Neuzugänge der Stuttgarter Kickers

Maier-Zwillinge Leon und Loris gehen gemeinsam durchs (Fußball)-Leben

Es gibt durchaus Unterschiede zwischen Leon und Loris Maier, doch ihre fußballerischen Schritte haben die Zwillinge bisher alle gemeinsam unternommen – auch den Wechsel von der TSG Backnang zu den Stuttgarter Kickers. Beide Vereine vereinbarten nun eine Art Kooperation.

Die Maier-Zwillinge Loris (Mi.) und Leon, hier noch im Dress der TSG Backnang, versuchen Mohamed Baroudi den Ball abzujagen, der inzwischen von den Stuttgarter Kickers zum SGV Freiberg gewechselt ist.

© Baumann/Volker Müller

Die Maier-Zwillinge Loris (Mi.) und Leon, hier noch im Dress der TSG Backnang, versuchen Mohamed Baroudi den Ball abzujagen, der inzwischen von den Stuttgarter Kickers zum SGV Freiberg gewechselt ist.

Von Jürgen Frey

An diesem Freitag (14 Uhr) beginnt beim Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers die Vorbereitung auf die neue Saison. Am Sonntag (11 Uhr) folgt das erste Testspiel beim Ligarivalen TSG Backnang. Für Leon und Loris Maier wird diese Frühschoppen-Partie im Etzwiesenstadion gleich etwas ganz Besonderes. Es geht gegen ihren Ex-Verein, für den sie bis zum Ablauf der vergangenen Saison unter Vertrag standen. „Wir freuen uns auf dieses Spiel, aber ein bisschen komisch ist es schon. Wir müssen schauen, dass wir die richtige Kabinentür erwischen“, sagt Loris Maier.

Andere Angebot ausgeschlagen

Anfang Mai hatten sich die 23-Jährigen für den Wechsel zu den Blauen entschieden – trotz anderer Angebote. Zum Beispiel aus der Regionalliga vom VfR Aalen. Oder von ihrem Ex-Trainer Evangelos Sbonias, der die beiden nur allzu gerne beim Neuaufbau der SG Sonnenhof Großaspach dabei gehabt hätte. Warum die Kickers den Zuschlag bekamen? „Sie sind einfach ein großer Verein, mit vielen begeisterungsfähigen Fans, zudem waren die Gespräche mit Sportdirektor Marc Stein und Trainer Mustafa Ünal von Anfang an sehr angenehm“, sagt Loris. „Wir freuen uns sehr auf die neue Herausforderung und den Weg, den wir nun mit den Kickers einschlagen werden“, ergänzt sein Bruder.

Bis zum 14. Juni hatten sie gehofft, diesen Weg in der Regionalliga bestreiten zu können. Das entscheidende Aufstiegsspiel der Kickers an jenem Dienstagabend in Trier hatten sie gemeinsam mit Familie und Freunden zu Hause in Rudersberg im Rahmen eines Public Viewing angeschaut. „Ich war schon am Abend zuvor nervös und angespannt, als es dann nicht gereicht hat waren wir schon niedergeschlagen, aber haben das Ganze dann auch schnell abgehakt“, sagt Loris und versucht noch einen kleinen positiven Ansatz zu finden: „Jetzt wollen wir eben in der neuen Saison direkt am Aufstieg beteiligt sein.“ Doch einfach werde das nicht. „Wir wissen es doch aus eigener Erfahrung: Gegen die Kickers ist man fünfmal mehr motiviert als gegen jeden anderen Gegner.“

Ihr ganzes Leben haben die beiden bisher im Gleichschritt verbracht, auch alle fußballerischen Stationen durchlebten sie im Zweierpack. Mit vier Jahren ging es los beim TSV Schlechtbach, wo auch der Papa zu Landesligazeiten kickte. In der D-Jugend gab es ein Intermezzo beim VfB Stuttgart, ehe es die Zwillinge über den FSV Waiblingen in die B-Jugend zur TSG Backnang zog. Acht Jahre waren sie für den Oberliga-Vorjahres-Dritten am Ball. „Der Schritt aus der Jugend heraus zu den Aktiven ist nicht einfach. Das brauchte auch bei uns seine Zeit“, weiß Loris. Inzwischen wissen sie wie Oberliga funktioniert – davon wollen die Blauen profitieren.

17 Saisontreffer

Loris spielt im Sturm, ist spielerisch und kämpferisch stark, macht die Bälle im Angriffszentrum gut fest und hat seine Qualitäten mit dem linken und rechten Fuß im Torabschluss. In der vergangenen Saison stand er immer in der Startelf, erzielte 17 Treffer und war hinter Spielertrainer Mario Marinic (22 Treffer) zweitbester TSG-Torschütze.

Bruder Leon dagegen spielt weiter hinten. Entweder im zentralen defensiven Mittelfeld oder als Innenverteidiger, auch rechts in der Viererkette kam er schon zum Einsatz. „Was die Positionen betrifft, waren die Rollen schon immer klar verteilt“, sagt Loris. Und auch in Sachen Studium unterscheiden sie sich. Leon studiert Mathematik und Sport auf Lehramt in Schwäbisch Gmünd, Loris hat sich für ein Studium der Technischen BWL in Stuttgart entschieden, dabei kam er auch schon in den Genuss einer Recht-Vorlesung, gehalten von Kickers-Präsident Rainer Lorz, dem Spezialisten für Insolvenzrecht.

Ausgestattet mit einem Zweijahresvertrag (plus ein Jahr Option) möchten sie nun bei den Kickers durchstarten. „Wir wollen die Umstellung von dreimal Training pro Wochen auf sieben Einheiten pro Woche meistern, uns im Team etablieren, aufsteigen und Regionalliga spielen“, sagt Loris. „Wenn es dann mal zur dritten Liga reichen würde, wäre das natürlich cool – am liebsten mit den Blauen.“ Ob sich die fußballerischen Wege der Zwillingsbrüder vielleicht auch mal trennen? „Bisher hat es sich einfach so ergeben, dass wir zusammen in einer Mannschaft spielen, aber das ist kein Muss für immer und ewig.“

Zusammenarbeit vereinbart

Die Stuttgarter Kickers und die TSG Backnang haben eine gemeinsame Zusammenarbeit vereinbart, von der alle Beteiligten profitieren sollen. „Das setzt natürlich Vertrauen voraus, und das ist auf alle Fälle gegeben“, sagt Kickers-Sportdirektor Marc Stein. „Auch wenn wir derzeit in der gleichen Liga spielen und in der vergangenen Saison nur durch einen Platz getrennt waren, gibt es viele Bereiche, in denen eine Zusammenarbeit fruchtbar ist.“ Dies unterstreicht auch Backnangs Sportvorstand Marc Erdmann, verweist aber darauf, dass zwischen den beiden Clubs in der Abschlusstabelle der Saison 2021/22 eine Lücke von satten 23 Punkten klaffte und die Zugehörigkeit zur selben Liga so ziemlich die einzige Gemeinsamkeit der komplett unterschiedlich strukturierten Clubs ist.

Die Zusammenarbeit bezieht sich in erster Linie auf Spieler. So wechselte in der vergangenen Winterpause Abwehrspieler Robin Schwemmle von den Kickers zur TSG, um dort nach einem Kreuzbandriss Spielpraxis zu sammeln. Der 20-Jährige stand in der Rückrunde in 15 von 19 Spielen auf dem Platz.

Eine Zwischenetappe legte Torhüter Julian Guttenson ein, der bei den Kickers in der Jugend ausgebildet wurde und über den SGV Freiberg nach Backnang wechselte. In der vergangenen Saison bestritt der 20-Jährige trotz einer Verletzungspause 13 Oberligaspiele für die TSG. Den umgekehrten Weg von Backnang nach Degerloch gingen, wie beschrieben, die Zwillinge Leon und Loris Maier.

Kickers-Vorbereitungsprogramm

Termine 1. Juli (14 Uhr): Offizieller Trainingsstart (nur die Dauerspieler aus dem Kader der vergangenen Saison erhalten noch weitere Zeit zur Regeneration und steigen erst am 4. Juli ins Training ein). 3. Juli (11 Uhr), Testspiel: TSG Backnang – Kickers. 8. Juli (15 Uhr), Testspiel in Donaueschingen-Wolterdingen: SC Freiburg II – Kickers. 9. Juli (15.30 Uhr), Testspiel: TSV Harthausen – Kickers. 11. Juli bis 16. Juli: Trainingslager. 16. Juli (Uhrzeit und Gegner noch offen): Testspiel im Gazi-Stadion. 23. Juli: Erste WFV-Pokal-Runde (nicht-öffentliche Auslosung am 7. Juli, 15 Uhr). 24. Juli (Uhrzeit und Gegner offen): Testspiel. 30. Juli (18 Uhr), DFB-Pokal, erste Runde: Kickers – SpVgg Greuther Fürth. 6. August (15.30 Uhr), Erster Oberliga-Spieltag: FC Holzhausen – Kickers (exakte Spielplan-Festlegung beim Staffeltag am 11. Juli in der Sporschule Steinbach). 10. August: Zweite WFV-Pokal-Runde.

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Erstellt:
30. Juni 2022, 08:40 Uhr
Aktualisiert:
30. Juni 2022, 19:39 Uhr

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