Motoren röhren am Rettichkreisel wieder

Nach einem Jahr Pause gibt’s am kommenden Wochenende den 59. Rudersberger Motocross mit dem Finale der Seitenwagen-WM

Es war eine Zäsur: Im Vorjahr schaffte es der MSC Wieslauftal nicht, den 59. Rudersberger Motocross auf die Beine zu stellen. Vom 13. bis 15. September ist es nun aber so weit, die Fans der röhrenden Motoren kommen von Freitag bis Sonntag wieder voll auf ihre Kosten. Der Höhepunkt der Veranstaltung ist das mit Spannung erwartete Finale der Seitenwagen-Weltmeisterschaft, dazu gibt es den Seitenwagen-Veteranen-Cup und den Motocross-Pokal der Solo-Klasse.

Die besten Seitenwagengespanne der Welt legen sich nach einem Jahr Pause wieder auf der Strecke am Königsbronnhof ins Zeug. Archivfoto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Die besten Seitenwagengespanne der Welt legen sich nach einem Jahr Pause wieder auf der Strecke am Königsbronnhof ins Zeug. Archivfoto: A. Becher

Von Thomas Wagner

Ein Jahr ohne Seitenwagenspektakel auf der Motocross-Strecke am Rettichkreisel beim Königsbronnhof? Undenkbar eigentlich, richtete der Motorsportclub Wieslauftal doch seit 2005 ununterbrochen WM-Läufe aus und lockte Tausende Fans an.

Im vergangenen Jahr war’s aber so weit: Wegen finanzieller, personeller und organisatorischer Probleme musste die Veranstaltung abgesagt werden. Inzwischen hat sich der Verein neu aufgestellt, der neue Vorsitzende freut sich auf den 59. Rudersberger Motocross. „Wir sind alle hoch motiviert und guter Dinge, dass es eine tolle Veranstaltung wird“, berichtet Axel Siegle.

Der Schock des Vorjahres ist längst verdaut. „Der Aufschrei war groß nach der Absage“, sagt Siegle. Bei den Motocross-Fans sowieso, aber auch bei Rudersbergs Bevölkerung und den Sponsoren. Die Entscheidung sei teilweise auf Unverständnis gestoßen, blickt Siegle zurück: „Wir mussten viel reden und den Leuten klarmachen, dass wir vor der Wahl standen, einmal auszusetzen oder möglicherweise nie wieder einen WM-Lauf auszurichten.“

Mit der Absage 2018 begannen quasi die Vorbereitungen für dieses Jahr. „Wir haben einen Finanzplan erstellt und Kontakt aufgenommen zu den Verbänden“, erklärt Siegle und denkt an den ADAC, den Deutschen (DMSB) sowie den Internationalen Motorsport-Verband (FIM). Änderungen und Aufstockungen waren auch beim Personal nötig. Das Problem seien nicht die Helfer am Rennwochenende gewesen, sagt Siegle über die rund 350 Helfer, die an den drei Tagen im Einsatz sind: „Es fehlten Leute, die über einen längeren Zeitraum im Vorfeld der Veranstaltung dabei sind.“

Dem neuen Organisationsteam gehören erfahrene Motocross-Kämpen wie Martin Lindauer, Mario Esch und Rainer Fischer an. Rund ein Dutzend Leute zählten zum Langzeitgremium. „Die Verantwortung ist jetzt auf mehreren Schultern verteilt“, sagt der Vorsitzende und Ex-Seitenwagenfahrer Axel Siegle, der mit Florian Schrag einen seiner ehemaligen Beifahrer als Stellvertreter an seiner Seite hat.

Erfreulich verlaufen sei die Suche nach Sponsoren, verrät Siegle. Bei Rudersbergs Gewerbetreibenden sei der Verein kaum auf Ablehnung gestoßen und habe einige neue Partner gewonnen. Ein ganz wichtiger kommt nicht aus der Gemeinde: Kärcher ist ab sofort Hauptsponsor der Veranstaltung. „Das freut uns natürlich sehr“, sagt Siegle und lacht. „Es passt ja auch ganz gut: Wir machen die Motorräder dreckig und Kärcher macht sie sauber.“

Der internationale Motorsport-Verband plant fürs nächste Jahr einige Änderungen im Reglement, die bereits jetzt in Rudersberg zum Tragen kommen werden. Damit kam aufs Organisationsteam jede Menge zusätzliche Arbeit zu: Der MSC Wieslauftal muss mehr Waschmöglichkeiten für die Gespanne zur Verfügung stellen (20 Boxen mit jeweils dreimal drei Metern), das Fahrerlager vergrößern und die Rennstrecke auf mindestens acht Meter verbreitern.

Fahrerlager und Parklatz befinden sich ab sofort links der Landesstraße zwischen dem Rettichkreisel und Althütte. Das bedeutet, dass die Straße ab Freitag um 18 Uhr bis Sonntagabend für den Verkehr gesperrt werden muss. Immer enger ging’s in den letzten Jahren im Fahrerlager zu. Warum, erklärt Siegle: „In den Siebzigern kamen die Teams mit dem Auto und einem Anhänger, später mit dem Sprinter. Heute rollen die Topteams mit dem Sattelschlepper an.“ Der MSC hatte das nötige Glück, dass ihm eine Ausweichfläche auf einem Acker zur Verfügung gestellt worden ist.

Die Verbreiterung der Strecke stellte die Macher an der einen oder anderen Stelle vor Probleme, so musste ein großer Felsen aus dem Untergrund gemeißelt werden: „Zum Glück haben uns Firmen ihre Gerätschaften zur Verfügung gestellt, das hätten wir sonst nicht bezahlen können.“ Das personalintensive Freischneiden der Bäume hat die Firma Noller übernommen, „jetzt können sich unsere Leute auf andere Aufgaben konzentrieren“. Bis auf den Streckenaufbau, um den sich die Helfer im Laufe dieser Woche kümmern, sind sämtliche Aufgaben erledigt. „Es ist ein gutes Gefühl, einen Haken nach dem anderen zu setzen“, sagt Siegle. Fehlt nur noch das perfekte Wetter, damit die erhofften 5000 bis 6000 Motocross-Fans am Sonntag und über die drei Tage hinweg sogar 15000 bis 20000 an den Königsbronnhof pilgern.

Neben der WM werden weitere Spektakel geboten: samstags der international besetzte Deutsche Seitenwagen-Veteranen-Cup und sonntags die Solo-Klasse, in der eine Reihe von Lokalmatadoren am Start sind. Mit einem Auge blickt Siegle schon auf 2020: „Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass wir wieder einen WM-Lauf bekommen werden.“ Der würde dem MSC gut zu Gesicht stehen beim kleinen Jubiläum, dem 60. Rudersberger Motocross.

Info
Tickets sind erhältlich

Tickets an den Tageskassen für das komplette Wochenende kosten für Erwachsene ab 16 Jahren 22 Euro. Jugendliche (12 bis 15 Jahre) bezahlen 10 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt.

Wer die Eintrittskarten im Vorverkauf bei der Agip-Tankstelle Elsser (Heilbronner Straße 75 in Rudersberg) oder bei der Avia-Tankstelle Friz (Daimlerstraße 1 in Berglen-Erlenhof) erwirbt, spart zwei Euro.

Am Freitag- und Samstagabend gibt es Livemusik im Festzelt. Weitere Informationen wie der Zeitplan sind im Internet unter www.msc-wieslauftal.de zu finden.

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Erstellt:
10. September 2019, 11:30 Uhr

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