Stuttgart Surge

Lars Heidrich – der Quarterback der Zukunft?

Lars Heidrich, der Spielmacher des deutschen Nationalteams, ist bei Stuttgart Surge die Nummer zwei auf seiner Position. Er arbeitet viel, um sich weiter zu verbessern.

Alles im Blick: Surge-Quarterback Lars Heidrich zeichnet auch eine gute Übersicht aus.

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Alles im Blick: Surge-Quarterback Lars Heidrich zeichnet auch eine gute Übersicht aus.

Von Jochen Klingovsky

In allen Football-Teams gibt es eine klare Rollenverteilung, jeder Akteur ist sich seiner Aufgabe bewusst. Auch Lars Heidrich (23). Folglich hat der Quarterback des deutschen Nationalteams kein Problem damit, trotz seiner starken Leistung beim jüngsten 55:12-Erfolg gegen die Fehervar Enthroners wieder in die zweite Reihe zu rücken. „Als ich in Stuttgart zugesagt habe, wusste ich, dass ich der Ersatzmann sein werde“, sagt der Surge-Spielmacher, „und ich bin ein Teamplayer. Ich würde nie etwas tun, was der Mannschaft schaden könnte.“ Träume? Sind trotzdem erlaubt. Weshalb es in dieser Saison für Lars Heidrich nicht nur um den Einzug ins Finale der European League of Football (ELF) in Stuttgart geht. Sondern ein bisschen auch um seine eigene Zukunft.

Doch von vorne. Lars Heidrich, da sind sich die Experten einig, ist der beste deutsche Quarterback in der ELF. In wichtigen Spielen von Stuttgart Surge, wie an diesem Samstag (18 Uhr) bei Frankfurt Galaxy, kommt er jedoch, wenn alles normal läuft, nicht zum Einsatz. Weil dann Reilly Hennessey Regie führt. Das passt zur Realität in der Liga: alle 16 ELF-Teams setzen auf US-Spielmacher. „Ein einheimischer Quarterback zu sein, ist im europäischen Football die härteste Position, die es gibt“, sagt Reilly Hennessey (29), der enorm froh ist, den ebenso loyalen wie talentierten Lars Heidrich an seiner Seite zu haben: „Er ist eindeutig der stärkste nicht-amerikanische Quarterback der Liga, eine echte Persönlichkeit. Es ist ein Privileg, dass er in unserem Team ist.“ Das sieht auch der Coach so.

Jordan Neuman hat großes Vertrauen

Wer mit Jordan Neuman über Lars Heidrich spricht, bekommt nur positive Worte zu hören. Der Surge-Cheftrainer lobt dessen Talent, seinen Einsatzwillen, seine Einstellung, sein Können, sein Selbstbewusstsein, seine Übersicht. Und seinen starken rechten Arm. „Er wirft wie ein Amerikaner“, sagt Jordan Neuman, „wir haben sehr großes Vertrauen in ihn.“ Bester Beleg dafür war das Duell gegen die Fehervar Enthroners.

Obwohl sich Stuttgart Surge nach den beiden Auswärtsniederlagen in Paris und München keinen Ausrutscher mehr erlauben darf, hielt Jordan Neuman an seinem Plan fest, Lars Heidrich gegen die Ungarn eine Chance zu geben. Der 1,93 Meter große Quarterback hielt dem Druck stand, führte sein Team zu einem klaren Sieg und zeigte sein großes Potenzial. „Es war ein schönes Gefühl, vor den eigenen Fans spielen zu dürfen. Darauf arbeitet man die ganze Saison hin“, sagt Lars Heidrich, „doch letztlich kommt es nicht auf mich an. Der Erfolg des Teams steht über allem.“ Was nicht heißt, dass Lars Heidrich nicht auch eigene Ziele hätte.

Lars Heidrich lernt viel in Stuttgart

Der Quarterback ist nun im dritten Jahr in der ELF. Erst spielte der Personal Trainer, der in Teilzeit in Kaiserslautern in einem Fitnessstudio arbeitet, bei Frankfurt Galaxy (2023), dann wechselte er nach Stuttgart. Hier fühlt er sich wohl, hier kann er von Reilly Hennessey („Er liest ein Spiel perfekt, ist ein echter Anführer“) und Jordan Neuman („Ich schätze ihn als Trainer und Mensch enorm“) viel lernen. Und hier würde er gerne erster Quarterback sein – irgendwann. „Selbstverständlich arbeite ich darauf hin, Starter unter Coach Neuman zu werden, das ist mein großes Ziel“, sagt Lars Heidrich. Zugleich ist ihm bewusst, dass es derzeit andere Prioritäten gibt: „Wir wollen diese Saison erfolgreich zu Ende bringen. Dann sieht man weiter.“

Dass Lars Heidrich die Perspektive hat, in der ELF zu spielen, darüber herrscht Einigkeit. Ob er schon jetzt gut genug wäre, um ein Top-Team wie Stuttgart Surge als Quarterback Nummer eins anzuführen, ist schwer zu sagen, denn dafür müsste er öfter spielen, auch gegen schwierigere Gegner. Doch dazu wird es mutmaßlich nicht kommen. „Natürlich bräuchte er einfach nur mehr Einsatzzeiten, dann würde er sich schnell weiterentwickeln“, sagt Reilly Hennessey. Und Jordan Neuman meint: „Einen zweiten Quarterback wie Lars Heidrich zu haben, ist Gold wert. Er will in dieser Liga spielen, auch für diesen Ehrgeiz liebe ich ihn. Wir wollten gegen Fehervar sehen, was er kann, er hat uns überzeugt. Er hatte diese Chance verdient, nun bräuchte er mehr davon.“ Ob der Coach sie ihm geben kann? Ist offen. Und deshalb auch die Zukunft von Lars Heidrich.

Nach der Saison wird der Quarterback mit dem Nationalteam um den EM-Titel spielen, im Halbfinale des Final-4-Turniers geht es gegen Österreich. Und anschließend entscheidet sich, wohin der Weg von Lars Heidrich führt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Reilly Hennessey seine Karriere diesmal wirklich beendet und Stuttgart Surge den bisherigen Ersatzmann zur neuen Führungskraft macht. Dass es so kommt, ist aber auch alles andere als sicher. Weshalb Lars Heidrich gut überlegen wird, welcher Schritt für ihn nun sinnvoll ist. „Je mehr Spielpraxis ich bekomme, umso besser werde ich. Ich muss mich noch in vielen Bereichen steigern“, sagt er, „ich hoffe, dass dies in Stuttgart möglich sein wird.“ Dann vielleicht in neuer Rolle.

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Erstellt:
11. Juli 2025, 09:18 Uhr

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