Medaillentraum platzt schon früh

Judoka Katharina Menz von der TSG Backnang hat sich bei den Olympischen Spielen in Tokio einiges vorgenommen. Sie verliert aber gleich ihren ersten Kampf in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm. Trotzdem nimmt die 30-Jährige viel Positives vom sportlichen Highlight mit.

Katharina Menz (weißer Judoanzug) liefert sich mit der Chilenin Mary Dee Vargas Ley einen harten Kampf bei den Olympischen Spielen in Tokio. Foto: Imago

© imago images/Agencia EFE

Katharina Menz (weißer Judoanzug) liefert sich mit der Chilenin Mary Dee Vargas Ley einen harten Kampf bei den Olympischen Spielen in Tokio. Foto: Imago

Von Heiko Schmidt

Die Olympischen Spiele sind das große Ziel eines jeden Sportlers, so auch von Katharina Menz. Die Judoka von der TSG Backnang arbeitete in den vergangenen Jahren kontinuierlich darauf hin und löste mit starken Leistungen das Ticket für das in der Regel alle vier Jahre stattfindende Highlight. Die finale Vorbereitung war für die 30-Jährige hart, aber als sie in Tokio angekommen ist, sind die Strapazen schnell vergessen. Katharina Menz gewährt auch einen Einblick, wie für sie der entscheidende Tag im Land der aufgehenden Sonne verlief.

Vor dem Wettkampf Um 7 Uhr klingelt der Wecker für Katharina Menz im Apartment im olympischen Dorf. Eine ihrer ersten Erledigungen ist der Coronatest. Dieser fällt negativ aus. Somit steht einem unvergesslichen Tag nichts mehr im Wege. „Zum Frühstück habe ich Porridge mit Joghurt und Früchten gegessen“, berichtet die 30-Jährige, die die leichte Kost mag. Anschließend werden die Sachen für den Wettkampf zusammengepackt. Um 9 Uhr steht der Bus bereit, der Katharina Menz und die anderen Judokas sowie die Trainer und Betreuer vom olympischen Dorf in die Wettkampfhalle, den Nippon Budōkan, bringt. „Die Fahrt hat etwa 30 Minuten gedauert“, erinnert sich die Backnangerin.

Im aus drei achteckigen Hallen bestehenden Komplex, der 1964 errichtet wurde, beginnen die letzten Vorbereitungen. „Zunächst haben wir uns aufgewärmt“, erzählt die Schwäbin. Dabei gewinnt sie einen ersten Eindruck von der Atmosphäre in der Halle. Dort sind aber keine Zuschauer. „Trotzdem ist einiges los gewesen.“ Neben Katharina Menz sind nämlich auch alle anderen Sportler, die an diesem Tag kämpfen, sowie die Trainer und Offiziellen da.

Der Wettkampf Katharina Menz gehört zu den ersten Sportlerinnen, die kämpfen. Um 11.19 Uhr Ortszeit, Japan ist sieben Stunden voraus und somit ist es in Deutschland 4.19 Uhr, betritt die Backnangerin die Kampffläche. Im weißen Judoanzug trifft sie auf Mary Dee Vargas Ley aus Chile. Beide standen sich schon beim Grand Slam in Brasilien gegenüber. Dort siegt Katharina Menz mit einem Seoi-nage (Schulterwurf). Trotzdem: „Ich wusste, dass es ein schwerer Kampf wird“, sagt die Deutsche. Die Chilenin ist recht unbequem zu kämpfen. Katharina Menz versucht immer wieder, ihren Seoi-nage anzusetzen, aber die Chilenin blockt alles ab. „Meine Gegnerin ist ganz schön nervig gewesen. Ich bin aber gut in den Kampf reingekommen und hatte einige gute Ansätze, aber ich habe sie nicht zum Werfen bekommen“, so Menz.

Nachdem es keine Wertung in der normalen Kampfzeit von fünf Minuten gibt, gehen beide Sportlerinnen ins Golden Score. Nach knapp einer Minute versucht es Katharina Menz mit einer Fußtechnik, hakt ein und wird mit Ko-uchi-gari (kleine Innensichel) gekontert. Sie fällt auf die Seite und damit gibt es eine Waza-Ari-Wertung für die 24-jährige Chilenin. Damit ist der sehr ausgeglichene Kampf beendet und Katharina Menz verliert sehr unglücklich. Da von der ersten Runde an bei den Olympischen Spielen in Tokio im K.-o.-System gekämpft wird, ist für die TSG-Judoka damit das Turnier nach lediglich einem Kampf beendet. „Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß“, sagt die Backnangerin und schiebt selbstkritisch hinterher: „Die Fußtechnik von mir ist ziemlich schlecht angesetzt. Es ist mein eigener Fehler gewesen.“

Nach dem Wettkampf Das frühe Aus muss Katharina Menz erst einmal verdauen. Sie begibt sich in den Auswärmbereich und verbringt einige Zeit alleine. Anschließend schaut sich die TSG-Sportlerin noch einige Kämpfe im Nippon Budōkan an. Um 13 Uhr geht es dann wieder mit dem Bus zurück mit anderen Sportlern ins olympische Dorf. Dort angekommen steht erst mal das Mittagessen auf dem Plan. „Es ist schon ein Frustessen gewesen. Dafür ist das Sushi aber sehr lecker“, sagt die sechsfache deutsche Meisterin und Europameisterschaftsdritte von 2020 im Leichtgewicht.

Danach hat sie sich im Livestream die anderen Judokämpfe angeschaut. Außerdem ist die Backnangerin mit zum Training der anderen Judokas, die an diesem Tag keinen Kampf hatten, gegangen. „Ich habe allerdings nur zugeschaut, wie die anderen trainiert haben, und mich dadurch etwas abgelenkt.“ Nach der Rückkehr ins Apartment verfolgt Katharina Menz den abendlichen Finalblock des ersten Judotags bei den Olympischen Spielen. Anschließend bringt sie ihre Wäsche zum Waschen und nimmt ihr Abendessen zu sich. Erneut steht für sie Sushi auf dem Speiseplan. „Das ist echt gut hier“, sagt die 30-Jährige. Den Abend lässt sie dann in Ruhe ausklingen.

In den kommenden Tagen wird Katharina Menz weitertrainieren. Schließlich kann sie vielleicht noch beim Teamwettkampf am kommenden Samstag zum Einsatz kommen. Dort hält sich die Backnangerin als Ersatzsportlerin bereit. Die Heimreise ist am Sonntag, 1. August, geplant. Somit kann Katharina Menz aber nicht bei der Abschlussfeier am Sonntag, 8. August, dabei sein. Schon die Eröffnungszeremonie am vergangenen Freitag hat sie verpasst, da die unmittelbare Wettkampfvorbereitung unter anderem mit dem Wiegen Vorrang hatte.

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Erstellt:
26. Juli 2021, 06:00 Uhr

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