Bayerns Schluss-Einkauf auf Transfermarkt

dpa München. Im Endspurt auf dem Transfermarkt hat besonders der FC Bayern noch eine umfangreiche Aufgabenliste abzuarbeiten. Das Tempo der Gerüchte ist schwindelerregend. Einen Erfolg gab's 24 Stunden vor dem Ende der Wechselperiode.

Der FC Bayern München hat den spanischen defensiven Mittelfeldspieler Marc Roca verpflichtet. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Der FC Bayern München hat den spanischen defensiven Mittelfeldspieler Marc Roca verpflichtet. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Hansi Flick verspürte keine Lust, kurz vor dem Anpfiff über Transfers oder Wechselgerüchte zu reden.

„Es ist einfach too much. Alle sprechen nur noch von Transfers“, sagte der Bayern-Coach im TV-Sender Sky vor der Bundesliga-Partie gegen Hertha BSC. „Das interessiert mich aktuell nicht“, betonte Flick leicht genervt. Kurz zuvor, während die Münchner Stars sich gerade aufwärmten, hatte der Club die Verpflichtung des Spaniers Marc Roca bekanntgegeben - der vierte Neuzugang in dieser Wechselperiode.

„Ich bin wirklich happy, wenn es rum ist“, sagte Flick mit Blick auf den Transfer-Endspurt. Denn auf der Transfer-To-do-Liste der Bayern standen wenige Stunden vor dem Ende der Wechselperiode noch einige Punkte, die für Hektik beim deutschen Fußball-Rekordmeister sorgen könnten: Verstärkungen in der Offensive und vor allem ein Backup auf der rechten Abwehrseite wünschte Flick sich. Die Münchner Trophäensammler wollen die beste Mannschaft Europas bleiben „und deswegen brauchen wir auch einen guten Kader“, hatte der Coach zuvor gefordert.

Der 23 Jahre alte Roca kommt von Espanyol Barcelona und ist für das defensive Mittelfeld vorgesehen, wo der zum FC Liverpool abgewanderte Thiago fehlt. Der U21-Europameister erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025, kostet angeblich neun Millionen Euro Ablöse. Laut „Kicker“ gibt es auch eine Einigung mit Rechtsverteidiger Bouna Sarr von Olympique Marseille. Zudem wurde über eine Verpflichtung des vereinslosen Eric Maxim Choupo-Moting spekuliert, der in den vergangenen zwei Jahren bei Paris Saint-Germain spielte. Zuletzt gab es auch Gerüchte um ein Interesse an Hoffenheims Andrej Kramaric.

Bis Montagabend um 18.00 Uhr müssen die Aufgebote der Bundesligisten stehen. Der Kader der Münchner ist erstaunlich dünn - inklusive des wechselwilligen Javi Martinez und Neuzugang Roca hatten die Bayern am Sonntagabend 20 Feldspieler im Team. Dieses sollte in einer Transfer-Schlussoffensive noch einmal aufgepeppt werden, um ausreichend Ressourcen zu haben für den XXL-Kalender mit drei Wettbewerben und verschärften Corona-Regeln. Fix waren vor Roca Königstransfer Leroy Sané (24), Torwart Alexander Nübel (23) und Abwehrtalent Tanguy Nianzou (18).

Martínez saß gegen Hertha auf der Bank. Er gehe davon aus, dass Martinez „auch nach der Länderspielpause weiter bei uns im Kader ist“, sagte Flick am Sonntagabend zu möglichen Abgängen. Nicht mehr dabei ist Ersatztorhüter Sven Ulreich (Hamburger SV).

Um Roca, der nun im zweiten Anlauf kommt, hatten sich die Bayern schon im vorigen Jahr bemüht. Und der Spanier ist nicht der einzige Spieler, bei dem Sportchef Hasan Salihamidzic mehr als einmal vorstellig wurde. Ein zweiter begehrter Jungstar kickt in London.

Obwohl die Bayern schon Anfang 2019 an Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea interessiert waren, mit ihren öffentlichen Avancen damals aber abblitzten, ist das Interesse nicht erloschen. Im Gegenteil. „Er ist eines der größten Talente auf dieser Position“, schwärmte Flick über den 19-jährigen Offensivspieler und meinte: „Deshalb ist es legitim, dass wir uns als Bayern München auch mit ihm beschäftigen.“

Der Dämpfer von der Insel folgte prompt. Laut britischen Medien lehnte Chelsea ein Bayern-Angebot über ein Leihgeschäft mit einer anschließenden Kaufoption in Höhe von rund 77 Millionen Euro ab. Es hieß, Chelsea erwarte bis Montag eine neue Offerte. Auch Blues-Coach Frank Lampard mischte im Transfer-Poker mit und sagte, dass er mit dem Teenager plane. In London droht Hudson-Odoi wegen der Verpflichtungen von Timo Werner und Kai Havertz die Ersatzbank.

Bei Bayern indes zeigt sich schon zu Saisonbeginn, wie fragil der Kader neben der rechten Abwehrseite - wo Weltmeister Benjamin Pavard keinen gewünschten Backup hat - gerade im Bereich der offensiven Außenbahnen besetzt ist. Nationalspieler Leroy Sané, der wegen eines Kreuzbandrisses die vorige Saison verpasst hat, ist verletzt. Kingsley Coman, der in seiner Karriere immer wieder Zwangspausen einlegen musste, ist angeschlagen. Der als Ersatz bewährte Ivan Perisic wurde nach seiner Leihe von Inter Mailand nicht verpflichtet.

Das Last-Minute-Aktionen in München überstrahlte die Aktivitäten der anderen Vereine, zumal bei den Meisterschaftskonkurrenten in Dortmund und Leipzig keine späten Wechsel-Coups zu erwarten waren. Bayer Leverkusen will noch Spieler loswerden, einen Ersatz für Havertz nach dessen Weggang gab es nicht. Werder Bremen droht die beiden Leistungsträger Davy Klaassen und Milot Rashica noch zu verlieren.

Bei Hertha BSC könnte der Transfer von Jeff Reine-Adélaïde aus Lyon finalisiert werden. Auch Weltmeister-Macher Mario Götze ist ein Thema in Berlin; der könnte vereinslos aber gar nach Montag geholt werden.

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Bayern-Coach Hansi Flick hofft noch auf neue Spieler. Foto: Sven Hoppe/dpa-Pool/dpa

Bayern-Coach Hansi Flick hofft noch auf neue Spieler. Foto: Sven Hoppe/dpa-Pool/dpa

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Erstellt:
4. Oktober 2020, 09:05 Uhr

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