FC Bayern zwischen Titel-Spaß und Geisterspiel-Sorge

dpa München. Thomas Müller und Jérôme Boateng sind beim FC Bayern wieder total wichtig. Beim Arbeitssieg gegen Augsburg glänzen die beiden von Joachim Löw aussortieren Ex-Weltmeister. Bei aller Freude über die ausgebaute Tabellenführung gibt es aber auch eine Sorge.

Thomas Müller brachte die Bayern mit seinem Treffer gegen den FC Augsburg in Führung. Foto: Matthias Balk/dpa

Thomas Müller brachte die Bayern mit seinem Treffer gegen den FC Augsburg in Führung. Foto: Matthias Balk/dpa

Unbeschwert konnten die müden Bayern-Stars den perfekten Spieltag nicht genießen. In die Freude über die ausgebaute Tabellenführung durch das 2:0 gegen den FC Augsburg mischte sich auch die Sorge, wie sich das neuartige Coronavirus auf die kommenden Titelkampf-Wochen auswirkt.

„Wir haben ein bisschen darüber diskutiert. Das ist natürlich schon bitter für sehr viele Branchen, die darunter leiden. Bisher hat der Fußball noch nicht so darunter gelitten“, sagte Führungskraft Joshua Kimmich.

Die Folgen der Lungenkrankheit könnten dem spannenden Meisterschaftsrennen, in dem der deutsche Fußball-Rekordmeister seinen Vorsprung ausbaute, einen Stimmungsdämpfer verpassen. Hinter den Bayern (55 Punkte) und Dortmund (51) folgen Leipzig (50), Leverkusen (47) und Gladbach (46), das noch ein Nachholspiel hat. „Dass es so schnell passiert ist, dass wir von vier Punkten Rückstand auf vier Punkte Vorsprung gekommen sind, ist für uns super-erfreulich“, stellte Thomas Müller auch ohne meisterliche Gala gerne fest. Der 30-Jährige freute sich auf zwei trainingsfreie Tage: „Ich bin wirklich k.o.“

Müller war am Sonntag mit seinen 2014er Weltmeisterkollegen Jérôme Boateng und Manuel Neuer entscheidend am Arbeitssieg im Derby beteiligt. Mit einer Co-Produktion sorgten die vor einem Jahr von Bundestrainer Joachim Löw aussortierten Nationalspieler für das wegweisende Führungstor. Nachdem die beiden langjährigen Bayern-Profis unter Hansi Flicks Vorgänger Niko Kovac nur in Nebenrollen auftreten durften, sind sie jetzt wieder eminent wichtig.

„Das hat das Spiel aufgemacht, das war hervorragend gemacht“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Sie spielen beide sehr, sehr gut - wie überhaupt die ganze Mannschaft.“ Ein feiner langer Pass von Boateng fand Müller, der zum 116. Bundesligator im 343. Spiel veredelte. „Ich habe nie an den Qualitäten von Thomas gezweifelt“, sagte Leon Goretzka, der mit dem späten 2:0 alles klar machte.

Müller gab sich nach seinem 22. Scorerpunkt dieser Liga-Saison gerne als „kleiner Klugscheißer“ und stufte den fein herausgespielten sechsten Saisontreffer als „einfach“ ein. „Jérôme hat die Übersicht und das feine Füßchen für Spielverlagerungen und für den Tiefpass“, beschrieb es Müller. „Der Laufweg hat gepasst. Es war tatsächlich ein schönes Tor.“ Kritisch sah der 30-Jährige dagegen fehlende „Killermentalität“ und „Kaltschnäuzigkeit“ sowie „behäbige“ Laufwege.

In der Schlussphase rettete dann Neuer mit den Sieg gegen erst spät aufmüpfige Schwaben. „Das war mit Sicherheit nicht die beste Leistung, die wir vom FC Bayern gesehen haben“, sagte Kapitän Neuer im Bayerischen Fernsehen. Unter dem Strich zeigten sich die Bayern aber als Pragmatiker. „Wenn du Titel gewinnen willst, musst du eben genau an solchen Tagen drei Punkte mitnehmen“, bilanzierte Goretzka.

Trainer Flick freute sich über das vierte Spiel am Stück ohne Gegentor, ansonsten sah er reichlich Steigerungspotenzial. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und den drei Punkten - und alles andere werden wir besser machen“, versicherte der 55-Jährige.

Für Flick sind Spiele ohne Fans, vor allem so emotionsgeladene Partien wie das Derby zwischen Dortmund und Schalke „schwer vorstellbar“. Auch für die Stars. „Die Fans machen es besonders. Gerade als Kind träumt man davon, in großen Stadien vor vielen Zuschauern zu spielen. Da würde sehr viel wegbrechen“, sagte Kimmich.

Seine Mitspieler Neuer, Boateng, Müller, David Alaba oder Robert Lewandowski haben immerhin schon Erfahrung mit einem Geisterspiel. Im Jahr 2014 gewannen die Münchner in der Champions League bei ZSKA Moskau mit 1:0. Nach dem Fehlverhalten von ZSKA-Fans waren damals keine Zuschauer zugelassen.

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Erstellt:
9. März 2020, 04:45 Uhr

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