Mini-Olympia mit zehn Sportarten in Berlin: „Spektakulär“

dpa Berlin. Am Wochenende werden erstmals gleich zehn deutsche Meisterschaften in Berlin ausgetragen. Für viele Athleten beginnt mit den Finals die heiße Vorbereitungsphase auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

Mehr als 3300 Athleten kämpfen bei den Finals in Berlin um 202 Meistertitel. Foto: Bernd Thissen

Mehr als 3300 Athleten kämpfen bei den Finals in Berlin um 202 Meistertitel. Foto: Bernd Thissen

Mehr als 3300 Athleten kämpfen bei den Finals um 202 Titel, das Fernsehen setzt auf eine Dauerübertragung und Berlin will seinem Ruf als Sportmetropole gerecht werden. Die Erwartungen an die Premiere des Multisport-Events in der Hauptstadt sind enorm.

Gleich zehn deutsche Meisterschaften werden am Wochenende ausgetragen, ARD und ZDF sind rund 19 Stunden live dabei. Das Mini-Olympia soll jedoch nicht nur ein TV-Experiment werden - und gerade kleinere Verbände erhoffen sich ein Jahr vor den Sommerspielen in Tokio viel Interesse.

„Es hilft uns sehr weiter, deswegen finde ich es super“, sagte Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe im ZDF: „Es ist schön, dass der Zuschauer weiß, dass in Berlin am Wochenende viel Sport angesagt ist.“ Bei den Wettkämpfen der Kanuten sollen die spektakulärsten Bilder produziert werden, denn die nationalen Titelträger werden im Herzen der Stadt auf einer 160 Meter langen Sprintstrecke an der East Side Gallery ermittelt. „Das wird richtig spektakulär“, sagte Rauhe.

Für die Athleten entstehe „eine Art olympische Atmosphäre. Man kommt mit anderen Sportlern zusammen und kann vielleicht auch andere Sportarten ansehen“, sagte Rauhe. Chancen dazu gibt es viele. Leichtathleten, Schwimmer, Turner, Bahnradsportler, Bogenschützen und Boxer versammeln sich ebenso in Berlin wie Kanuten und Moderne Fünfkämpfer. Auch im Fahrrad-Trial und Triathlon sind an insgesamt acht verschiedenen Standorten in der ganzen Stadt Wettbewerbe angesetzt. „Ich finde das Projekt eine super tolle Idee. Das wird ein tolles Wochenende“, sagte Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte.

Gemeinsam mit den Sportfachverbänden und den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern soll ein Event entstehen, das es so noch nie gegeben hat. „Wir wollen die ganze Vielfalt des Sports abbilden“, sagte Axel Balkausky, Sportkoordinator bei der ARD. Dafür ist auch von Seiten der Sender enormer Aufwand nötig. „Wir müssen das Personal bündeln, damit wir das hier hinbekommen“, sagte Balkausky. Hunderte Mitarbeiter seien im Einsatz, um starke Bilder zu liefern. Mehr als 40 Stunden Live-Streaming wird es im Internet geben.

Im Zentrum der Finals stehen die Wettbewerbe der Leichtathleten im Olympiastadion. Sprint-Star Gina Lückenkemper kämpft am Samstag auf der markanten blauen Laufbahn um die 100-Meter-Krone, einen Tag später sind die Speerwerfer um Olympiasieger Thomas Röhler gefordert. Am Sonntag springt auch Ironman-Weltmeister Patrick Lange mit den Triathleten im Strandbad Wannsee ins Wasser, während Schwimm-Weltmeister Florian Wellbrock einen Tag eher auf seiner Goldstrecke über 1500 Meter in der Halle im Europasportpark antritt.

„Berlin ist das gute Wohnzimmer des deutschen Schwimmsports. Wir freuen uns sehr, dass unsere Sportler hier vor den eigenen Fans nochmal antreten dürfen“, sagte Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen vom Deutschen Schwimm-Verband. Die Stimmung vor dem Höhepunkt der Finals ist allgemein positiv, Kritik gab es nur vereinzelt. „Ich sehe das ein bisschen zwiegespalten und finde, dass jede Sportart auch für sich sehr attraktiv ist und es keine Massenveranstaltung sein sollte“, sagte Schwimm-Weltrekordler Paul Biedermann der Deutschen Presse-Agentur.

Noch unklar ist, ob es bei einem einmaligen Versuch bleibt, oder es 2020 eine weitere Auflage der Finals geben wird. Diskutiert werden könnte künftig nicht nur über mögliche andere Standorte, sondern auch über ein jährlich wechselndes Programm. „Wir haben kein Abo auf die Finals, würden es aber gerne auch wieder machen“, sagte Berlins Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) im Vorfeld bereits.

In jedem Fall soll das Event dazu genutzt werden, um Werbung für die Hauptstadt zu machen. Vielleicht sogar auch für eine mögliche weitere Olympia-Bewerbung in der Zukunft. „Berlin ist eine Sportmetropole und wir können Sport-Großveranstaltungen“, sagte Geisel, der vom Konzept voll überzeugt ist: „Es sind nachhaltige Meisterschaften, denn wir können sie auf bestehenden Sportstätten austragen.“

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Erstellt:
2. August 2019, 12:19 Uhr

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