Europapokalträume und Derby-Vorfreude: FC weiter im Aufwind

dpa Paderborn. Vom Abstiegskandidaten Nummer eins zum Europa-League-Anwärter in weniger als drei Monaten: Der 1. FC Köln ist derzeit die Überraschungsmannschaft der Fußball-Bundesliga. Das soll am Mittwoch auch der Erzrivale zu spüren bekommen.

Die Spieler des 1. FC Köln können auch in Paderborn dreifach punkten. Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Spieler des 1. FC Köln können auch in Paderborn dreifach punkten. Foto: Friso Gentsch/dpa

Auch nach dem nächsten Sieg und dem Ausbau der immer unheimlicheren Erfolgsserie bleiben die Fußballer des 1. FC Köln betont bescheiden.

„Unser Ziel ist immer noch der Klassenerhalt“, sagte Offensivmann Mark Uth nach dem 2:1-Erfolg beim SC Paderborn. Die Fans gingen da schon offensiver mit der jüngsten Traum-Bilanz von acht Siegen aus den vergangenen zehn Spielen um. „Wir träumen von Europa“, sangen sie laut und ließen passend zur bemerkenswerten und turbulenten Saison des FC ausgelassen tanzend rheinische Karnevalsklassiker folgen.

So verrückt es klingt und auch, wenn die Kölner Verantwortlichen davon öffentlich nichts wissen wollen: Aus dem Abstiegskandidaten aus der Domstadt, der am 13. Dezember 2019 noch Tabellenletzter war, ist tatsächlich ein Europa-League-Kandidat geworden - und das vor allem aus zwei Gründen.

Zum einen ist da die Leistung der Kölner selbst. Gisdol hat aus der vorne harmlosen und hinten anfälligen Truppe des Herbstes eine torgefährliche und - klammert man die beiden deutlichen Niederlagen gegen den FC Bayern München und Borussia Dortmund aus - hinten stabile Mannschaft geformt. Der FC glänzte zuletzt regelmäßig mit starkem Angriffsfußball wie beim 4:0-Heimsieg gegen den SC Freiburg oder beim 5:0-Erfolg bei Hertha BSC. Und ist mittlerweile auch clever genug, knappe Spiele über die Zeit zu bringen - wie in Paderborn.

„Die Mannschaft ist als Team ganz eng zusammengerückt“, nannte Gisdol einen Baustein der jüngsten Erfolge. Hinzu kommt der Faktor Kopf: „Es gibt keinen Ersatz für Siege. Das ist einfach wunderbar, das gibt dir Selbstvertrauen“, sagte der 50-Jährige, der dennoch die Euphorie bremste und von „Demut“ sprach. „Wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden“, sagte er. „Wir versuchen, Spiel für Spiel ganz sauber zu spielen und an nichts anderes zu denken, als an Entwicklung, Fußball, Arbeit. Das hat uns gut getan.“

Neben der eigenen Klasse der vergangenen Wochen spricht auch die Inkonstanz der Konkurrenz für die Kölner. Ob Schalke, Hoffenheim, Freiburg oder Union Berlin: Bis auf den VfL Wolfsburg punkteten zuletzt alle im Tabellenumfeld platzierten Teams deutlich unregelmäßiger als der FC.

Mit der Siegesserie im Rücken und dem Wissen um die eigene Stärke gehen die Kölner nun am Mittwoch ins Nachhol-Derby gegen Borussia Mönchengladbach. „Wir sind sehr heiß“, sagte Uth mit Blick auf das für die Fans so wichtige Duell mit dem Erzrivalen vom Niederrhein. „Wir müssen jetzt regenerieren und dann brennt's im Stadion in Gladbach!“

Der Partie im Borussia-Park, die Anfang Februar wegen des Sturmtiefs „Sabine“ nicht stattfinden konnte, folgen zwei Heimspiele gegen die Abstiegskandidaten aus Mainz und Düsseldorf. Gewinnt der FC diese richtungsweisenden Begegnungen, kann er das Kapitel Abstiegskampf wohl endgültig und auch offiziell beenden. „Wir wollen natürlich auch die nächsten Wochen gut bestreiten und gewinnen, um den Klassenerhalt zu 100 Prozent klar zu machen“, sagte Uth und ergänzte: „Und dann schauen wir mal, wo wir am Ende stehen.“ Ein leichtes Grinsen konnte er sich dabei nicht verkneifen.

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Erstellt:
7. März 2020, 06:28 Uhr

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