Keine Zuschauer in Stadien und Hallen bis Ende Oktober

dpa Berlin. Corona setzt dem deutschen Spitzensport weiter zu. Eine generelle Rückkehr der Fans in die Stadien und Hallen soll es mindestens bis Ende Oktober nicht geben. Dem Profifußball drohen aber noch weitere gravierendere Probleme.

Die Bundesligaspiele werden vor weitgehend leeren Zuschauerrängen stattfinden. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa

Die Bundesligaspiele werden vor weitgehend leeren Zuschauerrängen stattfinden. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa

Markus Söder schaute ernst, dann verkündete der CSU-Chef die schlechten Nachrichten für die Fußball-Bundesliga und den deutschen Spitzensport. Wegen der angespannten Pandemie-Lage in Deutschland wird es vor November keine größere Fan-Rückkehr in die Stadien und Hallen geben.

Söders Zusatz, eine Teil-Zulassung sei vielleicht „vor Weihnachten“ möglich, dürfte nur ein schwacher Trost sein. Zumal ab dem 1. Oktober schärfere Corona-Regeln für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gelten, was vor allem den Profi-Fußball vor neue Probleme stellen könnte.

„Corona ist wieder voll da in Deutschland, deswegen müssen wir uns dieser Situation stellen“, sagte der bayerische Ministerpräsident nach dem mehr als fünfstündigen Polit-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs in Berlin. Es sei daher „nicht sinnvoll“, die Bundesliga-Saison 2020/21 Mitte September mit Zuschauern zu starten. „Es wäre mit einer steigenden Infektionszahl ein falsches Signal“, betonte Söder.

Bei der Videokonferenz einigte sich die Runde daher darauf, dass eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien in den kommenden beiden Monaten einen Vorschlag für den Umgang mit Fans bei bundesweiten Sportveranstaltungen erarbeiten soll. Söder stellte zumindest in Aussicht, dass durch die Arbeitsgruppe „kleine, schrittweise Möglichkeiten“ vereinbart werden könnten, eben vor Weihnachten. „Da gibt es schon eine Perspektive, allerdings nicht, dass die Stadien alle wieder voll werden.“ In erster Linie müsse man die Entwicklung der Infektionszahlen im Blick behalten. „Da muss schon ein Stück auf Sicht fahren“, so Söder.

Generell sollen Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist, sogar mindestens bis Ende Dezember 2020 nicht stattfinden. Der Profifußball ist davon jedoch nicht betroffen, da er sowohl ein schlüssiges Hygienekonzept erarbeitet hat als auch eine Kontaktverfolgung, beispielsweise über personalisierte Tickets gewährleisten kann. Die Einsetzung der Arbeitsgruppe bremst die Branche bei der angestrebten Teilzulassung von Zuschauern aber vorerst aus.

Die Einschränkungen treffen neben den Fußballclubs von der Bundesliga bis zur Regionalliga aber auch die Spitzenvereine im Handball, Basketball und Eishockey sowie weitere stark von Zuschauer-Einnahmen abhängige Sportarten empfindlich. Die Bundesligasaison im Handball soll am 1. Oktober beginnen, die Basketballer und die Kufen-Cracks in der Deutschen Eishockey-Liga wollen im November in die Spielzeit 2020/21 starten - jeweils mit Zuschauern.

Inwieweit schon vor dem 31. Oktober zumindest einige Hundert Fans zugelassen werden, blieb zunächst offen. Die Beschränkungen für Teilnehmer an solchen Veranstaltungen unterscheiden sich derzeit in den Bundesländern stark.

Dem Profifußball droht aber ein weiteres Problem von möglicherweise noch viel größerer Tragweite. Ab dem 1. Oktober sollen Reiserückkehrer aus Risikogebieten eine Corona-Quarantäne frühestens durch einen Test ab dem fünften Tag nach der Einreise in Deutschland beenden können. Das könnte massive Auswirkungen auf den Spielbetrieb in der Bundesliga und 2. Bundesliga haben, denn die Vereine stellen zahlreiche in- und ausländische Nationalspieler für die internationalen Partien ab.

Nach derzeitigem Stand wäre auch die DFB-Auswahl davon betroffen, die am 10. Oktober in der Ukraine spielt. Die Ukraine gehört zu einer Vielzahl von Ländern, die vom Robert Koch-Institut derzeit als Risikogebiet eingestuft worden sind. Im weiteren Saisonverlauf könnten auch Spiele in der Champions League und Europa League in Risikogebieten stattfinden, was dann Auswirkungen auf die Bundesligavereine hätte.

Die Hoffnungen der Branche auf ein Stück Normalität erfüllen sich damit zunächst nicht, obwohl es durchaus prominente Unterstützung für die Pläne einer Fan-Rückkehr gibt. So sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer dafür aus, Zuschauer zumindest in begrenztem Umfang wieder in die Bundesliga-Stadien zu lassen. „Die Bevölkerung versteht es nicht, wenn im Nahverkehr viele Menschen auf engem Raum unterwegs sein dürfen, aber ein Fußballspiel mit wenigen Zuschauern und großen Abständen nicht möglich sein soll“, sagte der CSU-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. Daraus wird nun vorerst nichts.

© dpa-infocom, dpa:200827-99-326984/8

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Erstellt:
27. August 2020, 10:50 Uhr

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