Mehr Zeit fürs Reisen und Brotbacken
Günther Doderer hört als Abteilungsleiter der TSG-Behindertensportler auf, kümmert sich aber weiter um die Schwimmgruppe
Über 50 Jahre lang hat Günther Doderer Querschnittsgelähmten und Kriegsversehrten, Spastikern und an den Rollstuhl gefesselten Menschen das Schwimmen beigebracht. Genau vier Jahrzehnte arbeitete er als Übungsleiter für die Behindertensportabteilung der TSG Backnang 1846, seit 2008 war er darüber hinaus auch deren Abteilungsleiter. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurde der 73-Jährige nun feierlich verabschiedet.

© Sportfotografie Alexander Becher
Der Kreis schließt sich: Mit der Betreuung der behinderten Schwimmer begann die Vereinsarbeit von Günther Doderer (Dritter von links), dieser Gruppe bleibt er auch künftig treu. Foto: A. Becher
Von Heidrun Gehrke
„Alle Ämter gebe ich ja noch nicht her“, kommentiert er seinen Abschied von der aktiven Vereinstätigkeit. Nach exakt 40 Jahren hörte Günther Doderer Ende Januar als Übungsleiter der Behindertensportler auf. Seinen Job als Vormann der Abteilung übernimmt Volker Groschwitz, als Kassier assistiert Manfred Nagel. An der Betreuung im Behindertenschwimmsport hält Doderer jedoch weiterhin fest.
Am Beckenrand schließt sich sozusagen auch ein Kreis, denn mit der Beaufsichtigung von Kriegsversehrten, Rollstuhlfahrern und Spastikern fing der Vereinswerdegang Doderers an. Nach der Eröffnung des alten Backnanger Hallenbades führte er von 1965 bis 1978 die Aufsicht für den Behindertenschwimmunterricht. Den dafür nötigen Leistungsschein hatte er sich als langjähriger DLRG-Rettungsschwimmer angeeignet. „Die Bademeister haben bei der DLRG angefragt, ich habe mich gemeldet“, berichtet er. So sei er dann in Kontakt mit der TSG Backnang 1846 gekommen, die einen Übungsleiter suchte. „Da hab’ ich mich erbarmt“, erzählt er augenzwinkernd. 1979 absolvierte Doderer beim Württembergischen Rehasportverband eine Fortbildung zum Lizenztrainer und machte sich fortan um den Behindertensport des Vereins verdient. Er erlebte den Wandel vom Versehrtensport zum inklusiven Sportgedanken von heute. Parallel fand er Zeit, bis Anfang der Neunzigerjahre Sitzballturniere zu organisieren, später bot er Tischtennis für die Mitglieder an. Doderer war stets Organisator von Veranstaltungen und Ausflügen, leitete eine Kegel-Gruppe und war auch als Ausschussmitglied tätig. Als Beisitzer wird er diesem Gremium weiterhin angehören – in beratender Funktion und als Bindeglied für die Älteren in der Abteilung.
Der Verein weiß diese lange Motivation zu würdigen: Mit einem Geschenkkorb für ihn sowie einem Blumenstrauß für seine Lebenspartnerin Helga, die jahrelang als Schriftführerin fungierte, bedankte sich der TSG-Vorsitzende Rainer Mögle für die langjährige Verbundenheit und den steten Einsatz fürs Fortbestehen der Abteilung. „Ich habe meine Urlaube so gelegt, dass ich für meine Gruppe jede Woche da war“, verrät Doderer. Man mochte ihn für alles – für sein ausgleichendes Wesen sowie sein Organisationstalent. Auch das handwerkliche Geschick des gelernten Maschinenschlossers war in vielen Vereinslebenslagen gefragt. „Solche Eigenschaften muss man einfach mitbringen, wenn man so einen Posten übernimmt“, sagt er. Ein weiteres Lob, das ihm die Vereinskameraden oft machten: „Sie haben mich als Grillmeister dargestellt.“ Selbst im stürmischen Regen wendete er bei unzähligen Grillfesten die Steaks. Dieses stets gut besuchte und beliebte Treffen auf dem Schüttberg rief er zusammen mit dem Ausschuss ins Leben.
Putzmunter, gesund und vital nahm Doderer bei der Hauptversammlung nun die TSG-Ehrenurkunde in Empfang. „Es waren sehr schöne Zeiten mit vielen unterschiedlichen Menschen, aber jetzt will ich mal kürzertreten“, bat er um Verständnis. Aber: Vom Titel „Ruheständler“ will er noch nichts hören. „Jetzt kommt die Ruhe, aber auch ein paar Reisen. Und das Brotbacken“, umreißt er seine Pläne. Im Verein Grillmeister, daheim Küchenchef: Günther Doderer hat große Freude am Kochen und Backen. „Ich betrete die Küche nur zum Abtrocknen“, erzählt seine Helga lachend. Ab sofort bleibt fürs Hobby deutlich mehr Zeit, aber natürlich wird sich der Ex-Abteilungsleiter über die Zukunft des Vereins auf dem Laufenden halten. Er hofft, dass die Jugend nachzieht, für sie habe er Platz gemacht: „Ich muss jetzt auch mal an die Freizeit denken. Während ich bei der TSG eingespannt war, ist alles andere zwangsläufig etwas auf der Strecke geblieben.“
Günther Doderer erwarb sich große Verdienste um die Behindertensportabteilung der TSG Backnang 1846, die am 7. Januar 1961 von Walter Ortloff und Helmut Bomm gegründet wurde. 2008 wurde er zu Ortloffs Nachfolger gewählt, der zwölf Jahre Abteilungsleiter gewesen war.
Doderers ehrenamtliches Engagement beschränkte sich aber nicht auf die TSG Backnang 1846 und wurde mit weiteren Ehrennadeln und Auszeichnungen gewürdigt – unter anderem für seine Tätigkeit im Waldheimverein Backnang und für 54 Jahre Mitgliedschaft in der DLRG, der er als passives Mitglied erhalten bleibt.