Kind jagt Heldt vom Hof

Hannover 96 trennt sich erwartungsgemäß vom Manager – Trainer Doll steht ebenfalls vor dem Aus

Hannover /SID - Horst Heldt ist raus! Wann fliegt Thomas Doll? Die schwere sportliche Krise von Hannover 96 hat mit Manager Horst Heldt ein erstes prominentes Opfer gefordert. Das taumelnde Bundesliga-Schlusslicht trennte sich mit sofortiger Wirkung von dem 49-jährigen Ex-Nationalspieler. „Die Zielsetzung war, einen gesicherten Tabellenmittelplatz zu erreichen. Die Sportliche Leitung hat versichert, dass dieses Ziel mit den Transfers erreicht wird und die Mannschaft konkurrenzfähig ist. Diese Einschätzung hat sich nicht bestätigt“, hieß es in einer Mitteilung. Ein Nachfolger für Heldt, der mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet war, werde „zeitnah verpflichtet“.

Auch Trainer Thomas Doll dürfte bei den Niedersachsen keine Zukunft mehr haben. Nach den jüngsten Aussagen von Geschäftsführer Kind spricht alles für einen kompletten Neuanfang – spätestens im Sommer. Doll, der erst im Januar die Nachfolge von Andre Breitenreiter angetreten hatte und acht von neun Spielen verloren hat, besitzt bei den Niedersachsen einen Vertrag bis 2020. Zwar sprach Kind Doll eine Jobgarantie bis zum Saisonschluss aus, doch es wäre nicht das erste Mal, dass der exzentrische Clubboss seine Meinung noch einmal ändert.

So erging es auch Dolls Trainerkollegen Thomas Schaaf, der 2016 trotz gegenteiliger Beteuerungen sechs Spieltage vor Saisonende durch Daniel Stendel ersetzt wurde. Der Rauswurf von Kader-Planer Heldt, dem bei den Roten unter anderem die Millionen-Flops Walace, Bobby Wood und Jonathas angelastet wurden und der die Verpflichtung von Trainer Doll zu verantworten hat, war am Ende keine Überraschung mehr. Kind, neuerdings Ex-Präsident, aber immer noch Chef der Fußballabteilung, sparte nicht mit öffentlicher Kritik am langjährigen Schalke-Macher, nannte den Kader von 96 zuletzt öffentlich „kaputt, schlecht zusammengestellt und gescheitert“.

Die letzten Tage wurden für Heldt (seit März 2017 im Amt) zum Spießrutenlauf, denn nicht erst seit der 1:3-Niederlage am vergangenen Samstag beim VfL Wolfsburg, der siebten Pleite in Folge, waberten die Namen möglicher Nachfolger durch die niedersächsische Landeshauptstadt. Über Klaus Allofs, der seit Dezember 2016 beim VfL Wolfsburg freigestellt ist und dessen Vertrag noch bis zum 30. Juni läuft, wird genauso spekuliert wie über Dietmar Beiersdorfer, Jens Todt (beide früher HSV) oder die beiden ehemaligen 96-Trainer Mirko Slomka und Dieter Hecking. „Wir brauchen einen Neuanfang“, hatte Kind verbreitet und mit drastischen Worten einen weitreichenden Umbruch angekündigt: „Wir sind jämmerlich gescheitert. Es war und ist eine desaströse Saison. Wir werden alles auf den Prüfstand stellen. Wir müssen die Weichen stellen, müssen neue Antworten finden, ein eigenes Konzept erstellen.“ Von seinem Sportchef Heldt war er schon lange abgerückt, nun senkte er den Daumen. Die sportliche Bilanz des Ex-Profis ist verheerend. Hannover liegt mit 14 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz und hat sechs Spieltage vor dem Saisonende elf Zähler Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz.

Was nach dem wahrscheinlichen Abstieg kommt, weiß so recht keiner. Selbst die künftige Rolle des erfolgreichen Unternehmers Kind ist nicht endgültig geklärt. Nach dem Sieg der Kind-kritischen Fraktion bei der jüngsten Mitgliederversammlung müssen die konträren Parteien irgendwie zusammenfinden. Immerhin: Ein Gesicht des Neuanfangs steht mit Jan Schlaudraff fest. Der frühere Nationalspieler kehrt in der kommenden Saison als Assistent der Sportlichen Leitung zu 96 zurück. Der 35-Jährige ist das Gesicht erfolgreicher Europacupzeiten – eine Ära, die an der Leine momentan Lichtjahre entfernt scheint.

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Erstellt:
10. April 2019, 03:14 Uhr

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