Sportkreisjubiläum mit BVB-Traditionself: Mario Basler als Überraschungsgast

Der Ex-Nationalspieler und Meister der launigen Sprüche in TV-Talkrunden verstärkt beim Spiel in Backnang das Traditionsteam von Borussia Dortmund. Mit dem 1:1 zeigt der 53-Jährige seine Schussgewalt. Das späte 2:1-Siegtor der BVB- gegen die TSG-Oldies leitet David Odonkor ein.

WM-Held David Odonkor flankt, Oliver Koretz kann es nicht verhindern und Mario Basler schaut interessiert zu. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

WM-Held David Odonkor flankt, Oliver Koretz kann es nicht verhindern und Mario Basler schaut interessiert zu. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Rund 1000 Fans sollen es gewesen sein, die sich zum Sportkreisjubiläum den Auftritt der BVB-Oldies im Etzwiesenstadion angucken wollten. Sie haben ihr Kommen nicht bereut, denn die Traditionself von Borussia Dortmund war prominenter besetzt, als es sich vorher angedeutet hatte. Neben Weltmeister Frank Mill, Maurizio Gaudino, Giovanni Federico, Antonio Da Silva und weiteren Akteuren, deren Namen nur Insidern geläufig sind, mischten zwei unangekündigte Ex-Stars mit: David Odonkor und Mario Basler. Wie es dazu kam ist, ist eine der vielen Storys rund um das Spiel gegen das Golden Team der TSG Backnang, in dem viele klangvolle Namen der Roten aus den letzten fünf Jahrzehnten versammelt waren.

Erst golfen, dann kicken Frank Mill und Maurizio Gaudino zählen zum Inventar beim Noller-Cup. Das ist ein Turnier beim Golfclub Marhördt, bei dem stets auch Promis aus verschiedensten Gesellschaftsbereichen für den guten Zweck abschlagen und ihrem Hobby frönen. „Peter Noller ist ein guter Freund von uns“, erklärt Gaudino die enge Verbundenheit. Daher schwangen die Ex-Nationalspieler auch am Samstag ihre Schläger, bevor sie ins Auto stiegen und die 25 Kilometer ins Etzwiesenstadion fuhren. Dort tauschten sie den feinen Zwirn gegen das schwarz-gelbe Trikot, um dem großen Ball auf der vielleicht nicht ganz so gepflegten Wiese nachzujagen. Mill als fester Teil des BVB-Traditionsteams, bei Gaudino war es ein reiner Freundschaftsdienst: Der ehemalige Stuttgarter Profi hat keine bislang unbekannte Dortmunder Vergangenheit.

Zwei Überraschungsgäste Wer sich auf der BVB-Homepage umschaut, entdeckt den Kader der Oldies und liest Namen wie Stéphane Chapuisat, Michael Rummenigge, Lars Ricken, Michael Schulz, Hannes Wolf oder Giuseppe Reina. Von denen war allerdings keiner zu sehen, als das Team unter dem Murrtalviadukt stoppte. Das hätte das Potenzial für enttäuschte Fans gehabt, doch zwei „Last-minute-Verpflichtungen“ hoben die Stimmung deutlich an. Mario Basler und David Odonkor marschierten auf den Rasen. Beide wurden von Frank Mill und Maurizio Gaudino bei dem Golfturnier rekrutiert, im Falle Baslers ohne BVB-Bezug. „Er hat gesagt, dass er früher schon in schwarz-gelber Bettwäsche geschlafen hat“, verriet Dortmunds Teammanager Günter Kutowski mit einem Augenzwinkern. Nach dem Spiel waren die Überraschungsgäste aber in Windeseile wieder gen Marhördt enteilt, sogar die Dusche nahmen sie im Hotel. Anders als die zwei anderen golfenden Fußballer, die mit einigen Fans noch ein Schwätzchen hielten, sich umzogen und dann zurückfuhren, um am Abend den Geburtstag von Frank Mill zu feiern. 64 Jahre alt wurde der schlitzohrige Stürmer just am vergangenen Samstag.

Duell mit dem Ex Sollten die BVB-Oldies einmal Verstärkung benötigen, könnte sich ein Anruf bei Julian Schieber lohnen. Der Backnanger, der sich von 2012 bis 2014 den Dortmunder Dress überstreifte, trat dieses Mal gegen den Ex-Verein an und sagte nach seinem ersten Spiel nach langer Pause: „Es hat mir viel Spaß gemacht.“ Auch das Knie, das ihn zum frühen Karriereende veranlasst hatte, zwickte kaum. Nur die Treffsicherheit fehlte. Dreimal packte Schieber die linke Klebe aus, immer sauste die Kugel am Ziel vorbei. „Mangelnde Spielpraxis“, sagte der 33-Jährige und schmunzelte. Immerhin bereitete er das 1:0 für die TSG vor, das wer erzielte? Mario Marinic, wer sonst. Der ehemalige Stürmer und Spielertrainer der Roten, der nun den SV Fellbach trainiert und selbst nicht mehr kickt, weiß ganz einfach, wo in den Etzwiesen der Kasten steht. „Dass ich so rasch wieder hier sein und auch noch ein Tor schießen würde, damit war nicht zu rechnen“, meinte der 37-Jährige lachend.

Verlegte Spiele „Es juckt schon noch in den Füßen.“ Der Drang von Mario Marinic, beim Duell mit dem BVB dabei zu sein, war so groß, dass er allerlei Hebel in Bewegung setzte, um die WFV-Pokal-Partie mit seinem neuen Klub zu verlegen. Es klappte, bereits am Freitagabend setzte sich Fellbach in Pfedelbach mit 5:2 durch. Sogar mit 5:1 siegte Gmünd zur selben Zeit in Feuerbach – bei der Normannia waren es Coach Zlatko Blaskic und der sportliche Leiter Stephan Fichter, die wegen ihres geplanten Einsatzes für die TSG auf die Verlegung drängten. Kurios: Ausgerechnet die Roten selbst schafften es nicht, das Pokalspiel in Heimerdingen zu verschieben. Als dort der Schlusspfiff ertönte, wurde in den Etzwiesen bereits gespielt.

Verletzungspech schlägt zu Keine Minute war absolviert, als es Klaus Petz ohne Fremdeinwirkung erwischte. „Ich dachte, mir ist einer hintenreingegrätscht, aber da war niemand“, erinnert sich einer der WFV- Pokal-Helden der TSG Backnang von 1991 an den Moment, als er sich wohl schwer verletzte: „Ich glaube, die Achillessehne ist gerissen.“ Sollte sich sein Verdacht bestätigen, hätte er zumindest jemand ihm Haus, der sein Schicksal teilt. Die Tochter Emelie Petz, die zum Nationalkader der deutschen Turnerinnen gehört, erlitt dieselbe Verletzung vor den Olympischen Spielen in Tokio und laboriert noch bis heute an den Folgen.

Der Spielfilm Nach dem 1:0 von Mario Marinic war es Mario Basler, der mit seiner altbekannten Schussgewalt fürs 1:1 sorgte. Er zog aus 18 Metern und halbrechter Position ansatzlos ab und die Kugel zischte ins lange Eck. Kurz vor dem Ende der Partie, die nicht ganz 80 Minuten dauerte, packte David Odonkor eine Flanke aus. „Wie damals bei der WM 2006 in Dortmund gegen Polen“, sprach Stadionsprecher Alexander Hornauer aus, was wohl viele dachten. Der Abnehmer war aber nicht Oliver Neuville, sondern Andreas Bath traf zum 2:1. „Ein glücklicher Sieg“, räumte Frank Mill ein, „aber der Gegner hatte viele junge Spieler drin. Sonst sind sie meistens alle über 40.“

Die Spielerkader

TSG Backnang Jan Dolderer, Marc Hess, Michael Quattlender, Dragan Milosevic, Udo Veith, Jürgen Baumann, Benjamin Weller, Felix Drab, Oguzhan Biyik, Dieter Kurz, Mario Marinic, Jens Schwab, Stephan Fichter, Mua Özkul, Klaus Petz, Julian Wenninger, Oliver Koretz, Steffen Winkler, Pasquale Curia, Roman Röhm, Michael Weiß, Julian Schieber, Zlatko Blaskic. Trainer: Axel Bohmwetsch, Seppi Wille. Teamchef: Daniel Bohmwetsch.

Borussia Dortmund Krzysztof Parossa, Timo Achenbach, Franck Patrick Njambe, Andreas Bath, Tim Gutberlet, Irfan Uzungelis, Raoul Lambertz, Antonio Da Silva, Maurizio Gaudino, David Odonkor, Giovanni Federico, Frank Mill, Frank Burmann, Jens Kurrat, Kevin Mill, Serdal Dogan und Mario Basler. Teamchef: Günter Kutowski.

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Erstellt:
25. Juli 2022, 06:00 Uhr

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