„Medaillen sind nicht alles“: Fechter-Bund verteidigt Bilanz

dpa Budapest. Die Fecht-WM in Budapest wird ohne deutsche Einzel-Medaille zu Ende gehen. Auch die Säbelherren verpassen Bronze knapp. Der Deutsche Fechter-Bund wehrt sich gegen Kritik.

In den Einzel-Wettbewerben der WM in Budapest sind die deutschen Fechter leer ausgegangen. Foto: Balazs Czagany/MTI/AP

In den Einzel-Wettbewerben der WM in Budapest sind die deutschen Fechter leer ausgegangen. Foto: Balazs Czagany/MTI/AP

Enttäuscht und ausgepowert verließen die deutschen Säbelfechter die große Wettkampfhalle. Bei der Medaillenzeremonie am Abend wurden andere geehrt - wie auch in den vergangenen Tagen dieser WM in Budapest, die mindestens ohne deutsches Einzel-Edelmetall zu Ende gehen wird.

Die Säbel-Europameister um Max Hartung, der im Einzel mit Platz sechs das beste Ergebnis für den Deutschen Fechter-Bund erreicht hatte, verpassten Bronze. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen versuchten die Verantwortlichen der einstigen Medaillenschmiede allerdings schon vorher, die Erwartungen zu dämpfen.

„Medaillen sind nicht alles, Top-Platzierungen sind auch sehr gut“, hatte Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, vor dem Start der Team-Wettkämpfe der Deutschen Presse-Agentur gesagt. „Es erreichen von teilweise 250 Teilnehmern nur drei eine Einzel-Medaille, das muss man sich auch mal vor Augen führen. Nicht immer nur die Medaillen zählen. Klar wollen wir auch wieder in die Medaillenränge - aber wenn unsere Athleten regelmäßig negative Schlagzeilen lesen, hilft das auch nicht.“

Auch Benedikt Wagner konnte trotz seiner Aufholjagd im letzten Gefecht nichts mehr an der Niederlage des deutschen Säbel-Teams gegen die Italiener ändern. „Wir verpennen einfach den Start - und dann ist der Rückstand einfach ein bisschen zu groß“, sagte der Dormagener. „Ich hätte hier gerne eine Medaille gewollt.“ Dennoch sei Platz vier „ein wichtiger Schritt Richtung Tokio“ gewesen, meinte Wagner: „Darum ist da auch etwas Positives dabei.“

Am Samstag war Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink als letzter Starter im Einzel im Achtelfinale ausgeschieden. Von den Säbeldamen kam nur Anna Limbach unter die besten 32. Mit den Finalgefechten hatte der DFeB bis Sonntag nichts zu tun. Die Geschichten der WM schrieben andere: beispielsweise der 21 Jahre alte Budapester Gergely Siklosi, der nach seinem Sieg im Degenfinale gar nicht wusste, wohin mit seinen Gefühlen.

Mit den beiden EM-Dritten Hartung und Alexandra Ndolo (Degen/Platz 14) habe der Verband zwar „Eisen im Feuer“ gehabt, sagte Ressel. „Auch Benni hat einen super Wettkampf gezeigt. Aber irgendwo fehlt dann das letzte Quäntchen. Wir haben einen kleinen Schritt nach vorne gemacht im Vergleich zum letzten Jahr. Aber natürlich schwingt eine kleine Enttäuschung mit. Jetzt schauen wir, dass wir mit der Mannschaft einiges herausholen.“

Das schwache Abschneiden bei der WM 2018 im chinesischen Wuxi komplett ohne Edelmetall soll sich nach Möglichkeit nicht wiederholen. Die Säbelfechter, die bei der stimmungsvollen Heim-EM im Juni in Düsseldorf Gold gewonnen hatten, verloren aber das Gefecht um Platz drei gegen Italien mit 38:45. Im Halbfinale war der Weltranglisten-Spitzenreiter Südkorea zu stark gewesen (22:45). Immerhin: Durch den Einzug in die Finalrunde machten die Säbelfechter einen riesigen Schritt in Richtung der Olympischen Spiele 2020.

Das Damenflorett-Team um die 19-jährige Leonie Ebert, die im Einzel Platz zehn belegt hatte und eine große Zukunft vor sich haben könnte, verpasste am Sonntag die Finalgefechte der besten Acht am Montag ebenso wie die Mannschaft der Degenherren. Die Vize-Europameister im Florettfechten um den viermaligen Weltmeister Peter Joppich und Kleibrink könnten am Dienstag noch dafür sorgen, dass der Verband den Heimflug mit einer Mannschafts-Medaille antreten kann.

Für Olympia qualifizieren sich pro Waffe und Geschlecht die jeweils vier besten Nationen der Weltrangliste, dazu je ein weiterer Nationalverband aus jeder der vier „Zonen“ des Weltverbandes FIE (Afrika, Europa, Asien-Ozeanien, Amerika). Bei der WM gibt es teilweise mehr als doppelt so viele Punkte für gute Platzierungen.

Max Hartung (r) im Duell mir Dmitri Danilenko. Foto: Grigory Sysoev/Sputnik

Max Hartung (r) im Duell mir Dmitri Danilenko. Foto: Grigory Sysoev/Sputnik

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Erstellt:
21. Juli 2019, 18:42 Uhr

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