Nach schwachem DHB-Debüt: Gislason erwartet Steigerung

dpa Tallinn. Deutschlands Handballer tun sich im ersten Pflichtspiel seit Ende Januar äußerst schwer. Bundestrainer Gislason gibt sich dennoch milde und setzt auf den Zeitfaktor. Schon am Sonntag steht die nächste Aufgabe an.

War mit seinem Debüt als Handball-Bundestrainer nur bedingt zufrieden: Alfred Gislason. Foto: Bernd Thissen/dpa

War mit seinem Debüt als Handball-Bundestrainer nur bedingt zufrieden: Alfred Gislason. Foto: Bernd Thissen/dpa

Nach dem schwachen Auftritt der deutschen Handballer beim mühevollen 25:21 (9:13)-Auftaktsieg in der EM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina erwartet Bundestrainer Alfred Gislason in Estland am Sonntag (15.15 Uhr/ZDF) eine deutliche Steigerung.

„Wir wollen eine bessere Leistung bringen“, sagte der 61 Jahre alte Isländer nach seinem durchwachsenen Debüt. Am Samstag fliegt der DHB-Tross nach Tallinn, wo sich die komplette Mannschaft einem Corona-Test unterziehen und bis zur Vorlage der Ergebnisse auf dem Hotelzimmer in Isolation begeben muss. „Für uns sind zwei Etagen geblockt“, berichtete Sportvorstand Axel Kromer am Freitag.

Mit an Bord sein werden Torwart Till Klimpke von der HSG Wetzlar und Rückraumspieler Paul Drux von den Füchsen Berlin, die für Silvio Heinevetter beziehungsweise Fabian Böhm in den Kader rückten. „Beide Wechsel haben nichts mit den Leistungen zu tun. Wir wollen die Belastungen verteilen“, begründete Kromer.

Eigentlich wollte der WM-Vierte erst am Spieltag anreisen, doch die strengen Corona-Regeln in Estland lassen eine kurzfristige Anreise nicht zu. „Wir hatten extra einen Charterflieger gebucht“, sagte Kromer. Ungeachtet der Begleitumstände erwartet er wie Gislason einen anderen Auftritt als am Donnerstag in Düsseldorf: „Wir sollten eine Schippe drauflegen.“

Das erste Spiel als Bundestrainer nach neunmonatiger Wartezeit hatte sich Gislason ganz anders vorgestellt - vor allem vor der Pause. Da war der WM-Vierte nur ein Schatten seiner selbst. Die Torhüter waren nicht der gewohnte Rückhalt, die Abwehr offenbarte ungewohnte Lücken, und im Angriff wurde viel verballert.

Dennoch gab sich Gislason in der Analyse ungewohnt milde - und suchte die Schuld mehr bei sich als bei seinen Schützlingen. „Natürlich war ich von der Leistung in der ersten Halbzeit enttäuscht. Aber ich mache den Spielern keinen Vorwurf. Wir sind nach langer Zeit endlich einmal wieder zusammengekommen und hatten nur zwei Trainingseinheiten. Man hat gesehen, dass die Dinge, die ich neu einarbeiten wollte, schlechter gelaufen sind als das, was von früher eingespielt war“, resümierte Gislason.

Seinem Team fehlte im ersten Pflichtspiel nach 282 Tagen der Rhythmus - und vor leeren Rängen in den schweren Phasen auch die Unterstützung der Fans. „Man muss sich erst einmal wieder daran gewöhnen, ein Länderspiel zu haben. Und dann auch noch ohne Zuschauer. Die hätten sicher geholfen“, sagte Melsungens Abwehrspezialist Finn Lemke. „Aber das darf nicht als Ausrede gelten.“ Sein Teamkollege Timo Kastening drückte es etwas drastischer aus: „Das war nichts. Es war eine Art Lähmung in der Mannschaft. Wir sind froh, dass wir am Ende trotz der trostlosen Kulisse noch zwei Punkte geholt haben.“

Mitten in der zweiten Welle der Coronavirus-Pandemie hatte die DHB-Auswahl offenbar Probleme, sich zu 100 Prozent auf den Sport zu fokussieren. Kein Wunder, hatte der Gegner doch gleich zwölf Corona-Ausfälle zu beklagen. „Wir haben alle ein bisschen Angst, quer durch Europa zu reisen“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek vom deutschen Rekordmeister THW Kiel. „Es gibt derzeit Wichtigeres als Handball.“

Dennoch geht es am Sonntag in Tallinn weiter. „Da wird es auch nicht einfach“, prophezeite Gislason vor dem ersten Länderspiel gegen Estland. Kapitän Uwe Gensheimer ließ jedoch keinen Zweifel an der Einstellung der Mannschaft: „Wir haben den Anspruch, die Dinge besser zu machen.“

© dpa-infocom, dpa:201106-99-236000/3

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Erstellt:
6. November 2020, 12:55 Uhr

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