Keine Verlierer, ein großer Gewinner

Sebastian Bösel ragt bei Großaspachs 0:0 im Drittliga-Heimspiel gegen Osnabrück, mit dem beide Teams zufrieden sind, heraus

Die übliche Frage nach einem Remis, ob es ein gewonnener oder zwei verlorene Zähler waren, wischten nach dem 0:0 zwischen Großaspachs Drittliga-Fußballern und den Gästen aus Osnabrück alle Beteiligten beiseite. „Wir sind zufrieden mit diesem Punkt“, sagte SG-Trainer Sascha Hildmann. „Wir können gut damit leben“, betonte VfL-Coach Daniel Thioune. Verlierer gab es also nicht, aber einen großen Gewinner: Sebastian Bösel, den überragenden Sonnenhof-Sechser.

Ging in Großaspachs Mittelfeldzentrale immer zur Sache, wenn sein Einsatz gefordert war: Der überragende Sebastian Bösel.Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Ging in Großaspachs Mittelfeldzentrale immer zur Sache, wenn sein Einsatz gefordert war: Der überragende Sebastian Bösel.Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

„Wir hatten eine hohe Fehlpassquote und haben oft zu langsam und etwas behäbig gespielt“, schrieb Hildmann seinen Aspachern ins Stammbuch. Für den 46-Jährigen war diese Mängelliste aber vor allem eine Folge der Englischen Woche, die viel Kraft gekostet habe: „Der Kopf war willig, aber die Beine waren schwach.“ Ähnliche Nachsicht mit seiner Elf übte auch Thioune: „Wir haben viel investiert in den letzten Spielen, das hat man heute gesehen.“ Heraus kam eine eher zähe Partie, in der Osnabrück in der ersten Hälfte leichte Vorteile hatte, ohne sich viele Torchancen zu erarbeiten. Was auf den Aspacher Kasten kam, entschärfte Keeper Kevin Broll, der sich in der 53. Minute aber einen Aussetzer erlaubte. Er unterlief einen langen Ball und konnte sich bei Marc Heider bedanken, der die Kugel über das verwaiste Tor beförderte. „Da habe ich Schwein gehabt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen“.

Hätten sich die Hausherren in der zweiten Halbzeit das entscheidende Tor eingehandelt, wäre es aber auch Pech gewesen, denn die gehörte sonst weitgehend ihnen. Anteil daran hatte auch das mit dem Wiederanpfiff eingewechselte Duo. Während mit Routinier Shqiprim Binakaj zu rechnen war, überraschte es etwas, dass Hildmanns Wahl daneben auf den 19-jährigen Jonas Meiser statt auf Stephané Mvibudulu oder Mike Owusu fiel. „Er ist wahnsinnig frisch und flink, hat gut trainiert und sich den Einsatz verdient“, so der Trainer.

Die klarste Möglichkeit für die SG hatte aber der Kapitän. Julian Leist köpfte die Kugel nach einer Ecke ans Lattenkreuz (86.). „Wäre natürlich toll gewesen, wenn das Ding reingegangen wäre“, sagte der 30-Jährige, „aber wir sehen das 0:0 positiv. Wir haben kein Tor bekommen und in der Englischen Woche fünf Punkte geholt“. Daran, dass die defensive Organisation bei Aspach stimmte, wirkte die Dreierkette stark mit. Neben Leist und Kai Gehring, die nach vier gemeinsamen Jahren im Fautenhau längst eingespielt sind, verteidigte Korbinian Burger. „Er macht es sehr gut, als ob er schon immer dazu gehörte“, lobt der Kapitän den Zugang, der ein Plus mitbringt: „Ein Linksfuß tut uns auch gut.“

Bester Mann auf dem Platz war jedoch Bösel. „Er hat sehr viele Zweikämpfe gewonnen und hat das Spiel immer wieder toll verlagert“, freute sich Hildmann: „Er ist wieder ein Jahr weiter und reifer.“ Die Reife zeigte sich auch, als der bereits verwarnte 23-Jährige nach einem Foul noch einmal ermahnt wurde und der Rest dieses Spiels wegen einer drohenden Ampelkarte einem Ritt auf der Rasierklinge glich. Bösel sparte sich weitere Auffälligkeiten, ohne im zentralen Mittelfeld den Zugriff zu verlieren, und sein Trainer musste nicht etwa erklären, warum er den Spieler nicht rechtzeitig ausgewechselt habe. „Ich wollte das Gespann nicht auseinanderreißen“, sagte Hildmann und deutet damit an, dass Marco Hingerl auf der Doppelsechs ein starker Partner war. „Das passt ganz gut, wir kennen uns aus gemeinsamen Zeiten beim FC Bayern II und verstehen uns auch abseits des Platzes richtig gut“, verrät Bösel. Sich selbst zu loben, fiel im schwerer, immerhin räumte er ein, „ganz gut drauf“ zu sein: „Ich fühle mich gut, am Anfang der Saison ist man noch etwas frischer.“ Frische ist auch gefragt, weil es am Mittwoch im WFV-Pokal in Schwieberdingen bereits weiter geht. Dann wird es die übliche Frage nach einem Remis auf keinen Fall geben, denn eine Entscheidung fällt spätestens im Elfmeterschießen. Beim Bezirksligisten sollte sich der Drittligist aber in aller Deutlichkeit behaupten können.

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Erstellt:
13. August 2018, 06:00 Uhr

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