ihren Trainer „ihr Soll mehr als erfüllt“.

Frühes Aus für Valentin Molinari

Am zweiten Tag musste die TSG nach Andre Sträßer (bis 90 Kilogramm) kurzfristig auch noch den Ausfall des verletzten Robin Angerer (bis 66) akzeptieren. Bei den Männern war Valentin Molinari (bis 60) damit der einzige Backnanger. Das Leichtgewicht geriet nach einem Auftaktsieg direkt an den amtierenden deutschen Vize-Meister und schied aus. „Da hat es einfach an Wettkampfpraxis gefehlt“, urteilte Holderle, der für die Zukunft plant: „Valentin als Talent mehr auf die Matte zu bringen“.

Präsentierten stolz das Backnanger Edelmetall: Die beiden Trainer Garik Harutyunyan (links) und Jens Holderle sowie Helena Grau, Katharina Menz und Chiara Serra (von links). Foto: Christoph Nesper

Präsentierten stolz das Backnanger Edelmetall: Die beiden Trainer Garik Harutyunyan (links) und Jens Holderle sowie Helena Grau, Katharina Menz und Chiara Serra (von links). Foto: Christoph Nesper

Fehlende Wettkampfpraxis wurde wohl auch Tanja Hehr zum Verhängnis, der es in der Gewichtklasse über 78 Kilogramm nicht gelang, an bisherige Erfolge anzuknüpfen. Nach ihrer Bronzemedaille im Vorjahr ereilte die Backnangerin diesmal überraschend das Erstrundenaus. Athletin und Trainer waren sich einig: „Es haben sich vorab wenig Gelegenheiten für die Vorbereitung gefunden“. Die Niederlage trug die 34-Jährige mit Fassung, Judo sei eben Judo und im Judo könne immer alles passieren.

Chiara Serra mit Edelmetall

Bronze erkämpfte sich Chiara Serra, die in der Klasse bis 52 Kilogramm zum Auftakt gegen Aurelia Moira Hoeps in die Verlängerung musste, in der sie ihre schon zweimal verwarnte Kontrahentin auf den Rücken warf. Im Halbfinale gegen Lena Djerion aus Frankfurt waren die Kräfteverhältnisse ausgeglichen, nach 20 Sekunden im Haltegriff musste Serra den Sieg aber trotzdem abgeben und kämpfte nun nur um Platz drei ein. Dort lieferte sich die Backnanger Nachwuchstrainerin mit Julia Wittmann ein Duell auf Augenhöhe, bis Serra zwei Sekunden vor Ablauf der Kampfzeit noch der große Wurf gelang. Über die Hüfte brachte sie Wittmann zu Fall. „Mit Platz drei bei einer Deutschen Meisterschaft kann man zufrieden sein“ resümierte Serra selbst und war es doch nicht völlig. Coach Garik Harutyunyan urteilte: „Es wäre mehr drin gewesen“.

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Erstellt:
27. Juni 2022, 06:00 Uhr

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