Leist: Die Heimmisere mit Mut beenden

Kapitän von Aspachs Drittliga-Fußballern will leidiges Thema gleich bei der Premiere des neuen Trainers aus der Welt schaffen

„Ich kann es nicht mehr hören mit den zehn Monaten ohne Heimsieg“, klagt Julian Leist, Kapitän des Fußball-Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach: „Das ist ja furchtbar“. Dass das 1:0 gegen Erfurt tatsächlich sogar elf Monate her ist, zeigt das Ausmaß der Misere. Der 30-Jährige will, dass damit heute (14 Uhr, Mechatronik-Arena) beim Debüt des neuen Trainers Florian Schnorrenberg Schluss ist: „Meppen ist nicht zu unterschätzen, aber wir sind jetzt einfach mal dran.“

Leist: Die Heimmisere mit Mut beenden

© Sportfotografie Alexander Becher

Von Steffen Grün

Hinter Leist, seinen Mitstreitern und dem kompletten Verein liegen turbulente Tage. Nur 16 Punkte in der Rückrunde der Vorsaison, nur 10 Zähler aus den ersten zehn Partien dieser Runde und als „i-Tüpfelchen“, wie es der Kapitän nennt“, das erneute peinliche WFV-Pokal-Aus kosteten Trainer Sascha Hildmann den Job. Während die Suche nach einem Nachfolger im Hintergrund auf Hochtouren lief und am vergangenen Mittwoch mit der Präsentation von Florian Schnorrenberg beendet wurde, gab es unter Interimscoach Zlatko Blaskic mit dem 0:0 in Würzburg bereits das achte Unentschieden in der laufenden Spielzeit und dazu noch ein 1:5 im Testspiel gegen den Zweitligisten Dresden.

Als Mann mit der Binde am Arm war Julian Leist in dieser Phase besonders gefordert. Er berief interne Runden mit den Kollegen ein, um Wege zur Wende zu suchen und die Talfahrt in der Tabelle zu stoppen. Er wurde von Sportchef JoannisKoukoutrigas um Einschätzungen gebeten und nun auch vom neuen Trainer zur Seite genommen. „Er wollte ein paar Eindrücke vom Kapitän hören“, berichtet der gebürtige Stuttgarter von seinem Gespräch mit Schnorrenberg, hält sich sonst jedoch bedeckt. Wenn er gefragt wird, was er von der Entlassung von Hildmann hält, ist es ähnlich: „Da ist meine Meinung weniger wichtig, die Verantwortlichen handeln immer im Sinne des Vereins. Wenn der Vorstand zu dem Entschluss kommt, dann ist es eben so.“ Die Statistik lüge nicht, es seien bislang einfach zu viele Unentschieden gewesen. „Der Trainer ist in solchen Momenten leider Gottes der erste, der seinen Kopf hinhalten muss“, weiß der Routinier.

Leist zu den vielen Unentschieden: „Das habe ich noch nie erlebt,

damit trampelst du auf der Stelle“

Der Anteil des Teams an der Entwicklung ist ihm aber durchaus bewusst. „Wir haben uns vieles selbst angekreidet, so ein Pokal-Aus schadet dem gesamten Verein“, erinnert Leist ans 2:3 in Essingen, die Vorstellung in der ersten Hälfte mit dem 0:3-Rückstand hatte er bereits direkt danach als „Frechheit“ tituliert. „Wir wurden eingestellt wie auf ein Drittligaspiel“, nimmt der Abwehrchef den Ex-Coach in Schutz, man habe alles über den Verbandsligisten gewusst. Das macht den Auftritt aber umso schlimmer und dürfte das Vertrauen in Hildmann nachhaltiger erschüttert haben als die vielen Unentschieden in der Liga.

„Das habe ich noch nie erlebt“, sagt Julian Leist über die inzwischen acht Punkteteilungen in elf Duellen: „Damit trampelst du auf der Stelle – lieber vier Siege und vier Niederlagen.“ Man sei aber mit allen Rivalen auf Augenhöhe gewesen und hätte die Partien auch gewinnen können, „daraus sollten wir Kraft und Mut ziehen“. Mut ist das Stichwort, denn der habe im Spiel nach vorne in dieser Runde etwas gefehlt, moniert der Kapitän und führt als Beispiel eine Szene in der Begegnung bei Wehen Wiesbaden an: Aspach hatte sich bis zum Strafraum der Hausherren kombiniert, doch weil dann die zündende Idee fehlte, trat der Ball den Rückweg bis zum eigenen Keeper Kevin Broll an. An dieser Stelle schimmert doch leise Kritik am alten Trainer durch, obwohl auch Hildmann „analysiert und angesprochen hat, dass wir mehr Drang zum Tor brauchen, aber wir haben es nicht umgesetzt gekriegt“.

Zuletzt in Würzburg seien die Offensivbemühungen trotz des 0:0 schon zielstrebiger gewesen, nun komme mit dem neuen Trainer eine neue Spielphilosophie. „Ich hoffe, dass der Knoten platzt“, sagt Leist mit Blick auf die Offensive, die mit gerade einmal sieben Toren die mit Abstand ungefährlichste der Liga ist. Umgekehrt bedeuten acht Gegentore die zweitbeste Defensive – das freut einen Innenverteidiger im Normalfall, trotzdem hat Leist vor dem heutigen Heimspiel gegen Meppen das Gesamtkonstrukt im Auge: „Wenn wir 3:2 gewinnen, wäre es mir auch recht.“ Seine ersten Eindrücke von Florian Schnorrenberg seien sehr gut, er sei sehr motiviert und habe klare Vorstellungen. „Ich gehe davon aus, dass wir mit Vierer- und nicht mit Dreierkette spielen, fühle mich aber in beiden Systemen wohl“, sagt der Kapitän: „Ich denke, dass wir eine offensive Spielweise an den Tag legen.“ Mit dem Ziel, die Heimmisere zu beenden und mit einem Sieg auch die tabellarische Trendwende einzuleiten. „Der Kader ist stark genug, um die Klasse zu halten“, ist Leist überzeugt: „Der Rest ist Bonus.“

Auch zum heutigen Spiel gegen Meppen setzt die SG Sonnenhof wieder kostenlose Shuttle-Busse ein. Abfahrt am Busbahnhof in Backnang ist um 13 Uhr, über die Stopps Etzwiesenbrücke, Seminar, Roßbergstaffel und Kleinaspach (Schafhaus) geht es in den Fautenhau. Die Rückfahrt ist um 16.15 Uhr.

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Erstellt:
20. Oktober 2018, 06:00 Uhr

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