Mario Marinic kehrt zum SV Fellbach zurück

Vom Vierten der Fußball-Oberliga zum abstiegsgefährdeten Verbandsligisten: Der 37-Jährige, derzeit noch Spielertrainer bei der TSG Backnang, gibt ab der neuen Saison bei seinem alten und neuen Verein von der Seitenlinie die Kommandos. Die Roten suchen noch nach einem Nachfolger.

Die Macher des SV Fellbach mit ihrem neuen Trainer: Jochen Pflüger, Mario Marinic und Mathias Fischer (von links). Foto: privat

Die Macher des SV Fellbach mit ihrem neuen Trainer: Jochen Pflüger, Mario Marinic und Mathias Fischer (von links). Foto: privat

Von Steffen Grün

„Der Kreis schließt sich“, sagt Mario Marinic über seine abermalige Rückkehr zum SV Fellbach. Sein Heimatverein ist zwar der VfL Waiblingen, dessen Fußballer vor knapp 20 Jahren mit dem SKV und dem VfR zum FSV Waiblingen fusionierten, doch bei dem Klub vom Kappelberg heuert der Deutsch-Kroate nun bereits zum vierten Mal an. Er spielte in der A-Jugend sowie in der ersten Runde als Aktiver dort, bevor es ihn zum TV Oeffingen zog. Das zweite SVF-Gastspiel dauerte nur ein halbes Jahr, dann klopfte in der Winterpause der Saison 2009/2010 der Regionalligist VfR Aalen an. Auf der Ostalb wurde Marinic seinem Ruf als Torgarant zum ersten und einzigen Mal nicht gerecht, weshalb es bei einer sechsmonatigen Stippvisite blieb. Also wieder zurück, aber erneut nur für ein halbes Jahr. Über den VfB Neckarrems landete der Angreifer im Sommer 2012 bei der TSG Backnang und entwickelte sich in den Etzwiesen zu einer Identifikationsfigur.

Mit seinen Treffern hatte Mario Marinic unter dem damaligen Trainer Markus Lang großen Anteil an den Aufstiegen in die Verbands- und Oberliga. Selbiges galt für den abermaligen Sprung ins baden-württembergische Oberhaus unter Evangelos Sbonias. Dessen Nachfolger Holger Ludwig stand er schon als spielender Assistenzcoach zur Seite, vor der laufenden Runde wurde Marinic zum Spielertrainer befördert. Ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, der vorsah, am Saisonende die Kickstiefel an den Nagel zu hängen und sich auf das Traineramt zu konzentrieren. Klar, dass die TSG-Verantwortlichen vor diesem Hintergrund konsterniert waren, als ihnen der 37-Jährige vor gut fünf Wochen mitteilte, dass im Sommer vorzeitig Schluss ist. „Das ist eigentlich nicht meine Art“, betont Marinic unter Verweis auf seine lange Treue. „Ich hatte wundervolle zehn Jahre in Backnang.“ Ihn habe aber das Gefühl beschlichen, dass das Ende der Spielerkarriere ein guter Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel ist. Mitsamt der Tatsache, dass der Etzwiesenverein als aktueller Tabellenvierter der Oberliga seine beste Saison seit über einem halben Jahrhundert spielt, ist es „der perfekte Abschied“, sagt der Trainer und fügt lachend hinzu: „Ich werde mir die Tabelle ausschneiden und einrahmen.“

Zwei Argumente für den SV Fellbach: Kurze Wege, gute Perspektiven

Dafür gibt es in Fellbach derzeit keinen Anlass. Der SVF belegt in der Verbandsliga im Feld der 20 Teams Platz 12, doch was nach grauem Mittelmaß klingt, ist in Wahrheit Abstiegskampf. Es sieht so aus, als müssten sechs Klubs in die Landesliga runter und der Siebtletzte in die Relegation. Davon ausgehend hat die Elf vom Rande des Rems-Murr-Kreises nur zwei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, auf den Relegationsrang ist es ein Zähler. Warum also verlässt Marinic den Oberliga-Vierten, um sich in der neuen Runde vielleicht um einen Landesligisten kümmern zu müssen? „Für mich ist es nachvollziehbar“, sagt TSG-Vorstandsmitglied Marc Erdmann bei aller Enttäuschung über den Abgang des Erfolgstrainers: „Fellbach liegt vor seiner Haustür.“ Der Vater eines kleinen Sohnes wohnt und arbeitet in Waiblingen, da verschlingen die ständigen Fahrten nach Backnang weitaus mehr Zeit als Kurztrips nach Fellbach. Das hätte auch für andere Vereine gegolten, die Interesse angemeldet hatten. Zudem lässt sich Erdmann vom momentanen Tabellenbild nicht täuschen, denn „perspektivisch kann man in Fellbach etwas bewegen“.

Mit beiden Argumenten liegt Backnangs Funktionär wohl nicht falsch. Fünf Minuten bis zum Sportplatz – ob von zu Hause oder vom Büro – „sind ein Pluspunkt“, sagt Marinic. Mit seinem Entschluss habe es gleichwohl wenig zu tun, denn an seinem Engagement ändere sich auch in der Verbands- oder Landesliga nichts: „Wenn ich was mache, mache ich es richtig.“ Bedeutet im Fall seines alten und neuen Klubs, ihn dorthin zu bringen, wo ihn die Macher mittelfristig sehen. „Der SV Fellbach ist ein ambitionierter Verein“, weiß der zukünftige Coach und freut sich auf „herausragende Voraussetzungen mit einem professionellen Umfeld. Wir wollen die Mannschaft in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterentwickeln und langfristig in der Region wieder eine tragende Rolle spielen.“ Marinic verweist auch auf den Unterbau mit der A- und B-Jugend in der Verbandsstaffel sowie der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga. Dazu kommt die gute Infrastruktur mit dem Max-Graser- Stadion und zwei Kunstrasenplätzen, alles mit Flutlicht ausgestattet. Das steht – auch wenn er selbst es so nicht sagen würde – in starkem Kontrast zur TSG Backnang, die in diesen Punkten noch Nachholbedarf hat. Erdmann weiß das und setzt bei der Infrastruktur auf einen „offenen Austausch mit der Stadt“, um zu Verbesserungen zu kommen. Dagegen sei rund ums Oberliga-Team im sportlichen Bereich in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet worden.

Um daran anknüpfen zu können, braucht es einen adäquaten Nachfolger für Mario Marinic. „Ich kommentiere keine Namen“, sagt Marc Erdmann zu kolportierten möglichen Kandidaten wie Walter Thomae (zuletzt SG Sonnenhof Großaspach), Ramon Gehrmann (zuletzt Stuttgarter Kickers) oder Ex-Profi Julian Schieber, der in den Etzwiesen derzeit Co-Trainer ist. „Wir geben uns die nötige Zeit, um die bestmögliche Lösung für den Verein und die Mannschaft zu finden. Diese Woche finden weitere intensive Gespräche statt.“ Intensiv trainiert wird bei den Roten auch, denn Mario Marinic hat in seinen letzten Wochen viel vor: „Die Reise ist noch nicht zu Ende, wir wollen diese Saison bestmöglich abschließen. Ich werde bis zum letzten Tag alles für den Verein geben.“ Erst danach gilt das Hauptaugenmerk wieder dem SV Fellbach, bei dem er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 unterschrieben hat. So lange, wie sein vorzeitig endender Kontrakt in Backnang gelaufen wäre.

Das Auf und Ab des SV Fellbach

Rückblick Seit dem Aufstieg in der Bezirksliga-Saison 1987/1988 pendelt der SV Fellbach zwischen Landes- und Verbandsliga. Den Landesliga-Titel holte der Verein vom Kappelberg in den Jahren 1997, 2005 und 2019. Der Abstieg aus der Verbandsliga folgte 2002 und 2008, seit fast drei Jahren hält sich der SVF nun wieder. Das macht in den vergangenen 34 Jahren 23 Spielzeiten in der Landes- und 11 Runden in der Verbandsliga.

Aktuelles Mit 31 Punkten ist Fellbach Zwölfter der Verbandsliga und bangt ums Drinbleiben. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist mindestens Platz 13 nötig, allerdings ist Rang 14 derzeit nur einen Zähler entfernt.

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Erstellt:
29. März 2022, 17:12 Uhr

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