French-Open-Dominator Nadal im „Garten Eden von Federer“

dpa Paris. Mit seinem 13. French-Open-Triumph holt Tennisstar Rafael Nadal seinen 20. Grand-Slam-Titel und schließt zu Roger Federer auf. Der Gedanke an diese Bestenliste treibt die großen Drei des Sports in ihrer Rivalität an. Wer wird der erfolgreichste Champion?

Rafael Nadal umarmt seinen Pokal. Mit seinem Sieg in Paris hat er zum 13. Mal die French Open gewonnen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Rafael Nadal umarmt seinen Pokal. Mit seinem Sieg in Paris hat er zum 13. Mal die French Open gewonnen. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Die prompte Gratulation von Roger Federer freute Rafael Nadal. Respektvoll hatte der Tennis-Gentleman ihn aus der Ferne sofort zum 20. Grand-Slam-Titel beglückwünscht.

Der Schweizer nannte es sogar eine „große Ehre“, seinen langjährigen spanischen Rivalen würdigen zu dürfen, dabei war er selbst gerade seinen Status als alleiniger Grand-Slam-Rekord-Turniersieger losgeworden. Der Wettstreit, wer in dieser herausragenden Tennis-Ära und außergewöhnlichen Konstellation der erfolgreichste Champion bei den vier wichtigsten Turnieren ist, hat sich mit Nadals French-Open-Triumph intensiviert.

Mit ein wenig Abstand zu seinem 13. Paris-Coup gab der Spanier zu, dass ihn diese ewige Bestenliste antreibt. Natürlich würde er seine Karriere sehr gern einmal als Spieler mit den meisten Grand Slams beenden, räumte er ein: „Daran gibt es keinen Zweifel.“ Natürlich bedeute es ihm viel, nun auf einer Stufe mit Federer zu stehen: „Ich bin ein großer Fan der Geschichte des Sports im Allgemeinen.“

Bei der emotionalen Siegerehrung auf dem Court Philippe Chatrier hatte er den Rekord noch als unwichtig beiseite gewischt. Mit dem erstaunlich überlegenen 6:0, 6:2, 7:5 gegen Novak Djokovic, der Nummer eins der Welt, zog Nadal mit Federer gleich. „Nadal erreicht den Garten Eden von Federer“, dichtete das spanische Blatt „El País“.

Wird der 34-Jährige bald allein die Bestmarke halten? Federers Zeit als aktiver Tennis-Gigant dürfte normalerweise als erste ablaufen. Der 39-Jährige ist der Älteste aus dem Ü30-Trio, das seit Jahren das Spitzentennis dominiert. Djokovic (33) hat als Jüngster der sogenannten „Big Three“ womöglich noch die die längste Zukunft auf den größten Courts vor sich. Auch der Serbe strebt nach dem Rekord. Hätte er in Paris triumphiert, wäre er mit 18 Grand-Slam-Titeln sehr dicht an die 19 (in dem Fall dann Nadal) und 20 (Federer) gerückt.

Daran war beim spektakulären Abschluss dieser ungewöhnlichen zwei Roland-Garros-Wochen nicht zu denken. Wie bei Federer hatte es auch bei Nadal mal Diskussionen gegeben, ob seine Erfolgsjahre nicht vorbei seien. Doch es sind Siege wie dieser gegen Djokovic, die Nadal Respekt verschaffen. Ein Ende der Paris-Dominanz des besten Sandplatzspielers war auch diesmal nicht in Sicht, so kompliziert die Umstände in der Corona-Krise und im ungemütlichen Herbst auch waren.

„Es macht keinen Sinn, die French Open Mitte Dezember am Nordpol auf gefrorenem Boden mit einem tonnenschweren Ball zu veranstalten - auch bei diesem Turnier würde Rafael Nadal bestehen“, schrieb die französische Zeitung „L'Équipe“. „Le Monde“ lobte: „Rafael Nadal verlängert in Roland Garros seine Regentschaft bis ins Unendliche.“

Als „eher außerirdisch als menschlich“ erscheinen die Statistiken mit 100 Einzel-Siegen bei zwei Niederlagen der italienischen „Gazzetta dello Sport“. „La Repubblica“ formulierte am Montag: „Als Nadal erstmals auf dem Platz von Roland Garros gewann, gab es Twitter noch nicht, YouTube war weniger als ein Jahr alt, und die Kinder spielten auf der PlayStation 2. Es war das Jahr 2005.“

Voraussichtlich in acht Monaten kann der Mallorquiner seine Paris-Geschichte fortschreiben. Kein anderer hat annähernd so viele Titel bei einem Grand Slam geschafft. Federer, der nach seinen Knieproblemen seine Saison frühzeitig beendete und im nächsten Jahr wieder angreifen will, triumphierte achtmal in Wimbledon. Djokovics bevorzugtes Terrain sind mit acht Titeln die Australian Open.

Nadal legte sich am Sonntag nicht fest, ob er in Melbourne Anfang 2021 dabei sein wird. Wegen der Coronavirus-Pandemie sollen die Spieler dort bei der Anreise 14 Tage vorher in Hotel-Quarantäne. „Man muss jetzt zu jeder Zeit die richtigen Entscheidungen treffen“, sagte der Weltranglisten-Zweite und kündigte an, sich Gedanken darüber zu machen. Er ließ offen, ob er in diesem Jahr überhaupt noch mal antritt und auch, ob er die ATP-WM Mitte November in London spielt.

Klar und deutlich dagegen sagte er: „Wir spielen weiter.“ Er meinte sich und Federer. Der Schweizer schrieb in den sozialen Netzwerken, er hoffe, Nummer 20 sei nur ein weiterer Schritt auf ihrer Reise. Wer der erfolgreichste Champion bei Grand Slams wird, ist ein faszinierendes Rätsel, das noch länger offen bleibt.

© dpa-infocom, dpa:201011-99-908151/4

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Erstellt:
12. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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